Sport kompakt:Tag der Stürze

Sturzserie bei der Tour de France: Alexander Winokurow und ein belgischer Mitfavorit müssen verletzt aufgeben, ein Begleitfahrzeug rammt zwei Ausreißer vom Rad. Außerdem: zwei Weltbestzeiten beim Ironman in Roth, Salihamidzic bricht sich den Arm.

Die unheimliche Sturzserie der Tour de France hält an und hat zwei weitere Spitzenfahrer zur Aufgabe gezwungen. Routinier Alexander Winokurow und Podiumskandidat Jürgen Van Den Broeck verletzten sich am Sonntag bei einem dramatischen Sturz schwer und mussten das Rennen beenden. Für Winokoruw, der seine letzte Tour bestritt, dürfte die Radprofi-Karriere vorzeitig zu Ende sein. Eine Schrecksekunde erlebte eine fünfköpfige Ausreißergruppe, als ein Auto des französischen Fernsehens bei voller Fahrt Juan Antonio Flecha von der Seite rammte. Der Spanier vom Team Sky stürzte und riss Johnny Hoogerland mit sich. Dieser wirbelte dramatisch durch die Luft und wurde auf gerader Strecke in einen Weidezaun geschleudert. Nach bangen Sekunden konnte er - trotz etlicher Bandagen blutüberströmt - weiterfahren. Um den möglichen Etappensieg hatte der Fahrer des Wagen die beiden Profis mit seiner Aktion aber bereits gebracht. Das Gelbe Trikot eroberte auf der 9. Etappe Lokalmatador Thomas Voeckler, der nach 208 Kilometern in Saint-Flour Zweiter einer Fluchtgruppe hinter Luis Leon Sanchez wurde. Europcar-Profi Voeckler selbst, der schon 2005 kurz das Gelbe getragen hatte, lancierte die Attacke im Anstieg zum ersten von insgesamt sieben Bergen. (Hier geht's zu den Ergebnisse, den Wertungen und dem Liveticker.)

Der ehemalige Münchner Roque Santa Cruz und der frühere Dortmunder Nelson Valdez haben mit ihren Toren Copa-America-Favorit Brasilien in arge Bedrängnis gebracht. Dank der Treffer der beiden Stürmer führte Paraguay bei der Copa América bis kurz vor Schluss gegen den Nachbarn verdient mit 2:1, ehe dem eingewechselten Fred in der 89. Minute doch noch der 2:2-Ausgleich gelang. "Fred verhinderte einen Skandal für die Seleção", brachte die Sportzeitung Lance! in ihrem Internetportal die Stimmung im Land des fünfmaligen Weltmeisters auf den Punkt. Die Folha de São Paulo schrieb von einem erneut "desaströsen Auftritt" und warnte: "Am Mittwoch muss der auserwählte fünffache Weltmeister gegen Ecuador gewinnen, um sich für das Viertelfinale zu qualifizieren. Ein Scheitern könnte das vorzeitige Aus bedeuten, was eine historische Schande wäre." Titelverteidiger Brasilien wartet nach dem torlosen Remis im Auftaktspiel gegen Venezuela bei der Copa 2011 in Argentinien weiter auf den ersten Sieg. Fans und Medien werden ungeduldig. Nationalcoach Mano Menezes gerät unter Druck. "Wir haben Fehler gemacht und fast verloren", sagte der Coach. Er sieht sein Team jedoch im Aufwärtstrend. "Die dritte Partie (gegen Ecuador) wird besser als die zweite (gegen Paraguay), die schon besser als die erste (gegen Venezuela) war", rechnete Menezes vor. Unterdessen besiegte Venezuela Ecuador am Samstag mit 1:0 und übernahm damit die Führung in der harten Gruppe B. Das Tor erzielte Cesar Eduardo Gonzalez in der 61. Minute.

Triathletin Chrissie Wellington aus Großbritannien hat über die Ironman-Distanz in 8:18:13 Stunden bei der Challenge Roth ihre eigene Weltbestzeit verbessert. Die 34-Jährige Britin unterbot am Sonntag über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen ihre Marke aus dem Vorjahr um exakt eine Minute. Zuvor hatte schon der Potsdamer Andreas Raelert nach 7:41:36 Stunden die Weltbestmarke der Männer um über vier Minuten verbessert. Der Karlsruher Sebastian Kienle (7:57:06) sicherte sich bei dem Rekordrennen Rang zwei vor dem Neuseeländer Keegan Williams (8:16:03).

Das deutsche Davis-Cup-Team ist für die absolute Weltspitze nicht gut genug. Das Aus im Viertelfinale gegen Frankreich stand bereits nach dem Doppel am Samstag fest, am Sonntag sicherte Philipp Petzschner (Bayreuth) der deutschen Auswahl in Stuttgart dann immerhin einen Ehrenpunkt. Im bedeutungslosen Einzel gegen Michael Llodra siegte der 27-Jährige 6:3, 6:4. Philipp Kohlschreiber verlor im letzten Duell gegen Wimbledon-Halbfinalist Jo-Wilfried Tsonga 6:7 (3:7), 6:7 (5:7). Damit feierte Frankreich einen 4:1-Gesamtsieg. Petzschner zeigte sich am Wochenende aber nicht nur über das Ausscheiden enttäuscht. Er war auch sauer über die kritischen Worte von Nicolas Kiefer. Der ehemalige Weltranglisten-Vierte wurde am Samstag ein halbes Jahr nach seinem Karriereende offiziell vom DTB verabschiedet und erklärte dabei, dem Herren-Tennis fehle es hierzulande derzeit "an Typen. Das ist zu blass". Das sei der Grund für die geringe Unterstützung auf dem nur halbvollen Stuttgarter Weissenhof. "Da könnte ich ausflippen", sagte Petzschner in Richtung Kiefer, denn er sieht sich als "Typ". Die Strafen des internationalen Tennisverbands (ITF) seien aber so hoch, dass er sich unbequeme Auftritte und Bemerkungen lieber spare als zu zahlen.

Nationaltorhüter Manuel Neuer lässt sich von den erneuten Schmähungen einiger unverbesserlicher Fans von Bayern München nicht beirren. "Das ist kein Problem für mich", sagte der 25-Jährige am Rande des 4:2 im Testspiel gegen Katar am Samstagabend in Arco (Italien). Bayern München habe 165.000 Mitglieder: "Wenn 30 eine Aktion gegen mich machen, ist das kein Problem. Wären es 100.000, würde ich mir Gedanken machen", erklärte der ehemalige Schalker in der Bild am Sonntag. Dass ihn die Anfeindungen einiger weniger Bayern-Anhänger "kalt lassen", führte Neuer indirekt auf seine Persönlichkeit zurück. "Ich weiß nicht, ob es richtig ist zu sagen: Das kann man nicht lernen", sagte der 20-malige Nationalspieler. Als Fußballprofi habe er seinen Job zu erledigen: "Da ist es nicht angebracht, sich auf Nebensächlichkeiten zu konzentrieren". Auch in den vergangenen Monaten hatte er trotz enormer Anfeindungen während des Transferpokers seine Leistung gebracht: "Dann habe ich gemerkt, es war der richtige Weg, den ich gewählt habe."

Zé Roberto hat nach seinem Abschied vom Hamburger SV einen Zweijahresvertrag beim Al Gharafa Sporting Club in Katar unterschrieben. Der ehemalige brasilianische Nationalspieler werde seinen Landsmann Juninho ersetzen, teilte der Verein auf seiner Homepage mit. Juninho wechselte zu Vasco da Gama. Der 37 Jahre alte Zé Roberto hatte sich zuvor nicht mit dem HSV auf eine Verlängerung einigen können. Wie sein früherer Club Bayern München wollte der Hamburger Bundesligist nur für ein Jahr verlängern, der Mittelfeldspieler war an einem langfristigen Vertrag interessiert.

Der Bosnier Hasan Salihamidzic hat sich bei einem Testspiel des VfL Wolfsburg einen Armbruch zugezogen und fällt für unbestimmte Zeit aus. Das Unglück geschah am Samstag in der 18. Minute eines Auftritts bei SW Bismark/Altmark, das der Bundesligist schließlich mit 16:2 gewann. Die erste Diagnose seiner Verletzung lautet: Bruch der Elle des linken Unterarms. Der 34-Jährige Salihamidzic war erst am Montag als Neuzugang für das Team von Felix Magath präsentiert worden.

Die US-amerikanischen Tennis-Herren haben im Davis-Cup-Viertelfinale gegen Spanien auf 1:2 verkürzt. Das Doppel Bob Bryan und Mike Bryan besiegte im texanischen Austin das Duo Marcel Granollers und Fernando Verdasco mit 6:7 (3:7),6:4,6:4,6:4. Damit bringen die abschließenden Einzel am heutigen Sonntag die Entscheidung. Am Freitag hatten sich die Spanier die Auftakteinzel geholt. Feliciano Lopez besiegte Mardy Fish in fünf Sätzen, David Ferrer setzte sich in drei Sätzen gegen Andy Roddick durch.

Das deutsche Beachvolleyball-Duo Julius Brink und Jonas Reckermann hat beim Grand-Slam-Turnier in Gstaad (Schweiz) das Halbfinale erreicht. Im Viertelfinale setzten sich die auf Position Zwei gesetzten Deutschen in beinahe einer Stunde Spielzeit mit 2:1-Sätzen (22:24, 21:18, 15:12) gegen Reinder Nummerdor und Richard Schuil aus den Niederlanden durch. Im Halbfinale am Sonntag treffen Brink/Reckermann auf das an Nummer Vier gesetzte US-Duo Rogers/Dalhausser. Zwei weitere deutsche Teams waren im Achtelfinale gescheitert: David Klemperer und Eric Koreng unterlagen Nummerdor/Schuil, Jonathan Erdmann und Kay Matysik verloren ebenfalls in zwei Sätzen gegen die Brasilianer Marcio Araujo und Ricardo.

Fifa-Präsident Joseph Blatter begrüßt die Entscheidung des mexikanischen Fußball-Verbandes (FMF), die fünf unter Dopingverdacht geratenen Nationalspieler nicht bestrafen zu wollen. "Wir stimmen vollkommen mit diesem Entschluss überein", sagte der Chef des Fußball-Weltverbandes (FIFA) im mexikanischen Pachuca am Rande der U-17-WM. Beim Gold-Cup vor rund vier Wochen waren fünf Mexikaner positiv auf das Kälbermastmittel Clenbuterol getestet und vom Turnier ausgeschlossen worden. Die Kicker hatten den Befund mit dem Verzehr von kontaminiertem Rindfleisch begründet. "Es handelt sich garantiert um verseuchte Nahrung", mutmaßte Blatter.

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