Sonntagsspiele der Bundesliga:Bremen fast gerettet - Farbbeutel trifft HSV-Bus

Werder Bremen v Hamburger SV - Bundesliga

Max Kruse lässt sich für sein 1:1 feiern.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Werder Bremen gelingt beim 2:1 gegen den HSV der nächste ganz wichtige Sieg für den Klassenerhalt.
  • Der Ligaverbleib ist fast schon gesichert, weil die Bremer erneut großen Kampfgeist zeigen.
  • Darmstadt besiegt Schalke in letzter Sekunde.

Alexander Nouri lief jubelnd auf den Platz, schrie seine Freude heraus, herzte seine Spieler - und sein HSV-Kollege Markus Gisdol marschierte direkt in die Kabine. Die unterschiedlichen Reaktionen der Trainer gaben das 106. Derby der Bundesliga eindeutig wieder. 2:1 (1:1) gewann Werder und machte dank des hochverdienten Sieges einen Riesenschritt zum Klassenerhalt, während sich die Abstiegssorgen des Hamburger SV zugleich dramatisch erhöhten. "Werder war über das gesamte Spiel klar besser", sagte der frühere Bremer Aaron Hunt, der während der Partie immer wieder von den Werder-Fans ausgepfiffen wurde.

"Das hat mich nicht weiter beeinflusst", erklärte der HSV-Mittelfeldspieler, der das erste Tor vorbereitet hatte. "Es kann pfeifen wer will, das wirft mich nicht aus der Bahn." Michael Gregoritsch hatte die Gäste nach Hunt-Vorarbeit in Führung gebracht (6.). "Das war das einzig gute", sagte Hunt. Wie die 42 100 Zuschauer im ausverkauften Weserstadion sah der nur anfangs starke HSV-Profi wie Max Kruse (41. Minute) und der eingewechselte Florian Kainz (76.) die Treffer für die klar überlegenen Gastgeber erzielten.

Die Bremer liegen nach dem neunten Spiel ohne Niederlage in Serie nun bereits sieben Punkte vor dem Relegationsrang. "Wir sind weder theoretisch gerettet noch über der 40-Punkte-Marke", warnte Werder-Manager Frank Baumann.Der HSV hat nach der schwachen Leistung an der Weser dagegen nur noch einen Zähler Vorsprung auf den FC Augsburg auf Rang 16. "Wir sind immer noch mittendrin", sagte HSV-Torwart Christian Mathenia. Der HSV-Keeper zeigte eine starke Vorstellung und rettete unter anderem nach 38 Sekunden gegen Kruse. "Den hält er überragend, aber den muss ich unbedingt machen", meinte Kruse.

Beim zweiten Bremer Tor durch Kainz entschied sich Mathenia für das falsche Eck.Vor der Partie war der Mannschaftsbus der Hamburger mit Farbbeuteln attackiert worden. Bei der Einfahrt ins Stadion sei der Bus mit grüner und weißer Farbe und Gegenständen beworfen worden, sagte ein Polizeisprecher. Der Bus sei beschädigt, verletzt sei aber niemand. Die Ermittlungen nach der Attacke laufen. "Das Ding machen wir jetzt nicht größer als es ist", sagte der Hamburger Manager Jens Todt: "Wir haben uns davon nicht einschüchtern lassen." Ansonsten war es auf den Rängen vergleichsweise friedlich."Man zuckt schon zusammen", berichtete Gisdol.

"Ich finde das sehr unsensibel nach den Vorkommnissen der letzten Tage", sagte der HSV-Coach mit Verweis auf den Anschlag auf den Dortmunder Mannschaftsbus am vergangenen Dienstag.Gisdol wollte das aber nicht als Entschuldigung gelten lassen. "Das darf uns nicht irritieren", formulierte der Hamburger Coach. Er sprach von einem "knappen, aber nicht unverdienten Sieg" der Bremer. "Wenn wir einen Tick cleverer gewesen wären, hätten wir vielleicht eine Punkt mitnehmen können."Werder war allerdings klar die bessere Mannschaft. Die Bremer besaßen auch die deutlich besseren Torchancen. "Es war eine durchschnittliche Leistung", fasste Gisdol zusammen: "Die hat nicht gereicht, hier etwas mitzunehmen."

