Sorgen beim BVB:Mit dem Lastwagen durch den Garten

1. FC Kaiserslautern v Borussia Dortmund - Friendly Match

Robert Lewandowski (rechts) im Testspiel beim 1. FC Kaiserslautern.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Verletzte Stammspieler, Platz vier in der Liga: Mit zumindest instabilem Selbstbewusstsein geht Borussia Dortmund in extrem wichtige Wochen. Trainer Jürgen Klopp erhebt Tabellenplatz zwei zum großen Ziel - und kündigt kuriose Feieraktivitäten an.

Von Ulrich Hartmann

Eine Heimkehr aus dem sonnigen Süden in die winterliche Tristesse geht nicht selten mit leichter Melancholie einher. Bei den Fußballern von Borussia Dortmund ist das wegen ihrer personellen und tabellarischen Sorgen in der Bundesliga kaum anders. Allerdings wirkte die Stimmung nach dem 3:1-Testspielsieg am Samstag beim Zweitligisten Kaiserslautern durchaus aufgehellt.

Vor der Wiederaufnahme der Saison am kommenden Samstag mit dem Heimspiel gegen den FC Augsburg stimmte ein flottes Spiel mit der ansehnlichen Kulisse von 33.717 Zuschauern die Dortmunder froh. Der Sieg in der Pfalz erlaubt freilich noch wenige Rückschlüsse auf die wahre Verfassung der Borussia. Die anhaltenden Leiden der verletzten Stammspieler Neven Subotic, Mats Hummels und Ilkay Gündogan stören ebenso wie Unwägbarkeiten bei der mittelfristigen Personalplanung.

Die Idylle des Hotels "Principe Felipe" im südostspanischen La Manga nahe der Costa Cálida hatte im Trainingslager in der Vorwoche nicht vor Wutausbrüchen geschützt. Trainer Jürgen Klopp erlitt einen solchen im Interview mit den zugereisten Berichterstattern. Zunächst hatte er noch treuen Blicks versichert, in einer von allerhand Problemen geprägten Hinrunde mitnichten dünnhäutiger geworden zu sein - Minuten später war es um ihn geschehen.

Eine Frage hatte ihm suggeriert, mit dem zweiten Platz als Saisonziel sei eine vormals zweimal Meister gewordene Mannschaft doch schwerlich zu motivieren. Entrüstet erhob Klopp die Stimme und schalt die Unterstellung als dämlich: "Als wenn Platz zwei nichts wäre, bloß weil man mal Erster war", grantelte er.

Hinter solchem Unmut verbirgt sich vermutlich die Ungewissheit, ob die bisher holprige Saison noch zur Erfolgsgeschichte werden kann. In der Abwehr muss neben dem womöglich bis Saisonende verletzten Subotic (Kreuzbandriss) auch Hummels zum Rückrunden-Start noch ersetzt werden - der Innenverteidiger plant nach auskuriertem Bänderriss seine Rückkehr im zweiten Rückrunden-Spiel in Braunschweig (31. Januar). Der wegen seiner Rückenprobleme seit Monaten krankgeschriebene, angeblich kurz vor der Rückkehr stehende Gündogan musste zudem mit einer heftigen Bronchitis aus dem Trainingslager abreisen.

Klopp berichtete, dass der Sechser auch "in den ersten zwei, drei Spielen sicher nicht" dabei sein kann; im Hinblick auf die kommende Saison sind dem Vernehmen nach zudem namhafte Großklubs aus Südeuropa stark an Gündogan interessiert. Darüber hinaus hatte sich Mittelfeldspieler Nuri Sahin in La Manga die Nase gebrochen. Während Sahin in Kaiserslautern wieder spielte, fehlten Oliver Kirch wegen muskulärer Probleme und Kevin Großkreutz wegen eines Infekts.

Platz vier ist nicht zufriedenstellend

So summieren sich beim BVB seit Wochen viele kleinere und größere Puzzleteile zu einem bedenklichen Gesamtbild. Die wohl wirklich relevanten Spiele für die Stimmung im Verein finden im Februar und März statt: in Frankfurt (DFB-Pokal), gegen Sankt Petersburg (Champions League) sowie innerhalb von drei Bundesliga-Wochen daheim gegen die direkten Tabellen-Konkurrenten Mönchengladbach, Schalke und Wolfsburg.

Dortmund steht also mit angeschlagenem Personal und zumindest instabilem Selbstbewusstsein vor extrem wichtigen Wochen. Platz vier in der Bundesliga ist derzeit zweifellos nicht zufriedenstellend. Jürgen Klopp bemühte in der Sonne von La Manga eine skurrile Metapher: "Wenn wir am Saisonende Zweiter werden, hole ich mir einen Lastwagen, fahre durch den Garten und freue mich."

Nach dem 3:1 in Kaiserslautern versprühte der eloquente Trainer bereits wieder seinen bekannten Charme. Er nannte die Leistung kurz nach dem strapaziösen Trainingslager "großartig" und betonte seine Dankbarkeit darüber, dass "sich niemand verletzt hat". Am Dienstagabend testet sein Team ein letztes Mal beim Drittligisten MSV Duisburg, am Samstag kommt dann zum Rückrundenauftakt der FC Augsburg - jener Klub, der bis zum Sommer den künftigen BVB-Stürmer Dong-Won Ji verpflichtet hat. Der 22-jährige Südkoreaner kommt vom AFC Sunderland, er ist bis Saisonende an Augsburg ausgeliehen und tritt danach einen Vierjahresvertrag in Dortmund an.

Als Ersatz für den zum FC Bayern wechselnden Robert Lewandowski gilt Ji aber nicht. An einem neuen Ausnahmestürmer ist der BVB ebenso stark interessiert wie womöglich schon kurzfristig an einem zusätzlichen Abwehrspieler - angeblich soll der italienischen Innenverteidiger Andrea Ranocchia, 25, von Inter Mailand umworben werden. "Nicht, dass ich wüsste", kommentierte Klopp dieses Gerücht - und ergänzte schelmisch blickend: "Keine Ahnung, mal sehen."

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