Sport kompakt:Heidfeld kehrt zurück

Formel-1-Pilot findet neuen Rennstall, ein italienischer Radprofi erliegt seinen Sturzverletzungen, Claudia Pechstein erleidet einen Nervenzusammenbruch, Arjen Robbens Verletzung soll Millionen kosten.

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Nick Heidfeld kehrt in die Formel-1-WM zurück. Der 33-Jährige aus Mönchengladbach ersetzt bei seinem früheren Team Sauber in den verbleibenden fünf Saisonrennen den Spanier Pedro de la Rosa. Das bestätigte der Rennstall von Teamchef Peter Sauber am Dienstag. Das nächste Rennen findet am 26. September in Singapur statt. Heidfeld war erst vor einigen Wochen von Mercedes von seinem Posten als Ersatzfahrer freigestellt worden, um Reifenhersteller Pirelli bei der Entwicklung der Reifen für die kommende Saison zu unterstützen. Heidfeld absolvierte in seiner Karriere bislang 168 Rennen und gilt als schneller und zuverlässiger Pilot, auch wenn er noch keinen GP-Sieg auf dem Konto hat. Insgesamt achtmal wurde er Zweiter, zuletzt in Malaysia 2009.

Nick Heidfeld

Glückliche Rückkehr: Nick Heidfeld ersetzt bei seinem alten Rennstall Sauber den unglücklichen Pedro de la Rosa.

(Foto: AP)

Für den Sauber-Rennstall fuhr "Quick Nick" bereits zwischen 2001 und 2003. Vor dieser Saison hatte sich Heidfeld Hoffnungen auf einen Platz im Mercedes-Werksteam gemacht, nach der Rückkehr von Michael Schumacher kam er dort zumindest als Ersatzfahrer unter. De la Rosa, dessen bestes Saison-Resultat ein siebter Platz ist, reagierte überrascht auf die aktuelle Entwicklung: "Ich respektiere die Entscheidung und wünsche allen Beteiligten für den Rest der Saison viel Glück. Ich habe aber nach wie vor die Absicht, auch 2011 in der Formel 1 zu fahren."

Die italienische Radsport-Nachwuchshoffnung Thomas Casarotto ist nach seinem schweren Sturz bei der Friaul-Rundfahrt gestorben. Der 19-Jährige erlag am Dienstag in einem Krankenhaus in Udine seinen Verletzungen. Das teilte sein Team UC Arcobaleno Mestre mit. Casarotto war am Freitag auf einer Abfahrt in Pesariis gestürzt und gegen ein fahrendes Auto geprallt. Dabei zog er sich schwere Kopfverletzungen zu. "Casarotto darf nicht vergessen werden", hieß es in einer Mitteilung seines Teams. Seine Eltern genehmigten die Spende seiner Organe.

Die Karriere der fünfmaligen Olympiasiegerin Claudia Pechstein steht vor dem endgültigen Ende. Wie ihr Management am Montag in einer Presseerklärung mitteilte, hat die gesperrte Eisschnelllauf-Olympiasiegerin einen Nervenzusammenbruch erlitten und musste sich in psychologische Behandlung begeben. Sie müsse eine Situation verarbeiten, die durch den jüngsten Entscheid des Präsidiums der Bundespolizei entstanden war. Ihr Arbeitgeber hatte den Antrag der Polizeihauptmeisterin abgelehnt, einen "Sonderurlaub unter Wegfall der Bezüge" zu gestatten.

"Mit einer solchen Ablehnung hatte sie nie und nimmer gerechnet, nachdem ihr die Bundespolizei diesen Schritt noch vor einigen Wochen selbst empfohlen hatte", erklärte ihr Manager Ralf Grengel am Montag. "Jetzt aber von einem sofortigen Karriere-Ende auszugehen, wäre mit Sicherheit verfrüht", sagte er. "Ein Wunsch auf Sonderurlaub unter Wegfall der Bezüge ist beamtenrechtlich nichts Außergewöhnliches und wird in sämtlichen Bereichen der Bundesverwaltung praktiziert", erklärte Pechstein- Anwalt Alexander Friedhoff. "Eine solche Lösung wäre für alle Beteiligten das Beste gewesen. Das BMI hätte keine Steuergelder für die Bezahlung meiner Mandantin verwenden müssen, und Frau Pechstein hätte sich im Rahmen von selbst organisierten Trainingsmaßnahmen zielgerichtet auf ihr Comeback vorbereiten können", erklärte Friedhoff weiter und kündigte an, dagegen Rechtsmittel einzulegen. Dem Antrag Pechsteins vom 18. August 2010 war die öffentliche Aufforderung zum schnellstmöglichen Dienstantritt von Bundesinnenminister Thomas de Maiziere vorausgegangen. Die Lösung des Sonderurlaubs stieß dabei beim Minister offensichtlich auf wenig Gegenliebe.

