Sonntagsspiele der Fußball-Bundesliga:Kaiserslautern am Tiefpunkt

Seit 16 Spielen sieglos: Der 1. FC Kaiserslautern verliert immer mehr an Boden im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga. Gegen Schalke 04 sind die Pfälzer bei der 1:4-Niederlage chancenlos und liegen nun schon fünf Punkte hinter dem Relegationsplatz. Im zweiten Sonntagsspiel kontert Hannover 96 am Ende lustvoll gegen den 1. FC Köln und siegt deutlich.

Der 1. FC Kaiserslautern verliert zunehmend an Boden im Abstiegskampf. Gegen Schalke 04 gab es ein leistungsgerechtes 1:4 (1:2), wodurch die Pfälzer nun schon fünf Punkte hinter dem Drittletzten liegen - und seit 16 Spielen auf einen Sieg warten. "Wir haben eine empfindliche Niederlage bekommen", sagte FCK-Trainer Marco Kurz, dessen Job nach diesem Ergebnis gefährdeter ist denn je: "Wir waren nicht gut genug, um zu punkten. Aber wir müssen wieder aufstehen." Er sei "der falsche Ansprechpartner", was seine Zukunft anbelange, "aber ich werde sicher kein Bewerbungsschreiben in eigener Sache abgeben".

FC Kaiserslautern - Schalke 04

Florian Dick hat alles gegeben, aber gegen Schalke hatten er und seine Kaiserslauterer keine Chance.

(Foto: dpa)

Sein Vorgesetzter Stefan Kuntz sagte: "Wir werden keine Entscheidung aus der Emotion heraus treffen. Wir haben das Recht, in Ruhe zu analysieren." Das 1:4 gegen Schalke sei allerdings der "Tiefpunkt der Saison" gewesen. Er habe "Enttäuschung, Angst und Wut" in sich.

Kaiserslautern hatte es mit zwei Spitzen versucht, Itay Shechter und Sandro Wagner, in einer 4-4-2-Ausrichtung. Würde es auf diese Weise das erste FCK-Tor eines Offensivspielers im Kalenderjahr 2012 geben? Ein Nein wäre den Pfälzern herzlich egal gewesen, wäre dennoch der erste Sieg seit dem 22. Oktober gelungen (1:0 gegen Freiburg). Und es sah früh gut aus, denn schon in der dritten Minute nutzten die Gastgeber ein herrliches Geschenk der Schalker zur 1:0-Führung. Ein Freistoß von Tiffert segelte weit in den Strafraum, wo der völlig verwaiste Verteidiger Rodnei per Flugkopfball spektakulär abschloss.

Selten in dieser Saison bekamen die Lauterer etwas so schön spendiert. Doch sie machten zu wenig daraus. Und schon bald war zu bemerken, dass der frisch ausgerollte Rasen auf dem monatelang fast unbespielbar wirkenden Acker des Betzenbergs den spielstarken Gästen dabei half, die Kontrolle über die Partie zu gewinnen. Sie kombinierten gekonnt und kamen zu Chancen. In der 24. Minute schlug Raúl von rechts eine Flanke an den Fünfmeterraum. Dorthin war Klaas-Jan Huntelaar geeilt, der vor der Partie mit 19 Saisontoren dreimal erfolgreicher war als die gesamte Lauterer Auswahl. Der Niederländer setzte einen Kopfball gegen die Laufrichtung von Torwart Sippel, aber knapp am Pfosten vorbei.

Schalke war mit Farfan angetreten, also exakt in der Formation, die am Donnerstag in der Europa League 60 Minuten lang Hochgeschwindigkeitsfußball gegen Twente (4:1) gezeigt hatte. Langsam kam sie auch gegen die zu tief stehenden Lauterer in Schwung. Bald traf Huntelaar ins Tor (32.), doch er stand beim Zuspiel von Raúl (per Hackentrick) knapp im Abseits. Drei Minuten später verfehlte Holtby aus 20 Metern klar, aber er hatte genug geübt. In der 39. Minute schloss er eine Kurzpass-Stafette über Raúl und Huntelaar mit einem strammen 18-Meter-Schuss in den linken Winkel ab.

Prompt wirkte die Körpersprache der Hausherren fatalistisch. Nach einem Freistoß von Farfan verhinderte Torwart Sippel noch den Rückstand, doch direkt vor der Pause war es soweit: Fuchs fing den Ball kurz vor der Mittellinie ab, spielte ihn nach einem 30-Meter-Lauf in den Strafraum, wo Huntelaar halblinks im Strafraum einen Haken schlug und aus zwölf Metern durch die Beine von Abel ins kurze Eck schoss. Mit dem 2:1 für Schalke stellte er seinen Vorsprung auf die Lauterer Gesamttorproduktion wieder her - und machte seinen Stellungsfehler vor dem FCK-Führungstor wett.

Auch nach der Pause wirkten die Lauterer verschüchtert. Draxler verlor den Ball zwar am gegnerischen Strafraum (51.), doch der Abpraller trudelte zu Raúl, der seine torlose Zeit mit einem Linksschuss in den rechten Torwinkel beendete. Danach ging Schalke, das effektivste Team der Liga, ungewohnt verschwenderisch mit seinen Chancen um. Die Versuche der Gastgeber, ihrerseits den Druck zu erhöhen, wirkten hilflos, da nutzte es wenig, dass Kurz den glücklosen Wagner durch Swierczok ersetzte. Die FCK-Stürmer bleiben 2012 ohne Tor, Kaiserslautern ohne Sieg. Und schon vor Farfans Kontertor zum 4:1 (81.) stand fest, dass Huub Stevens als Trainer erstmals eine Partie auf dem Betzenberg gewinnen würde.

Aber seine Gedanken galten seinem ehemaligen Spieler Kurz: "Marco muss jetzt den Kopf hochhalten." Wenn er das als Trainer in Kaiserslautern noch darf - und das dann etwas nutzt.

Hannover überrennt am Ende Köln

Mit der Euphorie der Europa League im Rücken stürmte Hannover 96 zu einem Klubrekord in der Bundesliga. Durch das 4:1 (1:1) gegen den 1. FC Köln sind die Niedersachsen seit nunmehr 14 Heimspielen ungeschlagen. Zudem verteidigte Hannover dank der Tore von Lars Stindl (19.), Jan Schlaudraff (61./Foulelfmeter) und Mame Diouf (67./83.) Platz sieben und hat damit weiter die Chance, auch in der kommenden Saison international zu spielen.

Ohne den gesperrten Lukas Podolski kam Köln trotz bester Chancen nur zum zwischenzeitlichen Ausgleich durch Kevin Pezzoni (43.) und liegt lediglich drei Punkte vor Relegationsplatz 16. Die Kölner vermissten Podolskis Torjägerqualitäten vor 45.000 Zuschauern schmerzlich. Trainer Stale Solbakken gab nach der Sperre für den Stürmer dem erst 18-jährigen Schweden Mikael Ishak erstmals eine Chance in der Startelf.

Der Winterzugang hätte schon in der zehnten Minute für die Führung sorgen können. Zunächst lief Milivoje Novakovic allein auf Hannovers Tor zu, schoss aber nur den herauslaufenden Schlussmann Ron-Robert Zieler an. Der Nachschuss von Ishak trudelte am Pfosten vorbei.

Das bestraften die ansonsten dominierenden und engagierteren Gastgeber. Nach einem von vielen Angriffen über die linke Seite kam Jan Schlaudraff aus 13 Metern frei zum Schuss. Torhüter Michael Rensing blockte den Ball zwar mit einem Reflex ab, im Nachsetzen drückte Stindl das Leder zu seinem zweiten Saisontor ins Netz. Die Kölner brachten sich mehrfach mit Ballverlusten selbst in Gefahr und hatten Glück, als ein Distanzschuss von Stindl nur haarscharf am Torwinkel vorbeiflog (34.).

In der Abwehr leistete sich aber auch 96 einige Fehler. Nach einem Patzer von Karim Haggui klärte der gebürtige Kölner Zieler noch reaktionsschnell gegen einen Schuss von Christian Clemens. Den folgenden Eckball von Miso Brecko köpfte Pezzoni ins kurze Eck - trotz Gesichtsmaske nach seinem Nasenbeinbruch.

Die Gastgeber investierten auch nach der Pause zunächst mehr. Der von seiner Bänderverletzung im Sprunggelenk genesene und zur zweiten Hälfte eingewechselte Diouf rutschte nur knapp an einer Flanke vorbei. Das nächste Tor hätte dann aber auf der anderen Seite zweimal Novakovic im Nachschuss erzielen müssen: Zieler rettete einmal mit sensationellem Reflex, nachdem er unmittelbar zuvor einen Distanzschuss pariert hatte (58.). Dann schob Novakovic die Kugel nach einem Pfostentreffer von Ishak vorbei (59.).

Im Gegenzug entschied Schiedsrichter Wolfgang Stark zum Entsetzen der Kölner wegen einer Attacke von Sereno an Konstantin Rausch auf Elfmeter, Schlaudraff nutzte ihn und bestrafte die wie beim jüngsten 1:0 gegen Hertha BSC fahrlässige Chancenverwertung des FC. Diouf machte mit seinem dritten Saisontor dann alles klar, der ebenfalls eingewechselte Didier Ya Konan hatte bei dem Konter vorgelegt. Erneut Diouf nutzte per Kopf noch eine weitere der nun zahlreichen Chancen.

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