Sport-Rückblick 2017:Titel, Tränen, Turbulenzen

Fünfmal Gold für Dahlmeier, vier Tore für Schalke und Klitschkos Abschied in Würde: Das waren die prägenden Sport-Momente des Jahres 2017.

Gesammelt von der Sportredaktion

1 / 13

Klitschkos Abschied in Würde

Britain Boxing Joshua Klitschko

Quelle: picture alliance/AP Photo

90 000 Menschen, Wembleystadion und in der Mitte ein Boxring: Was sich am 29. April in London abspielte, hatte das Boxen schon seeeeehr lange nicht mehr erlebt. Das fing schon damit an, dass mit Anthony Joshua, 28 Jahre alt, wieder ein Gentlemen im Schwergewicht aufgetaucht ist und ausnahmsweise kein Pöbler. Einst war er selber Sparringspartner von Wladimir Klitschko, nun stieg er gegen sein Vorbild in den Ring.

Klitschko, 41 Jahre alt, wollte nach seiner überraschenden Niederlage gegen Tyson Fury noch einmal Weltmeister werden und dann boten sich elf Runden, die Poesie verdient haben: In der fünften Runde hatte der Brite Dr. Steelhammer zu Boden gebracht, doch Klitschko kam wieder. In der sechsten Runde war er blitzregeneriert und plötzlich fiel Joshua um. In der elften Runde wankte Klitschko mehrmals und verlor schließlich per technischem K.o. . Es war ein Kampf voller Hingabe, und der Ukrainer ging selbst aus der Niederlage als Sieger hervor. Drei Monate später beendete er seine lange Karriere - mit so einer Vorstellung kann man sich durchaus verabschieden. Saskia Aleythe

2 / 13

Fünfmal Gold für Dahlmeier

Laura Dahlmeier

Quelle: dpa

Irgendwann fing Laura Dahlmeier an, über Alkohol zu referieren. Wer gleich sechs WM-Medaillen gewinnt, fünf in Gold und eine in Silber, muss viele Fragen beantworten und dann machte sie also einen Scherz: Goasmaß sei in ihrer Trinkflasche, sagte Dahlmeier, übersetzt: Ziegenliter, eine Mischung aus Bier, Cola und Kirschlikör, ein recht beflügelndes Gesöff also.

Natürlich hat die 24-Jährige damals höchstens bei der Siegerehrung am Sekt genippt, für andere Ausartungen war die WM viel zu anstrengend. Im österreichischen Hochfilzen eilte sie im Februar von Sieg zu Sieg, es waren die Laura-Dahlmeier-Festspiele. Zwei Mal brach sie im Ziel mit Kreislaufproblemen zusammen, doch, so ließ sie über den Mannschaftsarzt ausrichten: Ihr Opa habe immer gesagt, sie sei ein zähes Luder. Keine Sorge also. Und als alles vorüber war, wollte Dahlmeier nur eins: Am liebsten gleich wieder zum Klettern in die Berge. Was man sich nach so einer Anstrengung dann auch verdient hat - sie ist nun die erfolgreichste Biathletin bei einer einzelnen WM. Saskia Aleythe

3 / 13

Das Tor des Jahres von Olivier Giroud

Arsenal v Crystal Palace - Premier League

Quelle: Getty Images

Gary Lineker schafft es manchmal, in einem Tweet ein ganzes Fußball-Gefühl zu transportieren. Am 1. Januar schrieb der Ex-Fußballer und TV-Moderator: "Ohne Zweifel das beste Tor in diesem Jahr." Lineker wusste natürlich, dass noch 364 Tage folgen sollten mit Zehntausenden Toren. Doch wenn nicht alles täuscht, hat er Recht behalten. Das Tor von Olivier Giroud blieb einzigartig.