De Maiziere hatte zudem auch infrage gestellt, ob Deutschlands erfolgreichste Winterolympionikin nach Ablauf ihrer Sperre überhaupt wieder in die Sportförderung des BMI aufgenommen wird. Wie sehr de Maiziere nun auf das Karriere-Ende der wegen Dopings bis zum 8. Februar 2011 gesperrten Athletin drängt, geht nach Auffassung ihre Managements daraus hervor, dass für Pechstein in Absprache mit Sportmedizinern nun ein Plan erarbeitet wird, der sie zum Abtrainieren anhalten soll. Pechstein erwartet weiter die für Mitte September avisierte Entscheidung des Schweizer Bundesgerichts im Revisionsverfahren. Für den Fall der erneuten Niederlage vor Gericht haben ihre Anwälte bereits den Gang vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg angekündigt.

Rafael Nadal hat zum ersten Mal die US Open in New York gewonnen und damit seinen Karriere-Grand-Slam perfekt gemacht. Der 24-jährige Spanier schrieb durch einen 6:4, 5:7, 6:4, 6:2-Finalsieg über den an Position drei gesetzten Novak Djokovic (Serbien) in 3:43 Stunden Geschichte und holte sich den noch fehlenden Major-Titel. "Das ist mehr, als ich mir je erträumt habe. Ich bin glücklich", sagte Nadal. Nach dem Matchball ließ er sich auf den Rücken fallen und weinte Tränen des Glücks. Der Weltranglistenerste Nadal ist damit erst der siebte Tennisspieler in der Geschichte, der die Australian Open, die French Open, Wimbledon und die US Open mindestens einmal gewonnen hat. Grand-Slam-Rekordsieger Roger Federer (Schweiz), der in New York im Halbfinale in fünf Sätzen an Djokovic gescheitert war, hatte seine Sammlung 2009 in Paris komplettiert. Das ursprünglich für Sonntag geplante Endspiel hatte wegen Dauerregens verlegt werden müssen. Auch am Montag war wegen Niederschlags beim Stand von 4:4 im zweiten Satz eine 108 minütige Pause nötig. Djokovic bot Nadal lange Zeit Paroli und setzte den weltbesten Spieler immer wieder unter Druck. Obwohl der nun mit neun Grand-Slam-Titeln bestückte Spanier nur sechs von 26 Breakchancen nutzen konnte, behielt er in den entscheidenden Phasen kühlen Kopf. Im vierten Satz nahm Nadal seinem Kontrahenten gleich zweimal den Aufschlag ab.

Nadal, der ein Preisgeld in Höhe von 1,7 Millionen Dollar kassierte, schraubte mit seinem dritten Major-Coup in Folge seine Siegesserie bei Grand-Slam-Tournaments auf 21:0 Erfolge. In diesem Jahr hatte der Linkshänder bereits zum fünften Mal die French Open sowie zum zweiten Mal Wimbledon gewonnen. In Melbourne hatte Federer triumphiert. Djokovic, der die vorangegangenen drei Duelle gegen Nadal für sich entschieden hatte, verpasste seinen zweiten Grand-Slam-Erfolg nach dem Gewinn der Australian Open 2008. Bereits vor drei Jahren hatte der Serbe das Finale der US Open verloren, damals gegen Federer. Allerdings rückte Djokovic nach den Erfolgen in Flushing Meadows in der Weltrangliste wieder auf den zweiten Platz hinter Nadal vor und verdrängte Federer.

Im Streitfall Arjen Robben macht Bayern München gegenüber dem Niederländischen Fußball-Verband einen finanziellen Schaden in Millionenhöhe geltend. "Wir sprechen über höhere siebenstellige Beträge, die uns nicht im Monat, sondern in der Gesamtheit als Schaden anfallen", sagte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge am Montagabend im Bayerischen Fernsehen. Der Vorstandsvorsitzende des deutschen Fußball-Meisters korrigierte damit die zuvor öffentlich gehandelten 11.000 Euro pro Tag des verletzungsbedingten Ausfalls von Robben deutlich nach oben. "Ich werde nicht die genaue Summe sagen", erklärte Rummenigge, aber es gehe um viel mehr Geld. "Das ist auch kein Pappenstiel für die Holländer", ergänzte er. Nach einem ersten ergebnislosen Treffen der Bayern-Führung mit Verbandsvertretern des Vize-Weltmeisters am vergangenen Samstag in München bekräftigte Rummenigge, dass der deutsche Rekordmeister auch den Weg vor Gerichte nicht scheuen werde. "Sollten wir mit den Holländern keine faire und vernünftige Lösung hinkriegen, werden wir es nicht anders können, als die Holländer und den Arzt vor allen Dingen auch zu verklagen." Dann werde es "juristisch zur Sache gehen", kündige Rummenigge an.

Aus Sicht des FC Bayern hätte Robben nach einer Muskelverletzung im Vorfeld der Weltmeisterschaft "nie und nimmer" mit nach Südafrika reisen dürfen. Der niederländische Verband und dessen Mannschaftsarzt trügen "die alleinige Verantwortung" für die schwere Verletzung Robbens. Den Bayern-Spieler selbst nahm Rummenigge dagegen ausdrücklich in Schutz: "Ihn trifft natürlich keine Schuld. Jeder Spieler will bei einer WM dabei sein und spielen. Arjen ist 26, hatte bei uns eine Supersaison gespielt. Er war auf dem Top seiner Leistungsfähigkeit." Wann Robben wieder für den FC Bayern spielen kann, ist noch nicht abzusehen. "Wir müssen sehen, dass der Muskel wieder richtig vernarbt, sonst ist eine permanente Verletzungsgefahr gegeben", berichtete Rummenigge. Robben könnte sogar für die gesamte Bundesliga-Hinrunde ausfallen.

Genau 100 Tage nach seinem schweren Sturz im Training zu seinem Heim-Grand-Prix in Mugello am 5. Juni ist der neunmalige Motorrad-Weltmeister Valentino Rossi am späten Montagabend vor begeisterten Fans einige Runden auf dem Kurs in der Toskana gefahren. Rossis Arbeitgeber Yamaha drehte dort einen neuen Werbespot, in dem auch Rekord-Weltmeister Giacomo Agostini und der frühere 500-ccm-Champion Kevin Schwantz eine Rolle spielen. "Es war sehr aufregend, nachts und im Regen hier zu fahren", sagte Rossi, der sich nach seinem schweren Unfall künftig mehr für die Sicherheit der Fahrer engagieren will. Der 31-jährige Italiener steht ab der kommenden Saison bei Ducati unter Vertrag.

Die New Jersey Devils sind wegen des "Rentenvertrages" für den Russen Ilja Kowaltschuk mit drei Millionen Dollar Strafe von Nordamerikas Eishockey-Profiliga NHL belegt worden. Dank des 17-Jahres-Vertrages sollte Kowaltschuk insgesamt 102 Millionen Dollar bei den Devils verdienen - allerdings nur jeweils 550.000 in den letzten sechs Jahren. Die NHL urteilte deswegen am Montag, dass New Jersey zu Beginn der Laufzeit die Gehaltsobergrenze verletze. Das Salär für den 27 Jahre alten Ex-Weltmeister sprenge insgesamt den zulässigen Etat. Inzwischen hat die Liga einen 15-Jahres-Vertrag abgesegnet, der dem Stürmer 100 Millionen Dollar einbringen soll. Damit teilt er sich den Rekord für den längsten Vertrag mit Torhüter Rick DiPietro von den New York Islanders. Kowaltschuk war im Februar aus Atlanta zum ehemaligen Stanley-Cup- Sieger gekommen und hatte im Sommer den umstrittenen Kontrakt unterzeichnet. Devils-Präsident Lou Lamoriello betonte, man habe in gutem Glauben gehandelt und nichts falsch gemacht. "Wir lehnen diese Entscheidung ab", meinte Lamoriello zur Strafe. Offen ist noch, ob der Club dagegen vorgehen kann.

Lance Armstrongs Radteam RadioShack ist nach einer Klagedrohung doch noch in die Starterliste für die Lombardei-Rundfahrt aufgenommen worden. Das gaben die Veranstalter am Dienstag bekannt. Weil der Rennstall zunächst nicht berücksichtigt worden war, hatte die Teamführung einen Protest beim Internationalen Sportgerichtshof CAS angekündigt und wollte Schadenersatz erwirken. Der Rad-Klassiker in der Lombardei wird am 16. Oktober ausgefahren. Auch bei der derzeit laufenden Spanien-Rundfahrt war der Armstrong-Equipe ein Start verwehrt worden. Der siebenmalige Tour-de-France-Sieger aus den USA hatte bereits im Juli erklärt, in diesem Jahr keine Rennen mehr bestreiten zu wollen.

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