Sport kompakt:"Bei Bayern sind alle total verrückt"

Neue Eskalation im Streit um Robben-Verletzung, van Bommel bleibt in München, Gladbach holt zwei Abwehrspieler, Erstliga-Spiel in Süditalien ohne Zuschauer. Sport kompakt.

"Wunderheiler" Dick van Toorn geht mit dem deutschen Fußball-Rekordmeister Bayern München hart ins Gericht. Der Physiotherapeut, der den niederländischen Bayern-Star Arjen Robben fit für die WM gemacht hatte, sagte im Gespräch mit der niederländischen Tageszeitung AD: "Bei Bayern München sind sie alle total verrückt." Im Dauerstreit um angebliche Behandlungsfehler im Fall Robben eröffnete der 78-Jährige ein neues Kapitel. Bayerns Teamarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt steht dabei besonders im Fokus: "Er hat gesagt, dass ich ein zu aggressives und unorthodoxes Programm angewendet habe. Und das soll das ganze Elend verursacht haben. Blödsinn!", sagte van Toorn. Der Spieler habe während der Behandlung bei ihm "nur einen Muskelriss" gehabt. "Es ist schrecklich, wie ich jetzt fertiggemacht werde", fügte der Physiotherapeut hinzu, es gehe nur "um Müller-Wohlfahrts Ego". Der Bayern-Arzt sei "ein Mann mit viel Macht". Die Bayern und der niederländische Verband KNVB liegen seit dem Ende der Weltmeisterschaft in Südafrika im Clinch. Robben ist nach Ansicht der Bayern mit einem Loch in der Oberschenkelmuskulatur von der WM nach München heimgekehrt und hat seitdem noch kein Spiel für seinen Klub absolviert. Der KNVB habe fahrlässig die Gesundheit des Spielers riskiert, um die Chance auf den WM-Titel zu wahren - so der Vorwurf der Bayern. Van Toorn bestreitet dies: "Glaubt ihr, dass man mit einem Loch im Muskel 120 Minuten im WM-Finale spielen kann? Das ist unmöglich." Im Streit zwischen dem FC Bayern und dem KNVB hatte sich zuletzt eine Einigung abgezeichnet. "Uns ist sportlich und finanziell Schaden entstanden. Eventuell könnte eine Lösung sein, dass man ein Spiel Niederlande gegen Bayern macht und unseren Schaden mit den Einnahmen kompensiert. Beide Parteien sind da willig", sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge.

Mark van Bommel wird bis zum Saisonende für den deutschen Fußball-Rekordmeister Bayern München auflaufen. Ein Wechsel in der Winterpause zum VfL Wolfsburg ist damit vom Tisch. "Mark wird die nächsten fünf Monate bei Bayern spielen", sagte Mino Raiola, Berater des niederländischen Vize-Weltmeisters, der Bild-Zeitung. Dennoch verhandeln die Bayern weiter intensiv mit Luiz Gustavo von 1899 Hoffenheim. Der Brasilianer spielt wie van Bommel bevorzugt als "Sechser" vor der Abwehr und dürfte dort dem Niederländer Konkurrenz machen. Van Bommel will sich der Herausforderung stellen. "Mark wird nicht wegrennen. Wenn Bayern neue Spieler kauft, muss er härter arbeiten und besser sein", sagte Raiola. Was nach dem Ende der Saison geschieht, ist offen, van Bommels Vertrag läuft am 30. Juni aus. Vor der Abreise ins Trainingslager in Katar am Sonntag legten sich die Bayern zudem angeblich fest, keinen Linksverteidiger mehr zu verpflichten. Leighton Baines vom FC Everton galt als Wunschkandidat, zieht es aber vor, in England zu bleiben.

Schlusslicht Borussia Mönchengladbach will die Schießbude der Fußball-Bundesliga schließen und hat zwei namhafte Verteidiger verpflichtet. Der österreichische Nationalspieler Martin Stranzl (ehemals VfB Stuttgart) kommt von Spartak Moskau an den Niederrhein, der Norweger Havard Nordtveit vom englischen Spitzenklub FC Arsenal. Für den 30 Jahre alten Innenverteidiger Stranzl, der die Erfahrung von 140 Bundesliga-Spielen mitbringt, soll die Borussia rund 800.000 Euro Ablöse zahlen, der frühere Nürnberger Nordtveit (20) soll 100.000 Euro mehr kosten. Noch am Vormittag sollte das Duo am Borussia-Park vorgestellt werden. Der fünfmalige deutsche Meister aus Mönchengladbach hatte in 17 Hinrundenspielen 47 Gegentreffer kassiert.

Alba Berlin hat zum Jahresausklang seine Aufholjagd in der Basketball-Bundesliga fortgesetzt. Mit dem 91:61 -Heimsieg im Duell der letzten deutschen Europacup-Teilnehmer gegen den BC Göttingen verteidigte der achtmalige deutsche Meister am Mittwoch Rang vier. Der Tabellenzweite Skyliners Frankfurt kassierte dagegen mit dem 89:92 bei den Telekom Baskets Bonn die vierte Auswärtsniederlage. Tabellenführer Brose Baskets Bamberg spielt am Donnerstag.

Das süditalienische Fußball-Derby zwischen US Lecce und AS Bari wird am 6. Januar aus Sicherheitsgründen vor leeren Rängen ausgetragen. Dies ordnete Lecces Polizeipräfekt Mario Tafaro an. Zwischen den Fans der beiden Erstligisten war es in der Vergangenheit wiederholt zu Zusammenstößen gekommen. Das Publikumsverbot stieß auf Kritik. Die Liga sowie beide Clubs forderten eine Rücknahme der Stadionsperre. Nach Angaben der Gazzetta dello Sport zeigte sich auch Italiens Innenminister "verwundert" über die harte Entscheidung des Polizeichefs. Seit Einführung des sogenannten Fan-Ausweises, mit dem die Zuschauer beim Betreten der Fußball-Arenen identifiziert werden, war die Gewalt in den Stadien zurückgegangen.

Der FC Chelsea hat seine Negativserie in der englischen Premier League beendet. Nach sechs Spielen ohne Sieg kamen die Londoner am Mittwoch gegen die Bolton Wanderers zu einem 1:0- Erfolg und rückten wieder auf den vierten Tabellenrang. Florent Malouda erlöste mit seinem Treffer in der 62. Minute die "Blues". Stadtrivale FC Arsenal enttäuschte beim 2:2 bei Wigan Athletic und verpasste den Sprung auf Platz zwei. Der FC Liverpool patzte erneut und unterlag dem bisherigen Schlusslicht Wolverhampton Wanderes mit 0:1.

Bayer Leverkusen will die Vertragsverhandlungen mit Fußball-Nationaltorhüter René Adler vorantreiben. Wolfgang Holzhäuser, der Geschäftsführer des Bundesligisten, bestätigte am Mittwoch auf Nachfrage der Nachrichtenagentur dpa eine Information der Zeitung Express. "Das Ziel ist klar: Wir werden mit René jetzt sprechen und wollen mit ihm verlängern", wird Holzhäuser zitiert. Bei den Verhandlungen mit dem unter anderem von Manchester United umworbenen Keeper gibt es laut Holzhäuser "keinen festen Zeitablauf". Adlers Vertrag läuft noch bis Mitte 2012.

Beim internationalen Fünf-Sterne-Springturnier im belgischen Mechelen hat Lars Nieberg den Sieg im Großen Preis knapp verpasst. Mit Lord Luis war der zweifache Mannschafts-Olympiasieger eine Zehntelsekunde langsamer als der Niederländer Leon Thijssen. Thijssen siegte mit Tyson in 35,86 Sekunden im Stechparcours, Nieberg wurde mit 35,96 Sekunden Zweiter. Thijssen erhielt 13 000 Euro Siegprämie, bei Nieberg waren es 10 500 Euro Preisgeld. Jörg Naeve aus Ehlersdorf war der zweite deutsche Reiter, der sich für das Stechen qualifiziert hatte. Mit Calado wurde er Vierter. Am Donnerstag steht für die internationalen Springreiter mit dem Weltcup-Springen der Höhepunkt der Wettbewerbe in Mechelen an. Mechelen ist die achte von 13 Weltcup-Stationen.

Nationalspieler Jan-Hendrik Jagla steht kurz vor einem Wechsel zum türkischen Erstligisten Türk Telekom. Wie die Bild-Zeitung am Dienstag berichtete, muss Jagla den vorliegenden Vertrag nur noch unterschreiben. Der 29-Jährige, der zuletzt beim polnischen Meister Asseco Prokom Gdynia unter Vertrag stand, möchte bereits am kommenden Samstag für sein neues Team spielen. In Ankara spielt auch Jaglas Nationalmannschafts-Kollege Heiko Schaffartzik.

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