Der Franzose des FC Arsenal sprintete bei einem Konter gegen Crytal Palace nach vorne, Alexis Sánchez schlug eine lausige Flanke, der Ball segelte in Girouds Rücken. Deshalb streckte er sein linkes Bein über seinen Rücken nach oben. Es sah ein wenig aus wie die Bielmann-Pirouette beim Eiskunstlaufen, wo die Athletinnen ein Bein und die zwei Arme über den Kopf zusammenführen. Giroud traf mit der Hacke den Ball, derart abgelenkt flog er an die Unterkante der Latte ins Netz zum 1:0. Ein Kunstwerk. Und Giroud wusste bereits: "Das war sicherlich Zufall in dem Sinne, als dass niemand ernsthaft hoffen kann, das wiederholen zu können." Thomas Hummel

4 / 13

Gefeierter Aufstieg im Ländle

VfB Stuttgart's Simon Terodde celebrates scoring their second goal Daniel Ginczek

Quelle: REUTERS

Der VfB Stuttgart ist für viele Schwaben keine Ersatzreligion, aber scho au wichdig im Läba. Wenn der Herzensklub dann mal absteigt, bruddelt man nur kurz vor sich hin und findet schnell wieder Trost bei der Kehrwoche, beim Häuslebau oder beim Nationalgericht, Linsen mit Spätzle und Saitewürstle. Dass die Rückkehr des VfB in die erste Liga am 21. Mai dieses Jahres auf exakt den gleichen Tag fiel, wie der erste Aufstieg vierzig Jahre davor nahmen die Stuttgarter deshalb auch gleichmütig hin, Kitsch ist nicht so ihre Sache. Viel wichtiger war ihnen, dass sie in der ersten Liga wieder gegen die großen Bayern spielen dürfen und der Welt zeigen konnten, dass sie durchaus etwas von Frohsinn verstehen.

Mehr als 100 000 Zuschauer feierten den Aufstieg nach dem 4:1-Sieg gegen die Würzburger Kickers neben der Arena auf dem Cannstatter Wasen mit den Aufstiegshelden und den Fantastischen Vier. Wenigstens in dieser Hinsicht sind sie dem bayerischen Rivalen voraus, der nicht mal halb so viele Menschen am Marienplatz zusammenbringt, wenn er die deutsche Meisterschaft gewinnt. Matthias Schmid

5 / 13

Als Mario Gomez vom Platz gejagt wurde

Eintracht Braunschweig - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

Die Wolfsburger Spieler hätten auf dem Rasen ihren Bundesliga-Verbleib feiern sollen, doch plötzlich rannten sie los. Runter vom Platz, rein in den Kabinengang, bevor sie der Mob zu fassen kriegte. Der Mob, das waren einige Hundert Braunschweiger Chaoten, die in den Sekunden der Niederlage über Zäune kletterten, Jagd auf Wolfsburger Angestellte machten. Interviewtafeln der Fernsehsender wurden umgetreten, Feuerwerk flog in Richtung Polizei. Unwürdige Szenen, mit denen die Saison 2016/17 zu Ende ging.

Es waren emotional sehr aufgeheizte Relegationsduelle zwischen den Nachbarn aus Braunschweig und Wolfsburg gewesen, echte Fußballkämpfe, so wie es in der Relegation häufig passiert. Der Bundesligist siegte zweimal knapp mit 1:0, die Eintracht verkaufte sich sportlich teuer. Doch in Erinnerung blieben andere Dinge: Im Rückspiel in Braunschweig wurde ein Ordner von einem Knallkörper getroffen, Wolfsburgs Mario Gomez über 90 Minuten mit Schmähgesängen überzogen. Sogar Vereinspräsident Sebastian Ebel bezeichnete die Vorfälle als "unglaubliche Sauerei". Manch Bundesligist dachte wohl: Gut, dass diese Fans in der zweiten Liga bleiben. Carsten Scheele

6 / 13

Federers Rekord in Wimbledon

Day Thirteen: The Championships - Wimbledon 2017

Quelle: Getty Images

In einen seiner größten Momente als Sportler mischte sich eine Blasendiskussion. Roger Federer selbst hatte am meisten Mitleid mit seinem Rivalen Marin Cilic, als er in Wimbledon in diesem Jahr mit einem Ass seinen achten Titel beim ältesten und bekanntesten Tennisturnier der Welt holte - so viele wie kein anderer Spieler zuvor. Es war schnell klar, dass es kein würdiges Endspiel werden konnte, weil den Kroaten so schlimm eine Blase an der Fußsohle plagte, dass er sich kaum bewegen konnte.

