Sportpolitik:Innenminister fordern Millionen-Fonds von Fußball-Klubs

Polizeieinsatz im Fußballstadion

Bisher trägt der Steuerzahler die kompletten Kosten der Polizeieinsätze bei Fußball-Spielen.

(Foto: dpa)
  • Die Innenminister der Bundesländer Bremen und Rheinland-Pfalz schlagen die einrichtung eines Fonds vor, über den sich die Deutsche Fußball-Liga an den Kosten für Polizeieinsätze beteiligt.
  • Das Oberverwaltungsgericht urteilte vor zwei Monaten, dass eine Forderung des Bundeslandes Bremen rechtens ist. Die DFL ging in die nächste Instanz.
  • Die SPD-Minister werfen dem Fußball vor, sich dem Problem grundsätzlich zu verweigern.

Von Johannes Aumüller, Mainz

Die Länder Bremen und Rheinland-Pfalz fordern, dass sich die Deutsche Fußball Liga (DFL) über einen Fonds jährlich im zweistelligen Millionenbereich an den Kosten für Polizeieinsätze bei sogenannten Hochrisikospielen beteiligt. Das erklärten Bremens Innensenator Ulrich Mäurer und sein rheinland-pfälzischer Amtskollege Roger Lewentz (beide SPD) am Montag in Mainz. Mit der Einrichtung eines solchen Fonds soll zugleich der Rechtsstreit zwischen dem Land Bremen und der DFL enden, sagte Mäurer.

Schon seit Jahren wächst die Kritik daran, dass die deutschen Profiklubs einerseits immer neue Umsatzrekorde einfahren und zugleich im Zusammenhang mit Fußballspielen immer mehr Polizeistunden notwendig werden, für die der öffentliche Haushalt aufkommen muss. Das gilt insbesondere bei Hochrisikospielen, also bei Partien, bei denen die Gefahr gewalttätiger Auseinandersetzungen erhöht ist. Das Land Bremen hatte nach dem Nord-Derby zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV im Jahr 2015 einen Gebührenbescheid über 425 000 Euro an die DFL weitergeleitet. So hoch waren die Mehrkosten für den Polizeieinsatz gegenüber einem normalen Spiel. Die DFL weigerte sich zu zahlen. Vor zwei Monaten bestätigte das Oberverwaltungsgericht, dass der Bescheid rechtens sei. Die Liga zog daraufhin vors Bundesverwaltungsgericht, eine Entscheidung fällt wohl erst in einem Jahr.

Ein solcher Fonds war schon früher im Gespräch gewesen. Wie viel Geld genau fließen soll, sagten die SPD-Politiker nicht. Hochrechnungen sind unter anderem deswegen schwierig, weil die Zahl der Hochrisikospiele pro Jahr variiert und nicht alle gleich viel Mehraufwand bedeuten. In der Saison 2016/17 gab es nach DFL-Angaben in der ersten und zweiten Liga 58 Hochrisikospiele. Gemessen an den Gebühren fürs Nord-Derby von 2015 liefe das also auf eine Größenordnung von zirka 25 Millionen Euro heraus. Mäurer wollte keine konkrete Zahl nennen, sondern hielt allgemein fest: "Das Problem ist, dass sich die DFL grundsätzlich verweigert und sagt: ,Wir sind König Fußball und wir denken gar nicht daran, auch nur einen Cent zu zahlen.'"

Die beiden SPD-Politiker wollen das Thema bei der Konferenz der Innenminister Anfang Juni einbringen. Eine Mehrheit erwarten sie nicht. Die Innenminister der Union wollen erst einmal die Entscheidung des Gerichtes abwarten, sagte der mecklenburg-vorpommernsche Ressortchef Lorenz Caffier. Die DFL teilte mit, sie habe von dem Vorschlag bislang nur aus den Medien erfahren. "Der Ausgangspunkt des Fußballs ist und bleibt es, die Einsatzstunden der Polizistinnen und Polizisten zu reduzieren. Dies gilt von der Bundesliga bis in untere Spielklassen, die nicht im Verantwortungsbereich der DFL liegen."

Womöglich liegt in diesem Fonds-Vorschlag eine Kompromiss-Idee. Sollte das Bundesverwaltungsgericht Bremen Recht geben, wäre es zwar nicht automatisch so, dass die Liga für alle Hochrisikospiele bundesweit zahlen müsste. Jedes einzelne Bundesland müsste ein entsprechendes Gesetz erlassen wie die Bremer - und bisher kommt ein diesbezügliches Signal nur aus Rheinland-Pfalz. Aber im Fall eines Bremer Sieges vor dem Bundesverwaltungsgericht könnte in vielen Ländern entsprechender politischer Druck entstehen, ebenfalls Gebühren einzufordern.

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