Frings' fröhliche Minuten

Dank eines Treffers von Jerome Gondorf in letzter Sekunde hat sich Schlusslicht Darmstadt 98 am Ostersonntag eine Schonfrist erkämpft und den unausweichlichen Abstieg aus der Fußball-Bundesliga vertagt. Die Hessen feierten beim 2:1 (1:0) gegen Schalke 04 erst ihren fünften Saisonsieg und sorgten bei den Gästen für Alarmstimmung. 98-Keeper Michael Esser parierte einen Strafstoß von Guido Burgstaller (57.).

Die Knappen indes, die bereits drei Tage zuvor im Viertelfinal-Hinspiel der Europa League bei Ajax Amsterdam (0:2) enttäuscht hatten, verlieren nach der achten Liga-Auswärtspleite die neuerliche Europacup-Qualifikation immer mehr aus den Augen. Schalke konnte beste Chancen nicht nutzen und zeigte auch große Schwächen in der Defensive.Vor 17.400 Zuschauern im ausverkauften Stadion am Böllenfalltor besiegelten Mario Vrancic (11.) sowie Gondorf (90.+3) den viel umjubelten Erfolg der Lilien, die vor den noch ausstehenden fünf Spielen allerdings 14 Punkte Rückstand zum rettenden Ufer beziehungsweise Relegationsplatz 16 haben.

Schalkes Spanier Coke (75.) hatte mit seinem ersten Bundesliga-Tor ausgeglichen, Thilo Kehrer (82.) sah bei den Gästen nach einer Notbremse Rot.Darmstadts Rettungs-Hoffnung ist nur noch theoretischer Natur - deshalb planen die Darmstädter Verantwortlichen bereits seit Wochen für das Unterhaus und haben für die Mission direkter Wiederaufstieg schon Ex-Nationalspieler Kevin Großkreutz (zuletzt VfB Stuttgart) verpflichtet.Schalke präsentierte sich auch drei Tage nach dem enttäuschenden Viertelfinal-Hinspiel in der Europa League bei Ajax Amsterdam (0:2) in schwacher Verfassung und konnte kein Selbstvertrauen für das Rückspiel gegen die Niederländer am Donnerstag tanken.

Zudem verpassten die Knappen einen wichtigen Schritt in Richtung neuerlicher Europacup-Qualifikation.Von Beginn an wirkte die Defensive der Königsblauen um Hoger Badstuber nicht sattelfest. Trainer Markus Weinzierl hatte seine Abwehrreihe umbauen müssen, weil Kapitän Benedikt Höwedes (Wade) und Matija Nastasic (Gelbsperre) sowie weiterhin auch der wohl zum FC Arsenal wechselnde Sead Kolasinac (Adduktoren) nicht auflaufen konnten.

Auch bei der frühen Führung des Tabellenletzten machte die Schalker Hintermannschaft eine schlechte Figur und ließ sich mit einfachen Mitteln aushebeln. Der wieselflinke Marcel Heller musste nach seinem Lauf über die rechte Seite nur noch querlegen auf Vrancic, der mühelos seinen vierten Saisontreffer erzielte.In der Folge forcierte der Favorit den Druck und sorgte für eine regelrechte Sturm-und-Drang-Phase im 98-Strafraum. Doch Darmstadt-Keeper Michael Esser vereitelte binnen vier Minuten hochkarätige Chancen von Kehrer, Badstuber (beide 18.) und Donis Avdijaj (21.). Weinzierl wurde am Spielfeldrand fast wahnsinnig und warf wütend seinen Mantel weg.Danach verflachte die Partie.

Die Hessen blieben aber durch ihre Steilpässe in die Nahtstellen der Gästeabwehr und ihre Konter gefährlich. Heller hatte mit einem Schlenzer über das S04-Gehäuse Pech (38.).Auch nach dem Wechsel kaufte Darmstadt der Weinzierl-Elf mit großem kämpferischen Einsatz den Schneid ab. Nur bei Standards waren die Gäste gefährlich. Nach einem Freistoß köpfte Dennis Aogo knapp drüber (55.).Im Anschluss an einen Rempler von Lilien-Kapitän Aytac Sulu gegen Daniel Caligiuri gab Schiedsrichter Patrick Ittrich dann einen umstrittenen Elfmeter. Doch der bislang beste Schalker Torschütze Burgstaller scheiterte am überragenden Esser.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: