Sport kompakt:1860: Letzter Gläubiger stimmt zu

Zweitligist 1860 München vor endgültiger Rettung, Löw kündigt härteres Auswahlverfahren für Nationalspieler an, HSV Hamburg und Rhein-Neckar Löwen verpassen Endspiel um die Handball-Champions-League. Sport kompakt

Fußball-Zweitligist TSV 1860 München ist auf dem Weg zur Rettung vor dem finanziellen Kollaps einen weiteren Schritt vorangekommen. Als letzter Gläubiger stimmte der Berliner Unternehmer Nicolai Schwarzer am Samstag einem Teilverzicht zu, teilte der Klub mit. "Wir haben jetzt die Möglichkeit, die Gesamtlösung für den Verein weiter voran zu bringen", betonte nach der Einigung 1860-Präsident Dieter Schneider. Schwarzer sagte, er habe bis vor wenigen Tagen an der "Tragfähigkeit des Investitionskonzepts gezweifelt". Nun sei er aber zuversichtlich, dass der Traditionsclub den Neuanfang packen werde. Damit steht der Rettung des Vereins nichts mehr im Wege. Am Wochenanfang wollen der hoch verschuldete Fußball-Zweitligist und der jordanische Investor Hasan Ismaik einen Kooperationsvertrag unterschreiben, der dann der Deutschen Fußball-Liga (DFL) vorgelegt werden soll. Ismaik übernimmt für 18 Millionen Euro 49 Prozent der Kommanditgesellschafts-Anteile. Am 3. Juni entscheidet die DFL über die Lizenz für die kommende Saison.

1860 München mit Investor einig

Gute Nachrichten aus Berlin: Hasan Abdullah Ismaik (rechts) und Dieter Schneider.

(Foto: dpa)

Bundestrainer Joachim Löw hat ein noch härteres Auswahlverfahren angekündigt, um bei der Fußball-EM 2012 oder spätestens bei der WM 2014 seine Bundestrainerzeit mit einem Titel krönen zu können. "Ich hänge die Messlatte viel höher als früher, das ist für meine Spieler nicht immer einfach", sagte Löw der Süddeutschen Zeitung. Trotz der großen Fortschritte in den vergangenen Jahren sei Deutschland nach Spanien und England derzeit noch die Nummer drei in Europa. "Das ist Fakt", sagte der 51-Jährige in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und schloss das klare Ziel an: "Wir wollen in Europa irgendwann auch sportlich die Nummer eins sein." Vor allem durch die starken Auftritte bei der Weltmeisterschaft im Vorjahr in Südafrika, aber auch das Halbfinal-Aus gegen den späteren Weltmeister Spanien hat Löw eine neue Anspruchshaltung entwickelt. "Wenn Deutschland gegen Spanien spielt, ist die Qualität unglaublich hoch. So extrem wie höchstens noch in der Spitze der Champions League. Auf diesem Niveau bewegen wir uns mit der Nationalelf, das hat meine Ansprüche extrem steigen lassen", betonte der Chefcoach.

Der mit Bestechungsvorwürfen beschuldigte Fifa-Vize Jack Warner hat einen "Fußball-Tsumami" angekündigt. Die Welt müsse sich auf brisante Enthüllungen gefasst machen, sagte der karibische Spitzenfunktionär vor seiner Abreise nach Zürich, wo er sich am Sonntag vor der Ethikkommission des Weltverbandes Fifa verantworten muss. "In den kommenden zwei Tagen werden sie einen Fußball-Tsunami erleben, der die Fifa und die Welt erfassen wird, und das wird sie schockieren", so der Präsident des Kontinentalverbandes Nord- und Mittelamerika (CONCACAF). Warner soll gemeinsam mit Fifa-Präsidentschaftskandidat Mohamed bin Hammam versucht haben, zur Erhöhung der Wahlchancen des Katarers Stimmen karibischer Funktionäre für die Wahl am 1. Juni in Zürich zu kaufen.

Radprofi Alberto Contador ist der Gesamtsieg beim 94. Giro d'Italia kaum noch zu nehmen. Nur ein Sturz beim 31,3 Kilometer langen Zeitfahren in Mailand am Sonntag könnte seinen zweiten Erfolg nach 2008 bei der Italien-Rundfahrt noch verhindern. Auch auf der vorletzten Etappe kontrollierte der Spanier, der sich in diesem Jahr noch einem Doping-Prozess vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS stellen muss, die Konkurrenz. Den Sieg auf dem 20. Tagesabschnitt über 242 Kilometer von Verbania nach Sestriere holte sich der Weißrusse Wassili Kirjienka vor José Rujano aus Venezuela und Joaquim Rodriguez aus Spanien. Das Trikot des besten Kletterers sicherte sich der Italiener Stefano Garzelli. Bereits kurz nach dem Start hatte sich eine 13-köpfige Spitzengruppe gebildet, die zwischenzeitlich einen Vorsprung von über elf Minuten herausfuhr. Zu Beginn des Aufstiegs auf den Colle delle Finestre 46 Kilometer vor dem Ziel lagen die Ausreißer, unter denen sich Sebastian Lang (Erfurt) befand, noch knapp sieben Minuten vor dem Feld. Auf der 18,5 Kilometer langen Klettertour mit durchschnittlich 9,2 Prozent Steigung und 7,9 Kilometer Schotterpiste fiel Lang jedoch schnell zurück. Die Favoriten für das Gesamtklassement belauerten sich beim Anstieg auf den Berg der ersten Kategorie. Eine finale Attacke auf Contador blieb aus. Nur Bergspezialist Rujano, der bereits eine Etappe gewonnen hatte, ließ den Spanier stehen. Er machte sich auf Kirjienkas Verfolgung, der zu diesem Zeitpunkt bereits als Solist führte.

Dennis Seidenberg steht mit den Boston Bruins im Stanley Cup-Finale der Nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL. Der 29-jährige Nationalverteidiger kam am Freitagabend im siebten und entscheidenden Finalspiel der Eastern Conference mit seinem Team zu einem 1:0-Heimsieg gegen den Tampa Bay Lightning. Das einzige Tor des Abends erzielte vor 17.565 Zuschauern im ausverkauften Bostoner TD Bank-Garden Nathan Horton in der 53. Minute. Boston steht erstmals seit 1990 wieder im Stanley Cup-Endspiel und trifft auf die Vancouver Canucks mit Christian Ehrhoff. Somit gibt es bereits vor dem ersten Spiel am Mittwoch in Vancouver den zweiten deutschen Stanley Cup-Gewinner nach Uwe Krupp. Der jetzige Eishockey-Nationaltrainer gewann 1996 mit der Colorado Avalanche als bislang einziger Deutscher NHL-Profi die älteste Mannschaftstrophäe der Welt.

HSV und Löwen verpassen Finale

Der deutsche Handball-Meister HSV Hamburg und die Rhein-Neckar Löwen haben den Einzug ins Finale der Champions League verpasst. Die Hamburger unterlagen im Halbfinale des Final-Four-Turniers in Köln dem spanischen Top-Klub Ciudad Real 23:28 (10:12). Zuvor mussten sich die weiterhin titellosen Löwen dem spanischen Meister FC Barcelona mit 28:30 (12:12) geschlagen geben. Hamburg und die Löwen spielen damit am Sonntag (15.15 Uhr) in der Kölner Arena um Platz drei, während es danach (18.00 Uhr) zum spanischen Finale zwischen Ciudad Real und Barcelona kommt. Ciudad greift dabei nach seinem vierten Titel in der europäischen Königsklasse, Vorjahresfinalist Barcelona hat bisher sechs Champions-League-Siege auf dem Konto. Die Katalanen hatten im Viertelfinale Titelverteidiger THW Kiel ausgeschaltet.

Final Four - Rhein-Neckar Löwen - FC Barcelona Borges

Am Ende chancenlos: Olafur Stefansson (rechts) und die Rhein-Neckar Löwen.

(Foto: dpa)

Die Bundesliga-Neulinge HSG Ahlen-Hamm und TSG Friesenheim steigen nach nur jeweils einem Jahr wieder aus der höchsten Handball-Spielklasse ab. Für beide Clubs ist der Relegationsplatz 16 nach dem überraschenden 32:27-Erfolg des DHC Rheinland gegen den SC Magdeburg am Freitagabend bei noch zwei ausstehenden Partien außer Reichweite. Da der insolvente Verein aus Dormagen mangels wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit keine Lizenz für die Bundesliga erhalten hat, steigt der Sieger der Zweitliga-Relegation zwischen GWD Minden und TV Hüttenberg direkt auf. An diesem Samstag haben zunächst die Hessen Heimrecht, am 5. Juni findet das Rückspiel in Minden statt. Als Aufsteiger stehen bereits der Bergische HC und Eintracht Hildesheim fest.

Die Artland Dragons haben den deutschen Basketballmeister Brose Baskets Bamberg ein zweites Mal geschlagen und ein fünftes Playoff-Halbfinale erzwungen. Das Team aus Quakenbrück gewann die vierte Partie in der "best of five"-Serie vor 3000 Fans in der ausverkauften Artland Arena am Samstag mit 75:59 (37:34). Es war erst die zweite Niederlage in der Endrunde für den Titelverteidiger, der Dragons-Aufbauspieler Tyrese Rice nicht stoppen konnte. Die Entscheidung fällt am Dienstag (20.20 Uhr) in Bamberg. Beide Teams lieferten eine packende Partie. Von Beginn an machten vor allem die Dragons mehr Druck. Angetrieben von Spielmacher Rice bestimmten sie das erste Viertel und setzten sich auf 23:14 ab. Vor allem die starke Defensive der Quakenbrücker bereitete dem Meister Probleme. In der zweiten Halbfinal-Serie treffen am Sonntag ALBA Berlin und die Skyliners Frankfurt aufeinander. Die Berliner führen 2:1 und können vor eigenem Publikum den Sprung in das Finale schaffen.

Patrick Hausding und Stephan Feck haben den deutschen Wasserspringern beim Heim-Grand-Prix in Rostock den ersten Sieg beschert. Die EM-Zweiten von Turin gewannen am Samstag das Synchronspringen vom Drei-Meter-Brett. Das Duo aus Berlin und Leipzig setzte sich mit 415,66 Punkten vor den Amerikanern Chris Colwill/Drew Livingston (405,90) und He Min/Peng Jianfeng aus China (401,28) durch. Am Freitag hatte die Berlinerin Nora Subschinski den dritten Platz vom Turm belegt, Pavlo Rozenberg aus Riesa vom Drei-Meter-Brett Rang zwei erreicht. Am Samstag landete er mit Vereinskamerad Sascha Klein auf dem vierten Platz.

Die Schweizerin Patty Schnyder hat ihre Tennis-Karriere nach fast 17 Jahren beendet. "Es ist ein sehr emotionaler Moment", sagte die 32-Jährige am Samstag in Paris, wo sie bei den French Open bereits in der ersten Runde an der unbekannten Rumänin Sorana Cirstea gescheitert war. "Es gab nicht den einen Moment, der entscheidend für diesen Entschluss war, aber die letzten Wochen auf Sand waren nicht einfach", erklärte Schnyder, die zuletzt mehrmals frühzeitig gescheitert war. In ihrer langen Karriere gewann Schnyder insgesamt elf Turniere und erreichte 2005 mit Platz sieben ihre beste Platzierung in der Weltrangliste. Ein Grand-Slam-Sieg blieb der Baselerin trotz ihres großen Talentes verwehrt, 2004 stand sie bei den Australian Open aber immerhin im Halbfinale.

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