Den Triumph Federers schmälerte das aber keineswegs. Er war der stärkste Spieler in London, seine brillante Technik, seine Ästhetik faszinierten auch seine Gegner, Federer schwebte über den Heiligen Rasen und die Zuschauer hätten allein Eintritt dafür bezahlt, um dem Schweizer dabei zusehen zu dürfen, wie er zwischen den Ballwechseln mit Eleganz und Akkuratesse die Bälle den Ballkindern auf der gegenüberliegenden Seite zuspielt. Roger Federer ist der Maestro, der beste Tennisspieler, der dieses Spiel je hervorgebracht hat. Matthias Schmid

7 / 13

1860 München in der Regionalliga

TSV 1860 München - Wacker Burghausen

Quelle: Tobias Hase/dpa

In der Halbzeitpause geht es um Dixi-Klos. Der Bürgermeister von Memmingen steht auf dem Rasen und spricht ins Mikrofon: Bald sollen im Stadion neue sanitäre Anlagen gebaut werden. Während er redet, pieseln diejenigen, denen die Schlange vor den zwei einzigen Dixi-Klos zu lang ist, einfach gegen den Zaun. So also wird der TSV 1860 am 13. Juli beim Auftakt in der Regionalliga Bayern begrüßt, nachdem der Klub wenige Wochen zuvor beispiellos aus der zweiten Bundesliga abgestiegen und nach Lizenz-Entzug bis in die vierte Liga abgestürzt ist.

Statt 60 000 Zuschauer wie beim Relegationsspiel in der Fröttmaninger Arena schauen im Allgäuer Stadion lediglich 5000 Fans zu, mehr passen nicht rein. Die Gegner der Münchner heißen in der Regionalliga nun nicht mehr St. Pauli, Nürnberg oder zumindest Sandhausen, sondern Pipinsried, Schalding-Heining oder eben Memmingen. Und plötzlich kassiert der TSV 1860 nicht die nächste bittere Pleite, sondern feiert einen unbeschwerten 4:1-Sieg. 1860 steht nach dem Auftaktspiel an der Tabellenspitze und befindet sich dort auch im Dezember noch. Die Fans singen bei jeder Partie, sie nehmen sich nach jedem Tor in den Arm, sie versöhnen sich wieder mit ihrem Klub, in dem so viel schiefgelaufen ist. Ob Bundesliga oder Amateurklasse - das ist doch eigentlich gar nicht so wichtig. Lisa Sonnabend

8 / 13

Als beim Confed Cup doch einmal Stimmung aufkam

Confed Cup 2017 - Finale - Chile - Deutschland 0:1

Quelle: dpa

Stefan vermisst Mesut Özil. Er greift das Lenkrad seines sehr alten Opel Astras, vor ihm versucht ein Polizist, den Verkehr in der Innenstadt von Kasan zu regeln. Aber gerade steht alles. Stefan hat sich überlegt, ob er sich noch spontan eine Karte für Deutschland gegen Chile kauft. Er ist Muslim und Özil einer seiner Helden. Wenn der schon mal nach Tatarstan kommt, dachte sich Stefan, dann will ich ihn auch sehen. Aber Joachim Löw hat Özil nicht zum Confederations Cup mitgenommen. Stefan wusste das nicht, er zuckt mit den Schultern. Dann nicht, sagt er, die Karten sind sowieso sehr teuer und er interessiert sich mehr für Eishockey. Sein Sohn ist Torwart, er ist sehr stolz.

Was er von der WM in Russland hält? Gut, findet er das. Warum? Die Straßen zum Stadion werden neu gemacht. Während das Auto im Stau steckt, feiern in der Innenstadt Chilenen, die in erstaunlicher Anzahl nach Mittelost-Russland geflogen sind. Drei umarmen eine alte Frau, die durch die Fußgängerzone geht, und singen dabei Lieder auf Spanisch. Erst ist die Frau schockiert, dann fängt sie an mitzuklatschen. Die Oma freut sich, die Chilenen freuen sich. Es gibt sie, die schönen Momente beim umstrittenen Fußball-Turnier in Russland. Aber sie sind selten. Martin Schneider

9 / 13

Der Sturz der Gesa-Felicitas Krause

-

Quelle: AFP

Natürlich könnte an dieser Stelle ein Text über Usain Bolt stehen: Der bekannteste Spaßsprinter des Planeten hat schließlich bei der WM in London im August sein letztes Rennen bestritten, ist Dritter geworden über 100 Meter und im Staffel-Finale mit Muskelblessur gestürzt, nun muss die Szene ohne seine jamaikanische Werbefigur auskommen, die so manches Stadion um Tausende Fans bereichert hat. Dass es nicht immer nur Medaillen und Rekorde sind, die Menschen begeistern können, hat bei der WM aber eine andere bewiesen, deswegen steht hier nun: ein Text über Gesa-Felicitas Krause.

