Sport kompakt:Prinz kritisiert Silvia Neid

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Rekord-Nationalspielerin beklagt mangelnde Kommunikation mit der Bundestrainerin, die gerichtliche Auseinandersetzung zwischen Jens Lehmann und Tim Wiese geht in die nächste Runde, Millionenpferd Totilas siegt beim CHIO in Aachen, Dirk Nowitzki zum Sportler des Jahres in den USA gewählt.

Sport kompakt

Die bei der Heim-WM degradierte Fußball-Rekordnationalspielerin Birgit Prinz hat Silvia Neid wegen mangelnder Kommunikation kritisiert und erneut die gewaltige öffentliche Erwartungshaltung als Grund für das Viertelfinal-Aus der DFB-Frauen gegen Japan angeführt. "Nach meiner Pressekonferenz haben die Bundestrainerin und ich nicht mehr wirklich miteinander gesprochen. Ich wollte einfach nur offen damit umgehen, dass mir der Druck zwischenzeitlich zu groß wurde. Es war schade, dass das am Ende als Grund benutzt wurde, um mich nicht mehr aufzustellen. Dabei habe ich nach dem Nigeria-Spiel den Kopf wieder hochgenommen und war mir dann sicher, dass ich der Mannschaft noch helfen kann", sagte Prinz fünf Tage nach dem WM-Aus dem Sport-Informations-Dienst.

Wenig Kommunikation: Birgit Prinz (rechts) ärgert sich über Bundestrainerin Silvia Neid. (Foto: dpa)

Natürlich sei ihre Situation während der WM ein ständiges Thema in der DFB-Auswahl gewesen, das die Mannschaft aus dem Rhythmus gebracht habe. "Ich hatte nach dem Nigeria-Spiel nicht damit gerechnet, dass ich nicht mehr für die Nationalmannschaft spiele. Dadurch wurden auch die bisherigen Rollen im Team unklarer. Und in einem WM-Turnier entscheiden Kleinigkeiten, förderlich war das alles sicher nicht. Abby Wambach hat vor dem Turnier für die USA auch nicht getroffen, dennoch hat man weiter auf sie gesetzt. Das hat sich ausgezahlt. Zumindest das Team hat aber zu mir gestanden", sagte Prinz.

In der juristischen Auseinandersetzung zwischen Fußball-Nationaltorhüter Jens Lehmann und Bremens Keeper Tim Wiese ist es am Donnerstag vor dem Landgericht München II zu keiner Einigung gekommen. Das Gericht schlug den beiden Prozess-Parteien nun einen Vergleich vor. Bis 28. Juli müssten Lehmann und Wiese diesem zustimmen, ansonsten kommt es zu einem sogenannten Entscheidungsverkündungstermin. Der Vergleichsvorschlag sieht vor, dass Wiese sein Bedauern über die Äußerungen gegen Lehmann zum Ausdruck bringen sowie vorgerichtliche Kosten in Höhe von rund 1000 Euro tragen müsste. Alle weiteren Ansprüche wären damit abgegolten. Ursprünglich hatte Lehmann seinen Kontrahenten auf Schmerzensgeld in Höhe von 20.000 Euro verklagt.

Matthias Rath und das Zehn-Millionen-Pferd Totilas haben eine perfekte Premiere beim CHIO in Aachen hingelegt. Das neue deutsche Traumpaar der Dressur gewann den Grand Prix mit 82,140 Prozentpunkte und führte die deutsche Mannschaft nach zwei Jahren ohne Sieg wieder zum Triumph. Die Gastgeber holten 233,341 Punkte und siegten vor Großbritannien (220,873) und den Niederlanden (218,957). Isabell Werth (Rheinberg) belegte mit ihrem Nachwuchspferd El Santo (77,830) hinter der Britin Laura Bechtolsheimer mit Mistral Hojris (80,569) den guten dritten Platz. Christoph Koschel (Hagen a.T.W.) kam mit Donnperignon (73,362) auf Rang sechs. Anabel Balkenhol (Rosendahl) schied nach einer Verletzung ihres Pferdes Dablino aus und bildete das Streichergebnis.

