Sportpolitik:Geld von oben

Eine ARD-Doku erhärtet den Korruptionsverdacht bei den umstrittenen Fußball-WM-Vergaben an Russland und Katar. Zudem wird bekannt, dass das Fernsehteam für Stunden in Gewahrsam genommen worden war.

Schritt für Schritt ebnet die sogenannte Fußballfamilie Sepp Blatters Weg in die fünfte Amtszeit. Dessen drei Herausforderer, die bei der Präsidentenwahl am 29. Mai beim Fifa-Konvent in Zürich gegen ihn antreten wollen, erhielten jüngst bei den Erdteil-Kongressen in Asien und der Karibik nicht einmal das Rederecht, um ihre Kandidaturen vorzustellen.

Den Eindruck, dass klassische Fifa-Formeln wie "Respekt" und "Fairplay" um Begriffe wie "Ethikkommission" und "Reform" zu erweitern sind, unterstreicht eine ARD-Dokumentation. Der Beitrag "Der verkaufte Fußball - Blatter und die Macht der Fifa" präsentierte Montagabend weitere Verdachtsmomente; zu Vorgängen bei den WM-Vergaben an Russland 2018 und Katar 2022 sowie zum Umgang mit den beliebten Entwicklungshilfegeldern der Fifa. Ein Fifa-Vorstand aus Südosteuropa, der an der Kür von Russland 2018 und Katar 2022 beteiligt war, räumt Geschäftsbeziehungen mit führenden Rohstofffirmen dieser Länder im Zeitraum der WM-Vergaben ein. Der Funktionär ist über einen Familienkonzern selbst im Energiesektor tätig.

Blatters Wiederwahl ist umstritten, gilt aber dank der Stimmpakete aus vielen Kleinstaaten als gesichert. Vor dem Hintergrund besitzt die im Film dokumentierte Handhabung von Fifa-Fördermitteln durch einen ostafrikanischen Verbandschef aktuelle Brisanz. Die ARD-Rechercheure präsentieren Bankpapiere, die Geldeingänge vom Weltverband sowie Bar- abhebung durch den Funktionär belegen sollen. Nachfragen bei den zuständigen Fifa-Stellen seien ergebnislos geblieben.

Bei Aufnahmen zu den Lebensumständen von Gastarbeitern in Katar wurde das TV-Team für Stunden in Gewahrsam genommen und nach fünf Tagen außer Landes gelassen; ohne technisches Gerät.

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