Die Hindernisläuferin bestritt das Finale über 3000 Meter, als vor ihr eine Konkurrentin stürzte und Krause mit zu Fall brachte, eine andere Läuferin trat ihr auf den Knöchel, einen Schlag auf den Kopf gab es auch noch. 700 Meter waren da gerade absolviert und die 25-Jährige, bei der WM in Peking 2015 noch Bronze-Gewinnerin, fiel ganz ans Ende zurück. "Den Sturz gleich wegzustecken war schwer, mit Puls 180 und 60 000 Leuten im Stadion", sagte Krause danach, tatsächlich kämpfte sie sich aber noch auf Rang neun vor. Und beeindruckte dann trotz aller Traurigkeit mit tapferen Worten. "Ans Aufhören habe ich eigentlich nicht gedacht", sagte Krause, "ich bin hier bei einer WM, dafür trainiere ich nicht das ganze Jahr". Natürlich betrübte sie der Vorfall, doch den Konkurrentinnen war sie nicht böse, "das ist Hindernislauf, ich bin nicht die Einzige, der das schon mal passiert ist". Ein souveräner Auftritt. Saskia Aleythe

10 / 13

Als ein Anschlag den BVB erschütterte

Prozess um Anschlag auf BVB-Bus

Quelle: dpa

Sergej W. wollte Menschen töten, weil er Put-Optionsscheine gekauft hatte. Put-Optionsscheine sorgen dafür, dass man bei sinkenden Aktienkursen Geld verdient. Borussia Dortmund ist als Verein an der Börse notiert und der Elektriker dachte: Der Kurs fällt, wenn ich die Mannschaft umbringe. Es war nichts weniger als ein Wunder, dass bei diesem Anschlag an körperlichen Verletzungen nur die Speiche von Verteidiger Marc Bartra brach. Sergej platzierte Rohrbomben in einer Hecke vor dem Dortmunder Mannschaftshotel. Wenn der Bus mit den 28 Menschen vorbeifährt, so sein Plan, aktiviert er die Bomben per Fernzünder aus seinem Zimmer heraus.

Eine der Bomben, die mittlere, steckte er aber zu hoch in der Hecke, viele Metallgeschosse flogen über den Bus. Aber nicht alle. Ein Geschoss schlug neben dem Kopf von Bartra ein, eins neben der Hüfte von Trainer Thomas Tuchel. Nur einen Tag später musste Dortmund das Spiel gegen Monaco nachholen, das Protokoll der Uefa schreibt das so vor. Über die Frage, wie das entschieden wurde und wer was gesagt hatte, gab es später Verwerfungen - am Ende stand die Trennung von Trainer Tuchel und die Frage, wie sehr dieser Tag in Dortmund noch immer nachhallt. Martin Schneider

11 / 13

Die grausige Nacht von Paris

Carlo Ancelotti

Quelle: dpa

Es gibt dieses Bild von Arjen Robben, es zeigt ihn neben Kingsley Coman und Franck Ribéry, vor dem Champions-League-Spiel des FC Bayern in Paris. Robbens Gesichtsmuskeln sind angespannt, seine Augenbrauen nach unten gezogen, sein Blick sagt: Ich bin wütend! Und das ist ja schon ein ziemliches Politikum: Robben auf der Ersatzbank! In der Champions League! Auf die Bank gesetzt von Carlo Ancelotti (im Bild), seinem Trainer, der einen Tag später nicht mehr sein Trainer sein würde. Dieses Fußballspiel Ende September ist gleich aus mehreren Gründen bedeutsam. Zum einen, weil sich der FC Bayern auskontern, ausdribbeln, demütigen ließ, wie man es lange nicht mehr gesehen hatte. Zum anderen, weil es das letzte Spiel von Ancelotti als Bayern-Trainer war.