Für Basketball-Profi Dirk Nowitzki nehmen die Ehrungen kein Ende. Der Würzburger räumte am Mittwochabend bei der jährlichen Verleihung der Preise des Sportsenders ESPN ab. Nowitzki wurde mit den ESPYS als "Bester männlicher Athlet" und "Bester Basketballer" ausgezeichnet. Zudem gewann der Deutsche mit seinen Dallas Mavericks genau einen Monat nach Finaltriumph in der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA auch die Wahl zur Mannschaft des Jahres. "Wow, das ist unglaublich", meinte Nowitzki etwas überrascht.

Der frühere brasilianische Fußball-Weltmeister Roberto Carlos hat offenbar seine zweite Heimat in Russland gefunden. Russischen Medienberichten zufolge will der Linksverteidiger im Anschluss an seine aktive Karriere Klubpräsident beim Erstligisten FK Anschi Machatschkala werden. "Ich habe noch zwei Jahre Vertrag. Danach werde ich meine Karriere beenden und das Präsidentenamt übernehmen", sagte der 38-Jährige: "Ich werde für eine lange Zeit in Russland bleiben und Anschi zu einem Spitzenklub formen, in dem viele meiner Landsleute spielen werden." Erste Gespräche mit dem russischen Oligarchen und Klubeigner Suleiman Kerimow habe er bereits geführt. Erst im Februar hatte Roberto Carlos einen Zweieinhalbjahresvertrag bei dem Verein aus der Teilrepublik Dagestan unterschrieben, der Weltmeister von 2002 soll mit fünf Millionen Euro Jahresgage der Topverdiener der russischen Premjer Liga sein.

Die Favoritenstürze beim internationalen Tennis-Turnier in Stuttgart setzen sich fort. Am Donnerstag schieden auch der an Nummer acht gesetzte Spanier Guillermo Garcia-Lopez und der Sieger von 2009, Jeremy Chardy, im Achtelfinale aus. Der 24 Jahre alte Franzose verlor gegen den Kolumbianer Santiago Giraldo mit 6:1, 5:7, 4:6. Die Partie war am Vorabend wegen Regens nach dem ersten Satz abgebrochen worden, nach der Fortsetzung fand Chardy nie wieder zu seinem Spiel. Der Weltranglisten-61. Giraldo hatte in der ersten Runde des mit 450 000 Euro dotierten Sandplatz-Turniers bereits den an Nummer zwei gesetzten Österreicher Jürgen Melzer besiegt. Mitfavorit Garcia-Lopez verlor überraschend mit 6:4, 4:6, 3:6 gegen den Polen Lukasz Kubot. Damit haben mindestens sieben der acht gesetzten Spieler das Viertelfinale auf dem Weissenhof verpasst. Dafür zog der Bezwinger der deutschen Nummer eins Florian Mayer (Bayreuth) in die Runde der letzten Acht ein. Federico del Bonis aus Argentinien besiegte den Ukrainer Sergei Stachowski mit 6:4, 6:3.

Rekordweltmeister Brasilien hat sich bei der Copa América mit seinem ersten Vorrundensieg ins Viertelfinale geschossen. Die Seleção bezwang am Mittwochabend (Ortszeit) eine stark spielende Nationalelf aus Ecuador mit 4:2 (1:1). Für Brasilien trafen im argentinischen Córdoba je zwei Mal AC-Mailand-Stürmer Alexandre Pato (27./60. Minute) sowie Santos-Star Neymar (49./71.). Für Ecuador gelang Topstürmer Felipe Caicedo zweimal der Ausgleich. Er traf in der 37. Minute zum 1:1 und in der 59. Minute zum 2:2. Mit dem Sieg schob sich Brasilien an Venezuela vorbei auf Platz eins der Gruppe B. Im zweiten Copa-Spiel hatten sich am Mittwoch in Salta Venezuela und Paraguay mit 3:3 (1:1) getrennt. Auch diese beiden Teams qualifizierten sich fürs Viertelfinale am Wochenende. Brasilien trifft nun am Sonntag auf Paraguay.

Der ehemalige Fußball-Nationalspieler Malik Fathi verlässt Spartak Moskau und kehrt zurück zum Bundesligisten FSV Mainz 05. Fathi, der seit Januar 2010 auf Leihbasis 33 Spiele für den FSV absolviert hat, unterschrieb bei den Rheinhessen einen Vertrag bis Ende Juni 2014. Über die Ablösemodalitäten vereinbarten beide Klubs Stillschweigen, zuletzt hatte Moskau rund zwei Millionen Euro gefordert. "Dieser Transfer passt zu 100 Prozent. Malik Fathi hat uns gefühlt ja nie verlassen, wir kennen uns gegenseitig in- und auswendig. Er bringt die von uns gesuchte sportliche Qualität in den Kader ein", sagte FSV-Trainer Thomas Tuchel.

