Sport kompakt:Ein Holländer für Machatschkala

Guus Hiddink wird Trainer beim neureichen russischen Klub Anschi, 1860 München will "drastisch" sparen, Khedira sorgt in Tunesien mit freizügigen Fotos für einen Skandal. Babbel kritisiert seinen ehemaligen Arbeitgeber Hertha BSC, ein hochrangiger ukrainischer Politiker warnt ausländische Fans vor einem EM-Trip in sein Land. Sport kompakt.

Fußball, Russland: Der neureiche russische Fußball-Erstligist Anschi Machatschkala hat auch bei seiner Trainersuche einen berühmten Europäer gefunden. Der Klub aus der Teilrepublik Dagestan gab am Freitagnachmittag die Verpflichtung von Guus Hiddink bekannt. "Wir verhandeln schon seit einigen Wochen, sodass ich die Entscheidung jetzt schnell treffen konnte", wird der 65 Jahre alte Niederländer auf der Homepage von Anschi zitiert. "Ich weiß um die Ambitionen des Vereins und werde alles versuchen, um ihnen gerecht zu werden." Hiddink erhält einen Eineinhalbjahresvertrag. Dieser soll dem Niederländer, der zuletzt die türkische Nationalmannschaft betreut hatte, laut russischen Medien etwa zehn Millionen Euro einbringen.

Hiddink neuer Coach von Anschi Machatschkala

Ab nach Machatschkala: Guus Hiddink wird Trainer beim russischen Klub Anschi in Dagestan.

(Foto: dapd)

Fußball, 1860 München: Der TSV 1860 hat "drastische Sparmaßnahmen" zur Konsolidierung angekündigt. Dieser Kurs sei mit Investor Hasan Ismaik abgestimmt, hieß es am Freitag in einer Presseerklärung. Die auf einer Aufsichtsratssitzung am Donnerstagabend beschlossenen Sparmaßnahmen sehen eine "Verschlankung der Organisation und Straffung in vielen Bereichen vor". Unter anderem soll der Etat der U23-Mannschaft gekürzt werden. "Wir haben allesamt kein leichte, aber eine dringend anzugehende Aufgabe vor uns", sagte Präsident Dieter Schneider. Durch den Sparkurs soll "mittelfristig ein eigenständiges Überleben ermöglicht werden", hieß es weiter. Dennoch sei Schneider sich sicher, "dass wir jetzt wieder mehr Augenmerk auf die Qualität legen können". Der Fokus soll verstärkt auf die Profi-Mannschaft und die leistungsorientierte Jugendarbeit gelegt werden.

Fußball, Sami Khedira: Während für Sami Khedira bei Real Madrid alles nach Plan läuft, hat er in der Heimat seines Vaters für einen Skandal gesorgt. Der Grund ist ein in der tunesischen Zeitung Attounissia veröffentlichtes Foto, auf dem Khedira die nackten Brüste seiner Freundin Lena Gercke nur mit seinem Arm bedeckt. Dies sei in Tunesien ein Verstoß gegen Sitte und Moral, teilte ein Mitarbeiter des Justizministeriums am Donnerstag mit. Drei tunesische Journalisten wurden wegen des Fotos verhaftet. Ihnen drohen bis zu fünf Jahre Haft. Zudem soll es sogar zu Morddrohungen gekommen sein. Am Donnerstag ließ die Polizei daraufhin die Redaktion mit Sonderkräften bewachen. "Ich habe am Donnerstagabend von der Sache erfahren und finde es sehr, sehr traurig und schade, dass so etwas passiert ist", kommentierte der Deutsch-Tunesier laut Welt online. "Wir leben im 21. Jahrhundert und ich denke, da sollte jeder Mensch das Recht auf Meinungsfreiheit haben."

Fußball, Per Mertesacker: Arsenals deutschem Abwehrmann droht eine monatelange Zwangspause. Der Nationalspieler musste sich wegen seiner Bänderverletzung im Knöchel einer Operation unterziehen und fällt weniger als vier Monate vor der Europameisterschaft für unbestimmte Zeit aus. "Er musste sich leider operieren lassen und er fehlt uns einige Zeit", sagte Arsenal-Trainer Arsene Wenger am Freitag. "Wie lange, weiß ich nicht. Seine Bänder sind wiederhergestellt worden, also wird es eine lange Pause." Der 27 Jahre alte Innenverteidiger hatte sich am vergangenen Samstag beim 2:1-Sieg beim FC Sunderland am Knöchel verletzt. Die EM beginnt für das deutsche Team am 9. Juni.

