·:So wie Brasilien? Nein, danke!

Stell dir vor es ist WM und Deutschland spielt wie Brasilien. Oder Frankreich. Oder Italien. Oder England. My goodness!

Thomas Becker

Okay, sie haben alle gewonnen, bis auf die Remis-Franzosen. Aber was waren das für armselige, blutleere Darbietungen für potenzielle Titelanwärter? Vorneweg natürlich die-Längst-schon-Weltmeister Brasilien. Ein verschüchterter Hühnerhaufen hätte vergleichsweise brillant ausgesehen gegen die herzhaft attackierenden Kroaten. Zehn Minuten Wirbelsturm zu Beginn, danach: Still ruht der See. Nix mehr. Ein bisschen so wie Capoeira, die brasilianische Mischung aus Kampf, Akrobatik und Spielerei: "Ich hau' dich nicht, ich tu' nur so. Und seh' prima aus dabei."

Das einsnull der Haushochfavoriten sah alles andere als gut aus. Enttäuschte Vorfreudige aller Orten. Wohl selten saßen so viele Nicht-Fußballer vor der Glotze, um die Über-Spieler doch mal fummeln zu sehen. Doch schon nach zehn Minuten war der Zauber vorbei. Ronaldinho in Doppel- bis Dreifachdeckung, und Ronaldo, der andere Super-Duper-Star, in der Form des WM-Finales von 1998: unterirdisch, bewegungslos, scheintot. Hallo, geht's hier um den World Cup?

Doch die Brasilianer sind nicht allein. Ein paar Stunden zuvor hatte sich das französische Old-Stars-Team mit einem nullnull gegen die Schweiz zu begnügen - nach einer ebenfalls vor allem in der Offensive denkwürdig miserablen Leistung. Kein Vergleich zu den Südkoreanern, die das Spiel gegen Togo nach 0:1-Rückstand mit Herz, Wille und Engagement noch zum 2:1 drehten.

Charaktereigenschaften, die auch den Mit-Favoriten Italien und England in ihren Auftaktpartien weitgehend abgingen. Die Briten brauchten ein Eigentor, die Italiener einen schlimmen Abwehrschnitzer zum Sieg - ansonsten war von den Hochgelobten nicht viel zu sehen.

Gar nicht auszudenken, wenn das deutsche Team mit einer ähnlich missratenen Vorstellung ins Turnier gegangen wäre. Deshalb nochmal in aller Form: danke, Philipp Lahm!

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