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:Der Millionen-Sommer

Samuel Eto'o wird in Dagestan zum bestbezahlten Fußballer des Planeten, der FC Chelsea kauft den nächsten Weltmeister, Cesc Fàbregas darf endlich heimkehren nach Barcelona, Paris St. Germain zahlt 43 Millionen Euro für einen lauffaulen Spielmacher. Die wichtigsten Transfers des Sommers.

Mit Abstimmung

Dank Investor Hasan Ismaik kürzt Fußball-Zweitligist 1860 München die Gehälter seiner Spieler nun doch nicht. "Wir hatten eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat, die Gehaltskürzung im Falle einer nachhaltigen Besserung der Vermögenslage zurückzunehmen. Mit dem Anteilsverkauf ist der Fall eingetreten", sagte 1860-Präsident Dieter Schneider der Münchener Zeitung tz. Ende 2010 hatten die Münchner aufgrund klammer Kassen angekündigt, dass sämtliche Angestellte, inklusive der Spieler, auf zehn Prozent ihres Gehalts verzichten müssten. Der jordanische Investor Ismaik ließ sich seinen Einstieg beim Traditionsklub anschließend 18 Millionen Euro kosten.

Fußball-Profi Nuri Sahin hat bei seinem neuen Klub Real Madrid einen unglücklichen Saisonstart erwischt. Der Ex-Mittelfeldstar des deutschen Fußballmeisters Borussia Dortmund zog sich im Trainingslager der "Königlichen" in Los Angeles in den USA eine Bänderdehnung im linken Knie zu. Wie Real am Donnerstag auf seiner Homepage mitteilte, fällt der türkische Nationalspieler damit für zwei bis drei Wochen aus. Sahin hatte sich Ende der vorigen Saison beim BVB das andere Knie verletzt. Nach seinem Wechsel zum spanischen Rekordmeister nahm er das Training früher auf als die Mannschaftskollegen, um die Muskulatur zu stärken. Er wird nach Angaben der Madrider Sportpresse trotz der erneuten Verletzung nicht vorzeitig heimkehren, sondern beim Kader in den USA bleiben. Sahins Landsmann Hamit Altintop, der vom FC Bayern München nach Madrid gewechselt war, wird nach einer Rückenoperation für schätzungsweise drei Monate fehlen.

Der frühere chilenische Fußball-Nationaltrainer Marcelo Bielsa ist neuer Trainer des spanischen Erstligisten Athletic Bilbao. Der 55 Jahre alte Argentinier ersetzt beim baskischen Traditionsklub Joaquin Caparros, der seit 2007 im Amt war. Bielsa, der Chile bei der WM 2010 in Südafrika ins Achtelfinale geführt hatte, war zuletzt als Nachfolger von Leonardo bei Inter Mailand gehandelt worden, hatte den Italienern aber abgesagt.

Dem Briten Mark Cavendish ist die direkte Revanche gegen Andre Greipel auf der 11. Etappe der 98. Tour de France gelungen. Einen Tag nach dem Premierensieg des Rostockers gewann der Sprinter aus dem Team HTC-Highroad die 167,5 Kilometer lange Flachetappe von Blaye-les-Mines nach Lavaur im Massenspurt vor Greipel und dem US-Amerikaner Tyler Farrar. Für Cavendish war es der dritte Tagessieg bei der diesjährigen Rundfahrt und der 18. insgesamt. Der Franzose Thomas Voeckler, der seit Sonntag im Gelben Trikot fährt, verteidigte dieses mit einem Platz im Hauptfeld erfolgreich. Am Donnerstag wird es auf der 12. Etappe ernst für das Peloton. Auf dem 211 Kilometer langen Weg von Cugnaux nach Luz Ardiden stehen gleich drei schwere Pyrenäenberge auf dem Programm, darunter zwei der Ehrenkategorie. Die größte Herausforderung ist der 17 Kilometer lange Anstieg hinauf auf den legendären Col de Tourmalet.

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