Sport kompakt:St.-Pauli-Profi nahm 100.000 Euro

Früherer Stürmer gibt zu, von einem Wettpaten bestochen worden zu sein. Timo Boll wieder Nummer eins im Tischtennis, Özil trifft für Real Madrid, deutsche Handballer stark. Sport kompakt.

Der frühere Zweitliga-Profi Rene Schnitzler hat in einem Gespräch mit dem Magazin stern zugegeben, von einem Wettpaten insgesamt über 100.000 Euro Bestechungsgeld angenommen zu haben. Dafür habe er im Jahr 2008 fünf Spiele seines damaligen Vereins FC St. Pauli manipulieren sollen. Es handelt sich um Zweitliga-Auswärtsspiele beim FSV Mainz 05 (2), Hansa Rostock, dem FC Augsburg und dem MSV Duisburg. Diese Spiele fanden alle 2008 statt, damals spielte St. Pauli noch in der Zweiten Bundesliga. Just damals waren Schnitzler häufiger mangelnde Einstellung und fehlende Disziplin vorgeworfen worden. Im Gespräch gab Schnitzler an, Geld von einem Wettpaten namens "Paul" bekommen zu haben, aber keines der fraglichen Spiele manipuliert zu haben. In drei der betreffenden fünf Begegnungen spielte er nicht. Schnitzler sei seit Jahren spielsüchtig: "Seit ich 18 Jahre alt bin, gab es kaum einen Tag, an dem ich nicht gespielt habe."

Rene Schnitzler

René Schnitzler, im Trikot des FC St. Pauli, im August 2007 beim Auswärtsspiel in Jena.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

"Das hat uns sehr geschockt, auch wenn hier anscheinend keine Manipulation vorliegt. Wenn sich ein Spieler mit der Wettmafia einlässt, dann wird der Sport eindeutig mit Füßen getreten. Das verurteilen wir aufs Schärfste", betonte St. Paulis Pressechef Christian Bönig. In diesem Fall habe es den Anschein, dass Schnitzler einen Betrüger betrogen habe. "Hätte er die fünf Spiele manipuliert, hätten wir alle verloren. Wir haben in Mainz in der 90. Minute den Ausgleich gemacht. Das sagt doch schon alles."

Der Wettpate heißt nach Recherchen des stern Paul R., ist Niederländer und mutmaßlich eine zentrale Figur im Bundesliga-Wettskandal. Akten der Bochumer Staatsanwaltschaft, zeigen laut stern, dass R. mit vielen der im Bochumer Wettskandal-Prozess Beschuldigten engen Kontakt hatte. Die Unterlagen legen nahe, dass Paul R. für zahlreiche mutmaßliche Spielmanipulatoren hohe Wetten in Asien platzierte, die von deutschen Wettanbietern nicht gehalten worden wären. In Deutschland setzte R. laut René Schnitzler fünfmal hohe Beträge auf Niederlagen des FC St. Pauli bei Auswärtsspielen. Konkret ging es um die Partien bei Mainz 05 (Saison 2007/2008), bei Hansa Rostock, dem FC Augsburg, dem MSV Duisburg und erneut bei Mainz 05 (jeweils Saison 2008 /2009).

Rene Schnitzler ist im Mai 2009 von seinem Vertrag bei St. Pauli "freigestellt" worden, nähere Gründe gab der Klub nicht an. Danach spielte er einen Saison beim FC Wegberg-Beeck in der Verbandsliga Mittelrhein.

Die Liste der Spiele, die angeblich manipuliert werden sollten:

18. Mai 2008: FSV Mainz 05 - FC St. Pauli 5:1 (3:0) / 34. Spieltag Schnitzler nicht dabei.

26. September 2008: Hansa Rostock - FC St. Pauli 3:0 (1:0) Schnitzler spielte 90 Minuten.

19. Oktober 2008: FC Augsburg - FC St. Pauli 3:2 (0:0) Schnitzler nicht dabei.

29. Oktober 2008: MSV Duisburg - FC St. Pauli 1:2 (0:0) Schnitzler nicht dabei.

23. November 2008: FSV Mainz 05 - FC St. Pauli 2:2 (0:1) Schnitzler in der 75. eingewechselt.

Tischtennis-Profi Timo Boll hat erstmals nach acht Jahren wieder die Spitze der Weltrangliste übernommen. Der 29-Jährige löste im Januar-Ranking des Weltverbandes ITTF den zwölf Monate lang führenden Chinesen Ma Long ab. Boll liegt nach ITTF-Angaben mit 2726 Punkten um 43 Zähler vor Asienmeister Ma Long (2683). Entscheidend dafür war der Erfolg des Linkshänders beim Volkswagen-Cup in Braunschweig Anfang Dezember. Boll war im Januar 2003 als bis heute einziger Deutscher erstmals zur Nummer eins der Weltrangliste aufgestiegen und hatte seine Führung bis Mai verteidigt. Dann scheiterte er bei der Weltmeisterschaft in Paris überraschend bereits in der zweiten Runde. In diesem Mai will er es in Rotterdam unbedingt besser machen. Eine Einzelmedaille bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen fehlt dem Rekord-Europameister (13 Titel) nach wie vor.

Deutschlands Handballer haben ihr WM-Vorbereitungsspiel gegen Schweden gewonnen. Der Weltmeister von 2007 siegte am Montag in Hamburg 28:23 (14:12) gegen den WM-Gastgeber. Bester Werfer war in seinem 100. Länderspiel Michael Kraus mit sieben Toren. Erster Gegner beim WM-Turnier in Schweden ist am 14. Januar Ägypten. Bis dahin hofft Holger Glandorf auf Genesung, der Rückraumspieler fehlte nach seiner Knieoperation noch beim Test in Hamburg. Zwei weitere Vorbereitungsspiele für das deutsche Team folgen am Freitag und Samstag beim Olympia-Zweiten Island.

Dank Cristiano Ronaldo und Mesut Özil bleibt der spanische Fußball-Rekordmeister Real Madrid dem Erzrivalen FC Barcelona in der Primera Division auf den Fersen. Die beiden Offensivstars erzielten die Treffer zum 3:2 (2:1)-Sieg der Königlichen am 17. Spieltag beim FC Getafe. Damit rückte Real wieder bis auf zwei Punkte an Barca heran. Die Katalanen hatten am Sonntag gegen UD Levante 2:1 gewonnen. Bereits in der zwölften Minute brachte Ronaldo die Madrilenen per Elfmeter in Führung. Der Portugiese war es auch, der in der zweiten Halbzeit mit seinem 19. Saisontor den dritten Treffer markierte (57.). Das zwischenzeitliche 2:0 erzielte Özil (19.). Für den deutschen Nationalspieler war es das fünfte Saisontor.

Der Engländer Adrian Lewis ist neuer Darts-Weltmeister und damit Nachfolger des legendären Phil Taylor. Lewis besiegte am Montagabend in London den Schotten Gary Anderson mit 7:5 und spielte dabei das erste Neun-Dart-Finish in einem WM-Finale. Mit nur neun Würfen von 501 auf null Punkte herunterzuspielen, gilt als äußerst seltenes Kunststück. "Ich bin überglücklich. Ich habe es verdient, aber es erscheint mir alles wie im Traum", sagte der neue Champion nach seinem Sieg im Alexandra Palace. Der 15-malige Weltmeister Taylor war diesmal bereits im Viertelfinale ausgeschieden. Im Juli findet die Darts-EM in Düsseldorf statt.

Der finnische Skilangläufer Matti Heikkinen hat die vierte Etappe der Tour de Ski in Oberstdorf gewonnen. Heikinnen hatte am Montag im Verfolgungsrennen über 20 Kilometer eine Sekunde Vorsprung auf den Schweizer Dario Cologna, der damit seine Führung in der Gesamtwertung verteidigen konnte. Der Tscheche Martin Jaks landete mit 4,9 Sekunden Rückstand auf dem dritten Rang. Als bester Deutscher belegte der Oberwiesenthaler Tom Reichelt nach Foto Finish Platz 20.

Bei den Frauen siegte die schwedische Langläuferin Anna Haag. Sie setzte sich im Verfolgungsrennen über 10 Kilometer vor ihrer Landsfrau Charlotte Kalla mit 0,6 Sekunden Vorsprung durch. Die Norwegerin Marthe Kristoffersen landete mit einem Rückstand von 7,2 Sekunden auf dem dritten Rang. Die Oberstdorferin Katrin Zeller belegte als beste Deutsche mit fast einer Minute Rückstand auf die Siegerin Platz 21.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: