Sport kompakt:Zwanziger hat wieder Lust

"Die Tendenz ist da", DFB-Präsident bleiben zu wollen. Diego Maradona erhebt schwere Vorwürfe, Ferrari wird nach Überholvorgang weiter belastet. Sport kompakt

Theo Zwanziger bleibt wohl Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). "Die Tendenz ist da", sagte der 65- Jährige aus Altendiez dem Sportmagazin kicker. "Es gebietet der Respekt vor den Präsidiumskollegen, dass er sie zuerst über seine Entscheidung informiert", sagte sein Sprecher Stephan Brause der Nachrichtenagentur dpa vor der DFB-Präsidiumssitzung an diesem Freitag in Frankfurt/Main. Zwanziger hatte zuvor über "Amtsmüdigkeit" geklagt und es offen gelassen, ob er sich beim Verbandstag am 21./22. Oktober in Essen zur Wahl für eine dritte Amtszeit stellt.

DFB-Chef Zwanziger: 'Tendenz' zu dritter Amtszeit

Bleibt dem DFB als Präsident wohl erhalten: Theo Zwanziger.

(Foto: dpa)

Diego Maradona hat sich einen Tag nach seinem Aus als argentinischer Fußball-Nationaltrainer mit schweren Anschuldigungen gegen Verbandspräsident Julio Grondona und Generaldirektor Carlos Bilardo zu Wort gemeldet. "Was passiert ist? Grondona hat mich belogen, Bilardo hat mich hintergangen", las der 49-jährige Maradona aus einer vorbereiteten Erklärung vor. Vor Zeugen habe ihn Grondona noch in Südafrika für seine Arbeit beglückwünscht und den Wunsch geäußert, mit ihm weiterzumachen. Erst in Argentinien habe er dann erfahren, dass sieben Mitglieder aus seinem Betreuerstab gehen müssen. "Das war so, als ob er gesagt hätte, dass ich selbst weg vom Fenster sei", sagte Maradona weiter. Der Weltmeister von 1986 fühlt sich hintergangen, vor allem von seinem ehemaligen Nationaltrainer Bilardo. "Als wir noch dem WM-Aus nachtrauerten, arbeitete Bilardo schon im Hintergrund daran, mich rauszuwerfen", hieß es in dem zehnminütigen Vortrag, zu dem keine Fragen zugelassen waren. Dabei sah sich Maradona mit seiner Arbeit auf dem richtigen Weg. Er habe die Spieler wieder zu einer Einheit zusammengeschweißt, aber man habe ihm keine Zeit gelassen, die Sache zu Ende zu führen. Dass die Nationalelf seit 1990 nicht mehr über ein WM-Viertelfinale hinausgekommen ist, habe allein mit falschen Entscheidungen "von oben" zu tun. Seinem Nachfolger gab Maradona noch einen Rat mit auf den Weg: "Egal, wer es wird, er sollte wissen, dass der Verrat hinter der Ecke lauert, und dass es Personen gibt, die sich nicht um den argentinischen Fußball kümmern, sondern nur um ihre eigenen Interessen."

Medaillenhoffnung Malte Mohr hat bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Barcelona überraschend das Finale im Stabhochsprung verpasst. Während Fabian Schulze (München) und Raphael Holzdeppe (Zweibrücken) am Donnerstagmittag nach erheblichen Startschwierigkeiten die Qualifikationshöhe von 5,65 Meter übersprangen, schied der deutsche Meister Mohr im Vorkampf aus. Der Münchener meisterte lediglich 5,50 Meter und scheiterte anschließend an den geforderten 5,65. Das Finale der besten 12 Stabhochspringer steht am Samstagabend auf dem Programm.

Der Ex-Schalker Kevin Kuranyi hat für seine neue Mannschaft Dynamo Moskau im ersten Einsatz von Beginn an gleich ein Tor geschossen. Im Testspiel beim AS Monaco (1:3) erzielte der frühere Bundesliga-Profi in der 23. Minute den Ausgleich für den russischen Erstligisten. "Es ist schön, getroffen zu haben", schrieb Kuranyi nach der Partie am Mittwochabend auf seiner Homepage. "Aber mir ist es trotzdem immer lieber, ich treffe nicht - und wir gewinnen dafür." Dynamo-Trainer Miodrag Bozovic zeigte sich erfreut von der Leistung Kuranyis, der wegen Trainingsrückstands in der 61. Minute ausgewechselt wurde. "Er verfügt über ausgezeichnete Qualitäten und hat gezeigt, dass er eine wirkliche Verstärkung ist", sagte der Montenegriner. Kuranyis erster Pflichtspiel-Einsatz ist vermutlich an diesem Samstag im Heimspiel gegen Samara. Nach 14 Spieltagen liegt Dynamo auf dem 9. Platz der russischen Liga mit 16 Teams.

