Sportdirektor des FC Ingolstadt:Thomas Linke: "Bayern München ist ein Haifischbecken"

Oral und Linke übernehmen sportliche Leitung in Ingolstadt

Zeigt sich nicht oft vor Kameras: Sportdirektor Thomas Linke vom FC Ingolstadt.

(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Vor seiner Rückkehr nach München spricht der Sportdirektor des FC Ingolstadt über die Vorzüge seines Vereins und warum robuste Verteidiger nie aussterben.

Von Philipp Schneider und Markus Schäflein

Am Samstag trifft Thomas Linke, Sportdirektor beim Fußball-Erstligisten FC Ingolstadt, mit seiner Mannschaft auf den FC Bayern München - den Klub, in dem er von 1998 bis 2005 seine erfolgreichsten Jahre als Innenverteidiger verbrachte. "Ich habe keine Angst. Wir werden sicher so spielen wie immer. Interessant wird es zu sehen, ob das umsetzbar ist", sagt der 45-Jährige im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Freitagausgabe).

Das beim Aufsteiger praktizierte kräfteraubende Pressing, das er gemeinsam mit Trainer Ralph Hasenhüttl für das Team erdacht habe, sei ein System, dass er in seiner Zeit als Profi auch gerne gespielt hätte. "Für die Stürmer ist das System ja wesentlich anstrengender als für die Abwehrspieler", sagt Linke: "Die Stürmer müssen sehr gut attackieren, damit der Gegner wenig Zeit hat, den Ball in die Schnittstellen zu spielen. So wird er gezwungen, lange Bälle zu spielen. Und als Innenverteidiger, wenn du kopfballstark bist, kommt dir das entgegen. Du musst nicht immer wieder ins Sprintduell."

Dass Linke von der Öffentlichkeit weitaus weniger wahrgenommen wird als Trainer Hasenhüttl, sei durchaus so beabsichtigt, erzählt Linke. "Mein Weg war nie der, dass ich vor der Kamera stehen muss. Schon als Spieler nicht, da stand ich eher mal nach einer Niederlage zur Verfügung. Im Erfolgsfall habe ich die anderen vorgelassen. Ich bin keiner, der die Öffentlichkeit braucht oder genießt." Sollte er sich wesentlich extrovertierter zeigen als bisher, "würden die Leute doch sagen: Der Linke ist in der Midlife-Crisis!"

Einstieg fällt bei kleinen Vereinen leichter

Grundsätzlich sei er sehr zufrieden mit dem Karriereweg, den er beim FC Ingolstadt eingeschlagen hat, sagt Linke. Das alternative Karrieremodell, als ehemaliger Profi des FC Bayern sofort eine Anstellung beim Rekordmeister zu finden, war im Fall von Christian Nerlinger (Sportdirektor von 2009 bis 2012) bekanntlich nicht von Dauer.

"Ich weiß nicht, wie er das im Nachhinein sieht. Ob er das noch mal so machen würde. Das weiß ich nicht. Bayern München ist ein Weltverein, aber auch ein Haifischbecken. Ich glaube nicht, dass jeder Tag für Christian leicht war", sagt Linke: "Man sollte beim Einstieg zunächst einen Ort finden, an dem Fehler nicht so schwer wiegen."

Außerdem spricht der 43-malige Nationalspieler, der 2002 im WM-Finale stand, über die Entwicklung des Fußballs in den vergangenen Jahren. "Die Spieler an sich sind ja nicht schneller geworden", sagt Linke. Die robusten Spielertypen wie Jens Nowotny, Christian Wörns und er selbst seien mitnichten ausgestorben.

Nur müssten sie sich heutzutage überlegen: "Wann grätsche ich, wann grätsche ich nicht? Weil heute allein schon die Dynamik, die einer Grätsche innewohnt, darüber entscheidet, ob der Schiedsrichter pfeift oder nicht." Linke rät: "Man muss versuchen, gar nicht mehr zu grätschen!"

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