Bundesliga, Bayer Leverkusen: Bayer Leverkusen steht einem vorzeitigen Abgang von Michael Ballack offen gegenüber. "Unser Vertrag läuft noch bis zum 30. Juni. Wenn er vorzeitig raus möchte, lassen wir sicher mit uns reden", sagte Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser dem Nachrichtenmagazin "Focus". Ein Wechsel des ehemaligen Kapitäns der deutschen Nationalmannschaft, der zurzeit wegen einer Wadenverletzung pausieren muss, ist aber nur nach Übersee möglich, weil in Europa die Transferperiode bereits beendet ist. Die New York Red Bulls aus der Major League Soccer in den USA sollen Interesse an einer Verpflichtung des 35-jährigen Mittelfeldspielers haben. Holzhäuser hatte Ende Januar erklärt, dass man sich von der Verpflichtung Ballacks im Sommer 2010 mehr versprochen habe. Zuletzt war er von Trainer Robin Dutt mehrfach nicht berücksichtigt worden. Ein Abschiedsspiel für den 98-maligen Nationalspieler in Leverkusen werde es auch nicht geben. "Nein, da ist nichts besprochen, weil Michael Ballack seine Karriere noch anderweitig fortführen will", sagte Holzhäuser.

Fußball, Fan-Krawalle: Ein starkes Polizeiaufgebot hat am Donnerstagabend drohende Ausschreitungen gewaltbereiter Fußballfans beim Europa-League-Spiel zwischen Hannover 96 und dem FC Brügge verhindert. Die Beamten waren mit mehreren Hundertschaften im Stadtgebiet Hannover im Einsatz und konnten ein Aufeinanderprallen der Anhänger von beiden Vereinen unterbinden. Das Einsatzkonzept ging nach Angaben der Polizei bis Spielende auf. Bis 23 Uhr sei niemand verletzt worden. Drei hannoversche Rowdys wurden in Gewahrsam genommen. Kurzzeitig kam es zu kleineren Rangeleien, als 40 Fans von Hannover 96 eine Polizeikette durchbrachen und in Richtung der belgischen Fans liefen. Die Polizei setzte nach eigenen Angaben vereinzelt auch Schlagstock und Reizstoff ein. Als Vorsichtsmaßnahme waren seit dem Nachmittag mehrere Straßen in der Altstadt und im Steintorviertel gesperrt worden. Dadurch kam es zu Verkehrsbehinderungen in der City.

Bundesliga, Hertha BSC Berlin: In der Auseinandersetzung mit seinem ehemaligen Arbeitgeber Hertha BSC hat Markus Babbel Fehler zugegeben, gleichzeitig aber auch die Vorwürfe erneuert. "Sollte ich noch einmal ein derartiges Gespräch führen, das ja angeblich nie stattgefunden hat, dann nehme ich ein Aufnahmegerät oder einen Zeugen mit", erklärte der neue Trainer des Ligakonkurrenten 1899 Hoffenheim im Interview mit Zeitungen des DuMont-Verlags. Ende des vergangenen Jahres hatten sich Babbel und der Manager Michael Preetz gegenseitig der Lüge bezichtigt. In dem Streit war es darum gegangen, wann Babbel seine Entscheidung, seinen Vertrag in Berlin nicht zu verlängern, dem Verein mitgeteilt habe. "Ich hätte das früher bekannt geben müssen", sagte Babbel, der am 18. Dezember in Berlin entlassen worden war. Unter seinem Nachfolger Michael Skibbe gab es fünf Niederlagen in fünf Spielen. Skibbe wurde daraufhin am vergangenen Sonntag beurlaubt. Für Skibbe und die Mannschaft tue es ihm leid, sagte Babbel. Auf die Frage, ob dies auch auf Manager Preetz zutreffe, wollte Babbel keinen Kommentar abgeben.