Nach dem Diskus-Debakel stellte sich Nadine Müller tapfer den Reportern und quälte sich sogar ein Lächeln ab. Doch als sie endlich raus war aus der Mixed Zone, da rollten die Tränen. "Das war der Punkt, wo alles raus musste, all die Emotionen. Da stand dann mein Trainer, und ich habe einfach losgeheult", gestand die 24-Jährige. Platz acht statt Medaille - am Ende des Tages stand die Mitfavoritin im Diskusring mit leeren Händen da. "Das war eine herbe Enttäuschung, dann kann man auch Debakel sagen. Ich war heute ganz, ganz schlecht", sagte Müller der Nachrichtenagentur dpa. Ausgerechnet beim Saisonhöhepunkt bei der Europameisterschaft 0in Barcelona nur schlappe 57,78 - genau zehn Meter unter ihrer Weltjahresbestleistung. "Den ganzen Tag möchte ich nicht aus meiner Erinnerung streichen, aber den Wettkampf schon", meinte die Hallenserin.

Im Überholskandal von Hockenheim wird Ferrari durch neue Details belastet. Das italienische Formel-1-Team habe Pilot Felipe Massa beim Großen Preis von Deutschland insgesamt sogar dreimal den versteckten Befehl erteilt, seinen Stallkollegen Fernando Alonso passieren zu lassen. Das berichtete das Fachmagazin Auto, Motor und Sport auf seiner Internetseite. In der 49. Runde war der führende Massa offensichtlich vom Gas gegangen, Alonso zog problemlos vorbei und gewann. Eine Teamorder ist in der Königsklasse jedoch verboten. Ferrari wurde nach dem Grand Prix von den Rennkommissaren zu einem Bußgeld von umgerechnet 78.500 Euro verurteilt. Über weitere Sanktionen entscheidet der Motorsport-Weltrat des Internationalen Automobilverbands FIA. Ein Termin für die Verhandlung gegen die Scuderia stehe aber noch nicht fest, sagte eine FIA-Sprecherin. ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk, zwölf Jahre lang selbst Mitglied des Weltrats, forderte eine harte Bestrafung für Ferrari. "Es kann nicht sein, dass man sich mit 100.000 Dollar Strafe auch in der Zukunft WM-Punkte oder WM-Vorteile sozusagen erkaufen kann, obwohl man eindeutig gegen bestehende Regeln verstößt", sagte Tomczyk der Zeitung Die Welt. Sowohl eine Aberkennung von Punkten für die Fahrer und das Team wie auch eine Sperre für mehrere Rennen sei möglich, befand der ADAC-Funktionär. Als klares Indiz für eine verbotene Teamorder bei Ferrari wertet die FIA offensichtlich die Entschuldigung von Massas Renningenieur Rob Smedley nach dem dubiosen Überholmanöver. "Gut gemacht, Felipe. Tut mir leid, Junge", hatte Smedley im Boxenfunk gesagt. Zuvor ließ die Teamleitung Massa mehrfach via Funk wissen: "Alonso ist schneller. Hast Du das verstanden? Kannst Du das bitte bestätigen?" Dies wird von Experten als kaum verschlüsselte Aufforderung an den Brasilianer verstanden, den zweimaligen Weltmeister aus Spanien vorbei zu lassen.

Für sein Engagement gegen Rechtsextremismus wird der SV Sedlitz Blau-Weiß 90 mit dem Julius-Hirsch-Preis des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ausgezeichnet. Der DFB begründete seine Entscheidung damit, der Kreisliga-Club aus Senftenberg führe seit seiner Neugründung vor 20 Jahren einen intensiven Dialog mit dem örtlichen Asylbewerberheim, viele Bewohner seien daher dem Verein beigetreten und spielten dort Fußball. Der 2. Preis geht an Roter Stern Leipzig 99, der 3. Preis an den SV 06 Lehrte. Die Klubs werden am 7. September im Kölner Historischen Rathaus ausgezeichnet und sind anschließend zum EM- Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan eingeladen. Der SV Sedlitz Blau-Weiß 90 hat nach eigenen Angaben rund 100 Mitglieder, 13 Prozent davon sind Zuwanderer. Der DFB lobte, der Club engagiere sich bei der Initiative des Landes Brandenburg "Vielfalt tut gut" und habe eine eigene Aktion unter dem Motto "Verein(t) gegen Rechtsextremismus" gestartet. Auf rechtsradikale Beschimpfungen bei Auswärtsspielen habe der Verein mit Klagen gegen die Heimvereine reagiert und dadurch empfindliche Geldstrafen erwirkt. Mit dem zum sechsten Mal vergebenen Julius-Hirsch-Preis erinnert der DFB an den ehemaligen Nationalspieler, der von den Nationalsozialisten in Auschwitz ermordet wurde. Eine prominente Jury unter dem Vorsitz des ehemaligen Bundesinnenministers Otto Schily entschied über die Preisträger.

Ex-Nationalspieler Erich Beer sowie frühere Profis von Hertha BSC Berlin wie Hanne Weiner, Michael Sziedat und Volkmar Groß wollen eine Task Force gründen. Die Einsatzgruppe soll verhindern, dass sich beim Hauptstadt-Klub ein Chaos wie in der vergangenen Saison mit dem Bundesliga-Abstieg wiederholt. "Seit der Mitgliederversammlung steht das Vorhaben, dass ehemalige Herthaner im Notfall helfen könnten. Das Vorhaben ist vom Aufsichtsrat prinzipiell schon abgesegnet", sagte Ex-Keeper Groß der BZ. Mitte August soll ein erstes Konzept vorgelegt werden. Die Ex-Profis wollen Manager Michael Preetz nicht auf die Finger schauen. "Es soll nur eine Gruppe da sein, die mit ihrer Erfahrung schnell helfen kann, wenn etwas schief läuft", sagt Groß, der die Arbeit von Preetz lobt: "Der Micha macht das jetzt souverän. Ich sehe Hertha auf einem sehr guten Weg. Ein Abstieg kann auch eine Chance sein."

Der Deutsche Schützenbund (DSB) steht vor einer radikalen Verjüngungskur. Die "Goldene Generation" mit Ralf Schumann (48 Jahre alt), Axel Wegner (47), Susanne Kiermayer (42) und Munkhbayar Dorjsuren (41), die insgesamt vier Olympiasiege, dreimal Silber und eine Bronzemedaille erkämpften und zusammen 178 Jahre alt sind, läuten bei der Heim-WM in München ihre Abschiedstour ein. Enden soll sie - zumindest für Schumann und Wegner definitiv - 2012 in London, wo die olympische Bilanz noch mal aufpoliert werden soll. Dann will auch die viermalige Einzel-Weltmeisterin Sonja Pfeilschifter (39) ihre letzte Chance auf eine Olympia-Medaille nutzen, nachdem sie in Peking voll von der Rolle war. "Das ist praktisch der Startschuss für London 2012. Daher hat die WM für die Athleten schon eine olympischen Bedeutung", sagt DSB- Sportdirektor Heiner Gabelmann der Nachrichtenagentur dpa. Mit Jessica Mager (Solingen) und Lars Walker (Neu-Anspach) stehen im Luftgewehr hoffnungsvolle Talente bereit. Julian Justus (Homberg-Ohm) deutete mit EM-Bronze und dem Weltcupsieg in Peking seine Ambitionen mit dem Sportgewehr an. Hinter "Schützen-Schumi" Schumann steht mit Christian Reitz (Frankfurt/Main) ein Nachfolger in der Disziplin Schnellfeuerpistole bereit, der immerhin auf Anhieb Olympia-Bronze gewann. Auf der WM-Anlage in Garching-Hochbrück, wo ab Samstag insgesamt 321 Medaillen vergeben werden, hofft der Sportdirektor auf reichlich Quotenplätze für Olympia 2012. In München werden die ersten 68 von insgesamt 390 Olympia-Startplätzen vergeben.

Der letztjährige Wimbledon-Halbfinalist Rainer Schüttler (Korbach) hat beim ATP-Turnier in Los Angeles das Viertelfinale erreicht. Der 34-Jährige setzte sich in der Runde der letzten 16 nach 2:05 Stunden mit 6:3, 3:6, 6:4 gegen den Amerikaner Robby Ginepri durch. Schüttler trifft in der nächsten Runde auf den Südafrikaner Kevin Anderson. Neben Schüttler vertritt Benjamin Becker in Los Angeles die deutschen Farben. Der 29-jährige Saarländer spielt im Achtelfinale in der Nacht von Donnerstag auf Freitag (MESZ) gegen James Blake (USA).

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