Sport kompakt:Favre und ein skurriler Abschied

Der Ex-Hertha-Coach lobt auf einer Pressekonferenz seinen Gegenspieler Dieter Hoeneß und kritisiert die jetzige Klubführung. Petric fällt aus, Mutu muss doch nicht zahlen.

Acht Tage nach seiner Beurlaubung bei Hertha BSC hat Lucien Favre eigene Fehler eingeräumt, indirekt aber auch die Finanz- und Einkaufspolitik des Berliner Fußballklubs kritisiert. "Ich habe zu viele Kompromisse gemacht, Kompromisse sind Fehler", sagte der Ex-Chefcoach des Bundesliga-Schlusslichts am Dienstag auf einer privaten Pressekonferenz in Berlin. Hertha müsse im Winter nicht eine halbe Million, sondern zehn Millionen Euro investieren. Zudem überraschte Favre mit der Aussage: "Der Verein hat die Trennung von Dieter Hoeneß nicht verkraftet." Dies habe seine Arbeit erschwert. Favre galt lange als Gegenspieler des ehemaligen Managers. Seinen ehemaligen Kapitän Arne Friedrich wusch Favre von jeder Schuld für seinen Rauswurf rein. Der Nationalspieler war in den Verdacht geraten, in den letzten Spielen gegen Favre gespielt zu haben und so zum "Königsmörder" geworden zu sein. "Niemand hat gegen den Trainer gespielt, auch Arne Friedrich nicht", sagte der Schweizer. Indirekt Kritik übte der 51-Jährige Coach an der jetzigen Klubführung um Präsident Werner Gegenbauer, deren Aushängeschild er lange Zeit war. Der Klub müsse in der Winterpause in neue Spieler investieren, nicht eine Million Euro, sondern zehn Millionen.

Fußball-Bundesligist Hamburger SV muss für längere Zeit auf Stürmer Mladen Petric verzichten. Der Kroate hat am Sonntag im Punktspiel bei Hertha BSC (3:1) einen Sehnenriss im rechten Sprunggelenk erlitten. Damit fällt der Stürmer für den Rest der Hinrunde aus, teilte der HSV am Dienstag mit. Petric wird am Mittwoch bei Spezialist Bernhard Segesser in Basel operiert. Der Bundesliga-Zweite muss bereits auf Stürmer Paolo Guerrero nach einem Kreuzbandriss verzichten. Derzeit verfügt der HSV im Sturm nur noch über Marcus Berg sowie die 19 Jahre alten Talente Tolgay Arslan und Tunay Torun.

Linus Gerdemann hat erneut seine Unschuld beteuert und seine "Frustration" über die in der ARD-Sportschau erhobenen Vorwürfe zum Ausdruck gebracht. "Es tut weh, wenn man so angegriffen wird. Das kostet Nerven, emotional lässt mich das nicht kalt", sagte der Radprofi in einem Interview der Westfälischen Nachrichten. Er stehe zu der Aussage, dass seine Blutproben noch in 50 Jahren mit neuen Methoden nachgetestet werden könnten und diese dann immer noch keine Doping-Spuren aufweisen würden. "Es gibt nichts zu verbergen", betonte der Kapitän des Milram-Teams, das in dieser Sache bislang zurückhaltend reagierte.

Nelson Piquet junior glaubt nach seiner Rolle im Crashgate-Skandal nicht mehr an eine Rückkehr in die Formel 1. "Ich habe dem Sport einen Dienst erwiesen, aber bin als Opfer geendet", sagte der Brasilianer in einem Fernseh-Interview in seiner Heimat: "Ich habe damals einen Fehler gemacht. Meine Karriere ist vorbei. Niemand wurde härter bestraft als ich." Er entschuldige sich bei allen, "die die Formel 1 lieben, aber ich kann es leider nicht rückgängig machen". Piquet hatte 2008 beim Rennen in Singapur absichtlich einen Unfall gebaut, um Teamkollege Fernando Alonso den Sieg zu ermöglichen. Ob der zweimalige Weltmeister aus Spanien in den perfiden Plan von Renault-Teamchef Flavio Briatore und Chefingenieur Pat Symonds eingeweiht war, wollte er nicht beurteilen: "Als wir es besprochen haben, war er nicht dabei. Ob er davon wusste, weiß ich nicht." Briatore war nach dem größten Skandal der Formel-1-Geschichte lebenslang aus der Königsklasse ausgeschlossen worden, Symonds für fünf Jahre. Renault wurde ebenfalls mit einer lebenslangen Sperre belegt, allerdings wurde dieses Strafmaß für die nächsten beiden Jahre zur Bewährung ausgesetzt.

Der rumänische Fußball-Star Adrian Mutu muss die Rekordstrafe in Höhe von 17,17 Millionen Euro an seinen Ex-Klub FC Chelsea vorerst nicht zahlen. Das Schweizer Bundesgericht setzte ein Urteil des Internationalen Sportgerichtshof (CAS) gegen den Stürmer des italienischen Erstligisten AC Florenz aus. Dies bestätigte Mutus Berater Victor Becali dem italienischen TV-Sender Sky. Mutu war 2004, ein Jahr nach seinem Wechsel vom AC Parma für 23 Millionen Euro zu den "Blues" in die englische Premier League, des Kokainmissbrauchs überführt, für sieben Monate gesperrt und von Chelsea gefeuert worden. Ende Juli dieses Jahres war der 30-Jährige mit seinem Einspruch vor dem CAS gegen das Urteil des Weltverbandes FIFA wegen Vertragsbruchs gescheitert. Daraufhin hatte Mutu das Schweizer Bundesgericht angerufen. "Die Aussetzung der Sperre ist positiv für Mutu, aber auch kein Grund zu feiern. Es gibt noch viel zu tun. Der Aufschub gilt bis November. Dann könnte das Gericht weitere Unterlagen sichten und den Fall fortsetzen", erklärte Mutus Berater Becali.

Kurz vor dem befürchteten Doping-Nachbeben zur Tour de France 2008 ist der Streit zwischen dem Radsport-Weltverband UCI und der französischen Anti-Doping-Agentur AFLD eskaliert. Der AFLD-Vorwurf, die UCI habe bei der diesjährigen Tour das Astana-Team um Gesamtsieger Alberto Contador und Superstar Lance Armstrong bevorzugt behandelt, sei "völlig unbegründet", wie der Verband am späten Montagabend erklärte. Dass AFLD-Chef Pierre Bordry kurz vor der mit Spannung erwarteten Pressekonferenz am Mittwoch einigen Medien einen Bericht zur Tour 2009 zugespielt habe, "sabotiere die Anstrengungen der UCI und ihrer Partner im Kampf gegen Doping".

Wegen der Manipulation von Spielen ist der lettische Fußball-Erstligist Dinaburg aus der laufenden Meisterschaft ausgeschlossen worden. Der nationale Verband fällte die Entscheidung gegen den Klub aus der ostlettischen Stadt Daugavpils nach eigenen Angaben aufgrund eindeutiger Beweisen und sperrte Dinaburgs Präsidenten Oleg Gawrilow sowie Trainer Tamaz Pertia lebenslänglich. Das Duo hatte im Zusammenspiel mit der Wettmafia für Niederlagen oder vorher vereinbarte Ergebnisse seines Teams gesorgt. Dinaburg war bereits vor zwei Jahren wegen ähnlicher Vorwürfe aus der länderübergreifenden Baltic League ausgeschlossen worden.

Deutschlands Säbeldamen kämpfen bei den Fecht-Weltmeisterschaften in Antalya um die Ränge fünf bis acht. Nach dem 45:30-Sieg im Achtelfinale gegen Kanada verloren Alexandra Bujdoso aus Koblenz, die Dormagenerinnen Anna Limbach und Stefanie Kubissa und Sibylle Klemm aus Tauberbischofsheim am Dienstag in der Runde der besten acht Mannschaften gegen den Olympia-Vierten Russland nach starker Gegenwehr mit 36:45 Treffern. In der WM-Geschichte dieser Waffengattung seit 1999 hatte es 2001 in Nimes mit Bronze die bislang einzige deutsche Medaille gegeben.

Der "Superclasico" im chilenischen Fußball zwischen den Hauptstadtklubs Colo Colo und Universidad de Chile hat mit drei Toten und über 200 Verhafteten eine blutige Spur in beiden Fanlagern hinterlassen. Nach dem 1:0-Sieg Colo Colos am Samstag war es an zahlreichen Stellen in Santiago de Chile zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen. Wie brutal es dabei zuging, zeigen die Todesfälle. Daniel Sandoval Henriquez wurde nach einem Wortgefecht von seinem eigenen Cousin erstochen. Ein 15-Jähriger Colo-Colo-Fan prügelte gemeinsam mit seinem 20 Jahre alten Freund einen Anhänger von "La U" zu Tode. Im Stadtteil La Cisterna schossen Unbekannte wahllos auf Universidad-Fans und töteten dabei einen Jugendlichen. Der Mob ließ auch der Zerstörungswut freien Lauf. Zwei Busse wurden von einer gut 100-köpfigen Gruppe völlig demoliert. "U"-Fans brachten drei Häuserwände zum Einsturz, auf denen Parolen des Rivalen gepinselt waren.

Bulgariens kürzestes Fußball-Spiel aller Zeiten hat am vergangenen Sonntag nur vier Minuten gedauert. Weil Gastgeber Gigant Belene im Drittliga-Match gegen Schawdar Bijala Slatina aufgrund von Verletzungen nur noch insgesamt sechs Spieler auf dem Feld hatte, musste die Begegnung den Regeln entsprechend in der fünften Minute abgebrochen und vom Verband tags darauf mit 3:0 für die Gäste gewertet werden. Belene war schon zu Spielbeginn nur mit acht spielberechtigten Akteuren auf dem Platz angetreten, weil zahlreiche Gigante-Spieler entweder verletzt oder gesperrt waren. Gleich in den Anfangsminuten mussten zwei weitere Kicker der Platzherren verletzt vom Feld, so dass die Begegnung nicht fortgesetzt werden konnte. Nach den Regeln des Weltverbandes FIFA muss eine Mannschaft für die ordnungsgemäße Durchführung eines Spiels mindestens sieben Spielern auf dem Platz haben.

Die glanzvolle Karriere von Quarterback Brett Favre ist um ein weiteres Kapitel reicher. Durch den 30:23-Sieg seiner Minnesota Vikings über die Green Bay Packers im "Monday Night Game" der US-amerikanischen Football-Profiliga NFL ist Favre der einzige Spielmacher in der Geschichte, der gegen alle 32 NFL-Teams gewinnen konnte. Mit den Packers erlebte Favre zwischen 1992 und 2007 seine erfolgreichste Zeit und gewann 1997 den Super Bowl.

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