Eine mutige Aufstellung hatte der Italiener gewählt gegen diese aufgemotzte Pariser Mannschaft um Neymar und Mbappé: Hummels draußen, Robben draußen, Ribéry draußen, Boateng auf der Tribüne. Am Ende stand es Nulldrei. "Carlo ist mein Freund und wird es bleiben", erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am nächsten Tag, "aber wir mussten hier eine professionelle Entscheidung im Sinne des FC Bayern treffen". Noch in der Nacht nahmen sie Kontakt zu seine Nachfolger auf, eine Woche später verpflichteten die Bayern einen Mann, den wiederum Präsident Uli Hoeneß als "Freund" bezeichnen würde: Es war Jupp Heynckes. Christopher Gerards

12 / 13

Wie der 1. FC Köln durch London zog

Europa League - Arsenal vs 1. FC Koln

Quelle: Reuters

Irgendwann wollten auch die Ordner nur noch nach Hause, und ihr Bitten wurde zum Flehen: Geht! Der Stadionsprecher hatte sie auch schon mehrmals aufgefordert, die Arena zu verlassen. Doch die Kölner Fans im Emirates-Stadions sangen einfach weiter, sie schrien es stolz in die Nacht: "Wir spielen wieder im Europapokal!" Der 1. FC Köln hatte beim FC Arsenal 1:3 verloren, aber war nach 25 Jahren mal wieder dabei, das zählte.

Am Nachmittag waren die Fans durch London gezogen, bis zu 20000, wie eine gigantische taumelnde Raupe, die sich durch zu enge Gassen windet. Sie sangen und tranken und sangen und tranken, manche hatten Tränen der Rührung in den Augen, winkten fassungslosen Menschen in den Fenstern zu. Wer mit Londonern sprach, der hörte nichts als Bewunderung dafür, dass sich Menschen von einem Fußballspiel derart begeistern lassen. "We have atmosphere", tippten sie im Stadion in ihre Handys, um Freunden und Verwandten das Unglaubliche mitzuteilen: "Wir haben Stimmung." Die Nacht der Schande wurde der Abend später nur von Leuten genannt, die nicht dabei gewesen sein können. 60 000 Euro Strafe muss der FC der Uefa bezahlen, denn rund 50 Anhänger hatten versucht, gewaltsam den Block zu stürmen - Arsenal hatte viel zu wenige Eintrittskarten für Gäste angeboten. Die meisten Kölner waren jedoch friedlich, gingen ohne Trikot ins Stadion oder verkleideten sich als Arsenal-Fans. Spätestens, als sie beim 1:0 überall im Stadion aufsprangen, war ihre Tarnung aufgeflogen. Für sie wird es der Abend des Jahres, für manche das schönste Fußballspiel ihres Lebens bleiben - auch wenn die Kölner Saison danach immer trauriger wurde. Sebastian Fischer

13 / 13

Der Schalker Vulkanausbruch in Dortmund

-

Quelle: AFP

Es gibt Fußballspiele, die werden in ihrem Verlauf zu einem Vulkan: Erst grummeln, rumpeln und rumoren, irgendwann brodeln, beben - dann kommt es zum Ausbruch. Am 25. November brach es aus dem FC Schalke 04 heraus, dabei hatte er das Ruhrderby in Dortmund gar nicht gewonnen. Oder doch?

Der Verein und seine Anhänger erlebten die epochalste Aufholjagd der Derby-Geschichte. 0:4 lagen die Schalker zurück, nach 25 Minuten. Ein Debakel. Als die Schalker entschieden, einfach mal weiterzuspielen, konzentriert, seriös, entschlossen. Weil ihr Gegner im Übermut nur noch mit halber Kraft kickte und ohnehin in einem rätselhaften sportlichen Niedergang war, nahm das Schicksal seinen Lauf. Es rollte heran und niemand konnte es mehr aufhalten. Burgstaller 1:4. Harit 2:4. Caliguiri 3:4. Naldo 4:4. Vierte Minute der Nachspielzeit, Eskalation im Schalker Block. Der Vulkanausbruch leitete die Entlassung von BVB-Trainer Peter Bosz ein und zementierte den Verdacht, dass Schalkes Domenico Tedesco die Trainerentdeckung der Hinrunde ist. Thomas Hummel

© SZ.de/ebc
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: