Sport kompakt:Van Bommel fällt aus

Bayern-Kapitän doch verletzt, der Streit zwischen dem niederländischen Verband und den Münchnern eskaliert. Podolski kritisiert seinen FC Köln hart, Hohn und Spott für englische Kicker. Sport kompakt

Im Streit mit dem niederländischen Fußball-Verband KNVB um Mark van Bommel fliegen die Fetzen. Am Mittwochnachmittag teilte der FC Bayern München mit, dass sein Kapitän wegen einer Knieverletzung für das Bundesligaspiel am Samstag gegen Hannover 96 und die Champions- League-Partie gegen CFR Cluj am kommenden Dienstag ausfällt. Das habe eine ärztlichen Untersuchung bei van Bommel am Mittwoch ergeben. Der FC Bayern werde in den kommenden Tagen die Europäische Fußball-Union UEFA über den Fall informieren und behalte sich weitere rechtliche Schritte gegen den KNVB vor. Tags zuvor nach dem Länderspiel der Niederlande gegen Schweden hatte der empörte KNVB-Chef Bert van Oostveen noch gepoltert: "Es ist asozial, so etwas über die Medien zu spielen." Van Bommel stand im EM-Qualifikationsspiel 72 Minuten lang auf dem Platz. Stunden zuvor hatten der KNVB und Bondscoach Bert van Marwijk die Rückrufaktion der Bayern abgelehnt und damit den Rekordmeister in Rage gebracht. Bayerns Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge hatte dem KNVB in der Süddeutschen Zeitung "schlechten Stil" vorgeworfen. In einem Schreiben hatte der Rekordmeister die Holländer aufgefordert, den angeschlagenen van Bommel unverzüglich nach München zur ärztlichen Behandlung zurückzuschicken. Trainer van Marwijk sprach von einem "Sturm im Wasserglas". Verbands-Chef van Oostveen stellte klar, man habe van Bommel wegen einer Schleimbeutelreizung im Knie durch einen unabhängigen Arzt untersuchen lassen und die von ihm angefertigten Scan-Bilder an die Bayern weitergeleitet. Beide warfen den Münchnern vor, van Bommel unnötig unter Druck gesetzt zu haben. Der "Oranje"-Spielführer selbst war erleichtert, als er nach 72 Minuten vom Feld durfte: "Man muss ja auch ein bisschen an seinen Arbeitgeber denken". Dass die Münchner öffentlich seine Rückkehr forderten, habe ihn "nicht erfreut", sagte van Oostveen, "das sieht schon ein wenig wie Schikane aus". Er würde einen Rechtsstreit mit dem FC Bayern nicht fürchten: "Natürlich nicht, ich würde fast sagen: Nur zu!" Im "Fall van Bommel" aber haben die Bayern rechtlich keine Chance, weiß auch Rummenigge, "denn die FIFA-Statuten sind eindeutig".

Sweden's Toivonen tackles Netherlands' Van Bommel during their Euro 2012 qualifying soccer match in Amsterdam

"Fall van Bommel": Der FC Bayern und der niederländische Verband streiten.

(Foto: REUTERS)

Lukas Podolski hat mit drastischer Kritik an den sportlich Verantwortlichen des 1. FC Köln und einer Abschiedsdrohung für Wirbel gesorgt. "Wir treten auf der Stelle. Und wenn das auf Dauer so bleibt, muss ich mir schon Gedanken über meine Zukunft machen", sagte der Stürmer der Sport Bild. Unverhohlen kritisierte Podolski die mangelnde Qualität der Mannschaft, die mit nur fünf Punkten aus sieben Spielen auf dem Relegationsplatz steht, und die aus seiner Sicht schlechte Transferpolitik - ein Affront vor allem gegen Manager Michael Meier. Wenn man, wie in Freiburg, "nach zehn Minuten 0:2 zurückliegt, hat das auch etwas mit mangelnder Qualität zu tun". In anderen Vereinen sei "ein Konzept und eine positive Entwicklung klar erkennbar. Bei uns wird immer nur erzählt, wie toll unsere Fans sind, wie toll unser Stadion ist", sagte der Nationalspieler. Der FC hatte in Freiburg 2:3 verloren, am Freitag gegen den Tabellenzweiten Borussia Dortmund (20.30 Uhr) steht das Team unter Zugzwang. Manager Meier reagierte auf SID-Anfrage mit dem Verweis auf den für die FC-Mitarbeiter zu Saisonbeginn eingeführten Verhaltenskodex: "Ich habe das gelesen und bin sehr verwundert darüber, da wir vor der Saison in unserer Leitkultur vereinbart hatten, miteinander zu reden, nicht übereinander. Daran sollten wir uns halten." Offenbar war für Podolski aber die Zeit reif, Klartext zu reden. "Ich hatte mir erhofft, dass durch meine Rückkehr ein Signalwirkung entsteht, dass es dem Verein einen Ruck gibt und er neue Wege in eine bessere Zukunft geht. Denn ich hatte damals viele andere Angebote. Und auch nach der WM gab es wieder Anfragen, aus Italien und England", sagte Podolski.

Franz Beckenbauer hat eine erfolgreiche Titelverteidigung des FC Bayern München so gut wie abgeschrieben. "Meister wird man kaum mehr werden. Aber unter den ersten drei bis fünf sind sie immer dabei", sagte der Ehrenpräsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters in der Sport Bild. Mit 13 Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Mainz 05 stehen die Bayern in der Bundesliga auf dem zwölften Platz. "Man muss schauen, dass der Abstand bis zur Winterpause nicht noch größer wird", sagte Beckenbauer. Besonders die Spielweise der Bayern ist ihm ein Dorn im Auge. Grundsätzlich habe er zwar nichts gegen das Ballbesitz-Denken, das Trainer Louis van Gaal fordert, aber: "Man muss auch was draus machen. Wenn man den Ball nur hin und her schiebt und er dann beim Torwart endet, ist das nicht unbedingt der Sinn vom Ballbesitz". Das werde mit der Rückkehr von Arjen Robben und Franck Ribéry sicherlich besser werden, "aber jetzt schieben sie sich die Bälle zu, und dann hat Jörg Butt wieder den Ball. So kommt man nicht weiter", sagte Beckenbauer.

England hat sich mit einer Nullnummer gegen Fußballzwerg Montenegro erneut Hohn und Spott eingehandelt. "Wie deprimierend, wie peinlich", stöhnte der Daily Telegraph. Kein Biss, keine Leidenschaft, kein Aufbäumen - "Nicht gut genug. Noch nicht mal annähernd gut genug", urteilte The Mirror. Als Sündenbock hat der Boulevard einmal mehr Trainer Fabio Capello auserkoren. Die Sun rechnete vor: "Sechs Millionen Jahresgehalt - und wir können immer noch keine Fußballzwerge schlagen. Capellos Fehlzünder griffen erneut ins Klo. Dabei hätte England Hackfleisch aus dem kleinen Montenegro machen sollen." Capello sagte nach dem Spiel: "Wir müssen es hinnehmen. Das ist Fußball, nicht Boxen, wo man gewinnt, weil man den Gegner öfter niederschlägt." Dabei konnte England das 0:0 fast noch als Punktgewinn verbuchen, denn mit Milan Jovanovic' Lattentreffer sieben Minuten vor Schluss hatten die Gäste im Wembley-Stadion die beste Chance. Der Daily Telegraph haute Wayne Rooney und Co. die Dimensionen des Duells um die Ohren. "Die jüngste Fußballnation der Welt, ein Land mit nur 650 000 Seelen und ohne ihren einzigen Star, trotzen England ein Unentschieden ab, dem selbst ernannten Mutterland des Fußballs, das seit 1872 spielt - und, wenn man diesen traurigen Abend nimmt, sich seitdem nicht sonderlich entwickelt hat."

Fußball-Bundesligist Werder Bremen soll auf die enttäuschenden Leistungen seiner Profis mit einer drastischen finanziellen Maßnahme reagiert haben. Wie die Bild-Zeitung berichtet, habe der Verein Ende September nur 50 Prozent des Gehaltes an die Spieler ausgezahlt, die andere Hälfte sei eingefroren. Bei Werder Bremen war am Mittwochmorgen niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Werder belegt nach sieben Spieltagen mit nur zwei Siegen Platz 13 in der Tabelle und hinkt damit weit hinter den eigenen Erwartungen her. Nach der 1:4-Niederlage bei Hannover 96 hatte Allofs in einer Krisensitzung gegenüber den Spielern einschneidende Maßnahmen angekündigt.

Der Weg für den Verkauf des englischen Fußball-Rekordmeisters FC Liverpool ist frei. Der Londoner High Court wies am Mittwoch die Klage der derzeitigen Eigner ab, die die Rechtmäßigkeit des geplanten Verkaufs an den US-Investor New England Sport Ventures (NESV) angezweifelt hatten. Die Amerikaner Tom Hicks und George Gillett hatten gegen die Annahme des NESV-Gebots über 350 Millionen Euro geklagt, weil der Vorstand ihrer Ansicht nach nicht das Recht zu einer solchen Entscheidung hatte. Durch das Urteil ist das erhöhte Angebot des Milliardärs Peter Lim, der noch am Dienstag 413 Millionen Euro für den Klub geboten hatte, hinfällig. Wird der frühere Europapokalsieger jetzt wie geplant an NESV verkauft, werden Hicks und Gillett umgerechnet 360 Millionen Euro im Vergleich zum Kauf vor drei Jahren verlieren. Auch ein mögliches Insolvenzverfahren wurde abgewendet. Der mit 400 Millionen Euro verschuldete Klub muss bis Freitag bei der Royal Bank of Scotland einen Kredit von 270 Millionen Euro zurückzahlen. Ein Aufschub bei der bereits teilweise verstaatlichten Bank ist sehr unwahrscheinlich. Ein Insolvenzverfahren hätte zu einem Abzug von neun Punkten für den in der Premier League auf einem Abstiegsplatz stehenden 18-maligen Meisters bedeutet.

Michael Schumacher bleibt seiner persönlichen Zielsetzung auch nach einer für ihn bislang eher mäßigen Formel-1-Saison treu. "Ich habe das ja schon oft gesagt: ich will hier gemeinsam mit Mercedes etwas aufbauen, und ich bin zuversichtlich, dass wir das hinbekommen, denn die Unterstützung und die Möglichkeiten von Mercedes sind einfach stark", ließ der siebenmalige Weltmeister auf seiner Homepage wissen. Dem Grand-Prix-Wochenende in Südkorea (22. bis 24. Oktober) im Anschluss an einen Kurzurlaub mit der Familie blickt Schumacher optimistisch entgegen: "Ein paar Tage Abtauchen mit der Familie, das tut gut. Wir werden uns eine schöne Woche machen und ich werde dann frisch beim Rennen in Südkorea wieder auftauchen." Die zuletzt kolportierten Unstimmigkeiten im Team sieht Schumacher sehr gelassen. "Manchmal hakt es da ein wenig, technisch gesehen, aber unser Link ist stark genug, dass man Dinge auch mal kritisch aussprechen kann, wenn sie nicht so laufen - und das gilt für uns alle", sagte er: "Wichtig ist, dass wir intern so einig bleiben. Und da bin ich mir sehr sicher."

Die Texas Rangers haben als letzte Mannschaft das Play-off-Halbfinale der Major League Baseball (MLB) erreicht. Die Rangers gewannen in der American League das entscheidende fünfte Spiel bei den Tampa Bay Rays mit 5:1 und empfangen am Freitag (15. Oktober) Titelverteidiger New York Yankees zum ersten Halbfinal-Match der Serie best of seven. Den zweiten Finalisten ermitteln Vizemeister Philadelphia Phillies und die San Francisco Giants, die ihr erstes Spiel am Samstag in Philadelphia bestreiten.

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