Sportpolitik:Gegen  Betrug und Manipulation

Ein neues Gesetz erhebt die "Integrität des Sports" in den Rang eines Guts, das so schützenswert ist wie Geldvermögen.

Von Javier Cáceres, Berlin

Es war kein großer Publikumsrenner, der in der Nacht zum Freitag im Bundestag geboten wurde - zumindest, wenn man die Zuschauerzahlen zugrunde legt. "Liebe zwei Zuhörerinnen und Zuhörer auf den Tribünen!", scherzte der Sozialdemokrat Johannes Fechner, als er die Aussprache zu einem Gesetzentwurf eröffnete, der ein Thema behandelt, das die Massen durchaus beschäftigt: die Verzerrung von Sportwettbewerben. Es war freilich auch schon weit nach Mitternacht, als das Plenum die Debatte aufnahm - und das Gesetz gegen Manipulation und Betrug im Sport verabschiedete, gegen die Stimmen der Grünen und bei Enthaltung der Linken.

Das Gesetz erhebt die "Integrität des Sports" in den Rang eines Guts, das so schützenswert ist wie Geldvermögen. Daraus folge die Notwendigkeit, Manipulationen im Sport mit dem Strafrecht zu begegnen. Andere Maßnahmen hätten "nicht gegriffen", argumentierte Justizminister Heiko Maas (SPD). Konsequenz: Sportlern, Trainern und Schiedsrichtern wird bei Wettmanipulationen künftig mit Geldbußen und in besonders schweren Fällen sogar mit bis zu fünf Jahren Gefängnis gedroht. Zudem erlaubt das neue Gesetz den Behörden, auch auf so invasive Ermittlungsinstrumente wie Durchsuchungen oder Telefonüberwachung zurückzugreifen.

Die Kritik von den Grünen entzündet sich am Grundsätzlichen. Es sei falsch, einen so ätherischen Begriff wie "Integrität" im Strafrecht zu verankern, sagte die Grünen-Abgeordnete Renate Künast. Sie fragte, ob künftig auch der European Song Contest strafrechtlich geschützt werden müsse. Es sei im Übrigen auch nicht einzusehen, dass die Allgemeinheit finanziell und personell regeln müsse, "was der Sport mit seinem Geld selbst tun" könnte und müsste. "So wie es in einem berühmten Lied heißt: ,Es kann die Befreiung der Arbeiter nur das Werk der Arbeiter sein', heißt es hier: Es kann die Integrität des Sportes nur das Werk des Sportes sein", sagte Künast.

Damit die Staatsanwaltschaften nicht unter einer Flut von Fällen ersticken, werden Amateursport-Manipulationen vom neuen Gesetz nur erfasst, wenn kommerzielle Wetten im Spiel sind. Somit muss auch André Hahn (Linke) keine Strafverfolgung befürchten, nachdem er nun im Plenum gestand: "Ich habe immer versucht, Elfmeter zu schinden!"

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