Fußball, Rassismus: Während des 2:1-Erfolgs von Manchester City beim FC Porto in der Europa League am Donnerstag sind die dunkelhäutigen City-Profis Mario Balotelli und Yaya Toure rassistisch beleidigt worden. Fans verhöhnten die beiden Spieler mit Affengeräuschen. Manchester City hat den Vorfall bei der Europäischen Fußball-Union (UEFA) angezeigt. Er habe "etwas gehört", sagte Toure nach dem Spiel: "Darum spielen wir lieber in der Premier League, weil sowas dort nie passiert." Auch Balotelli hatte die Beleidigungen wahrgenommen, wie der Verein bestätigte. Der italienische Nationalspieler war bereits mehrfach Opfer rassistischer Schmähungen geworden. Zuletzt hatten John Terry (FC Chelsea) und Luis Suarez (FC Liverpool) für Rassismus-Affären auf der Insel gesorgt.

Formel 1, Silberpfeil: Der neue Formel-1-Mercedes hat seine Jungfernfahrt absolviert. Nico Rosberg durfte den W03 als Erster fahren, danach setzte sich Rekordweltmeister Michael Schumacher ans Steuer. Wie "autosport.com" am Freitag berichtete, fanden die ersten Runden am Donnerstag in Silverstone statt. Erlaubt waren dabei dem Regelwerk entsprechend 100 Kilometer, gefahren wurde auf Demonstrationsreifen von Hersteller Pirelli. Offiziell enthüllt werden soll das Auto am kommenden Dienstag auf dem Circuit de Catalunya zum Auftakt der zweiten Testphase. Bei den ersten Probefahrten in Jerez hatte MercedesAMG ein altes Modell eingesetzt. Rosberg und Schumacher bleiben jeweils vier offizielle Testtage bis zum Saisonstart am 18. März in Melbourne.

Formel 1, Fahrerwechsel: Das Formel-1-Team Caterham hat den Italiener Jarno Trulli wenige Wochen vor Beginn der WM 2012 überraschend durch den Russen Witali Petrow ersetzt. Damit ist erstmals seit 1970 kein italienischer Fahrer in der Formel-1-WM dabei. Das in Malaysia beheimatete Team Caterham wartet nach zwei Jahren immer noch auf den ersten WM-Punkt. Der zweite Fahrer neben Petrow ist der Finne Heikki Kovalainen. In der vorherigen Saison hieß Caterham noch Team Lotus.

Fußball, EM: Der stellvertretende ukrainische Ministerpräsident und Minister für die Vorbereitung der Fußball-EM, Boris Kolesnikow, rät den Fans von Übernachtungen in seinem Land ab. Das meldete die ukrainische Nachrichtenagentur Unian. Sein Unmut richtet sich gegen die Hotelbetreiber des Landes, die trotz Steuererleichterungen während der Euro 2012 Preissteigerungen von bis zu 400 Prozent planen. "Gier führt zu Armut", sagte Kolesnikow auf einer Pressekonferenz in Poltawa. "Wenn die Hotels die Preise weiter anheben, rate ich den Touristen, sich ins Flugzeug zu setzen, die Spiele anzuschauen und anstatt hier zu übernachten, gleich wieder nach Hause zu fliegen", sagte der Vize-Premier. Er betonte, dass der Ausbau der Flughäfen fast abgeschlossen und man auf ein hohes Verkehrsaufkommen vorbereitet sei.

Fußball, Russland: Alexander Hleb, 31, spielt nach einem erfolglosen Engagement beim VfL Wolfsburg bis zum Saisonende für den russischen Erstligisten Krylja Sowjetow Samara. Hleb habe einen Vertrag beim Tabellen-13. der Premier Liga unterzeichnet, teilte der Verein aus der Wolga-Stadt Samara am Freitag auf seiner Internetseite mit. Der Kapitän der weißrussischen Nationalmannschaft soll an diesem Samstag ins Trainingslager in die Niederlande reisen, wo sich der Verein auf die letzten zwölf Saisonspiele vorbereitet.

Fußball, England: Der Absturz des englischen Klubs FC Portsmouth geht weiter. Der Insolvenzantrag des Zweitligisten wegen Schulden in Höhe von vier Millionen Pfund (4,8 Millionen Euro) wurde am Freitag vom High Court in London angenommen. Damit steht fest, dass dem FA-Cup-Sieger von 2008 in der laufenden Spielzeit zehn Punkte abgezogen werden. In der Championship liegt der südenglische Klub damit nur noch dank der besseren Tordifferenz vor der Abstiegszone. Bereits Anfang 2010 hatte der zweimalige englische Meister neun Punkte Abzug wegen Insolvenz erhalten; damals stieg Portsmouth als Letzter aus der Premier League ab.

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