Snowboard:Absurdes Prickeln

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Die Snowboarderin Silvia Mittermüller überrascht beim Saisonfinale in Tschechien und liefert sprudelnd gleich die Einordnung für ihr Comeback dazu.

Von Thomas Gröbner, Spindlermühle

Es gibt zwei Deutungsversuche, die Silvia Mittermüller am Ende dieser Saison wagte, und sie beschreiben beide das Prickeln des Unerwarteten. Nummer eins: Der Tag begann mit Bier und endete mit Champagner. Das passende Bild dazu lieferte die Snowboarderin auf Instagram gleich selbst mit. Es zeigt die Arme ausgebreitet, mit einem Bierglas in der Hand in einem Klappstuhl im Schnee. "Die absurdeste Qualifikation meines Lebens", schrieb sie darunter und klagte, dass sie ihren Lauf im tschechischen Spindlermühle wiederholen musste, weil die Fernsehkameras nicht aufnahmebereit waren, als sie gerade über die Hindernisse schlitterte. Vier Mal startete sie in der Slopestyle-Qualifikation. Ihr verkorkster Wiederholungslauf reichte dann doch fürs Weiterkommen, auch zur Überraschung von Mittermüller selbst, die sich in ihrer Bierruhe schon mit dem Aus arrangiert hatte. Nummer zwei: Die Saison begann auf Krücken und endete auf dem Podium. Ein Tag nach dem Malheur mit den Fernsehkameras lief diesmal alles perfekt. Mittermüller landete auf dem dritten Platz, wieder ein Foto für Instagram, diesmal mit prickelndem Champagner auf dem Podium. Dabei hatte sich die 33-Jährige erst nach einem Kreuzbandriss zurückgekämpft. Von der Münchnerin, die seit zehn Jahren in der Weltspitze fährt, ist der Satz überliefert, der viel über ihr Verhältnis zu ihren Körper und ihren Sport aussagt: "Alles, was nicht mindestens zwei Wochen komplette Pause oder eine Operation bedeutet, fällt bei mir nicht unter den Begriff 'Verletzung'." Allein, dass sie es zur Weltmeisterschaft in der spanischen Sierra Nevada Anfang März überhaupt geschafft hatte, war für sie ein Erfolg. Nun der Podiumsplatz. Sie braucht Punkte für die Weltrangliste, im kommenden Jahr will sie zu den Olympischen Spielen nach Pyeongchang. "Dass ich trotz der langen Pause so einen Abschluss habe und wieder auf Olympiakurs bin, freut mich am allermeisten."

© SZ vom 27.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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