Snooker:Riesiger Schritt auf grünem Filz

Snooker - World Championship Qualifying - Day Two - Ponds Forge

Bei den Frauen unumstritten: Snooker-Weltmeisterin Reanne Evans aus England tritt in Fürth an - und fordert dort die Männer heraus.

(Foto: Tim Goode/dpa)

In Fürth misst sich jedes Jahr aufs Neue die Weltelite. Dieses Mal treten erstmals die Frauen parallel zu einem Wettbewerb an - ihre Besten messen sich auch im Turnier mit den Männern.

Von Max Ferstl

In Fürth steigt ab Mittwoch wieder einer der Höhepunkte des internationalen Snooker-Sports. Zu der Paul Hunter Classic reisen traditionell einige der besten Spieler der Welt, 2016 etwa tritt unter anderem Weltmeister Mark Selby an. Das, was die diesjährige Auflage noch einmal besonders macht, sind aber nicht prominente Spieler, es sind die Spielerinnen. Für sie wird es erstmals ein eigenes Turnier geben: das Paul Hunter Ladies Classic. Es ist das erste Frauenturnier außerhalb von England seit über zehn Jahren.

In England lassen manche Klubs bis heute keine Frauen zu. Warum, wissen sie selbst nicht

Die Männer-Tour richtet längst Turniere auch in Europa und Asien aus. Doch die großen Wettbewerbe der Frauen fanden stets in Großbritannien statt. Dem internationalen Frauen-Billard- und Snooker-Verband WLBS fehlte das Geld für große Turniere im Ausland. Seit der WLBS vor zwei Jahren unter das Dach der professionellen Spielervereinigung WPBSA geschlüpft sind, wird mehr Geld in die Frauen-Wettbewerbe gesteckt - und endlich auch außerhalb Großbritanniens um Turniersiege gespielt. Diesen Donnerstag beginnt in Fürth eine internationale Frauen-Serie mit sechs Turnieren, die ihren Höhepunkt in der Weltmeisterschaft in Singapur im März 2017 haben wird. "Wir wollen, wir müssen raus aus England", sagt Diana Schuler, Marketing-Direktorin bei WLBS und Organisatorin der Paul Hunter Ladies Classic.

Um Frauen-Snooker weltweit bekannter zu machen, ist Fürth ein günstiger Startpunkt, sagt Schuler. Zum einen liegt Deutschland zentral, zum anderen gibt es hier vergleichsweise viele Spielerinnen, die in Vereinen gemeldet sind, von diesen 60 gehen acht in Fürth an den Start. Als beste Deutsche gilt derzeit Diana Stateczny, Europameisterschafts-Zweite von 2010. Sie muss sich gegen 30 Spielerinnen aus elf Nationen behaupten, darunter die Besten der Welt: Reanne Evans, elffache Weltmeisterin aus England, Ng On-Yee, Weltmeisterin 2015 aus Hongkong und Wendy Jans aus Belgien, fünffache Titelträgerin beim internationalen Konkurrenzverband IBSF. "Dass alle drei in einem Turnier vereint sind, ist die eigentliche Sensation", sagt Schuler.

Bemerkenswert ist, dass Evans, Jans und sowie die noch weniger bekannte Niederländerin Manon Melief auch im Männerfeld antreten. Noch sei Snooker "leider noch immer ein Männersport", sagt Schuler. In England, wo das Spiel Nationalsport ist und viele Turniere vom Fernsehen live übertragen werden, gibt es noch immer Klubs, die keine Frauen spielen lassen.

Besonders athletisch muss man am Tisch nicht sein, das zeigt Shaun Murphy, der korpulente Weltmeister von 2005. Steve Davis, eine Snooker-Legende, vermutet: "Männer sind eher dafür geschaffen, ständig etwas so Irrelevantes zu tun wie Snooker-Bälle zu versenken." Was auch immer die Gründe sind: Weltmeisterin Evans hat zwei Jahre lang versucht, sich durch die Qualifikationen der Männer-Profi-Tour zu spielen. Sie gewann keine Partie.

In Fürth hat sie nun erneut die Möglichkeit, ihre Klasse im Männer-Wettbewerb unter Beweis zu stellen. Und anders als sonst üblich haben die Frauen in Fürth auch ein ordentliches Preisgeld in Aussicht. Der Mann, der in Fürth gewinnt, bekommt 25 000 Euro, die Frau 10 000. Ein großer Unterschied, doch Organisatorin Schuler findet:. "Für uns ist es trotzdem ein riesiger Schritt." Bei den Frauen-Turnieren in England liegen die Siegprämien im Schnitt bei 2000 Pfund.

Schuler, die selbst antreten wird, will es trotz der starken Konkurrenz unter die letzten 16 schaffen. Neben dem Ehrgeiz zählt bei der Paul Hunter Classic diesmal jedoch auch etwas anderes: Frauen und Männer werden erstmals gemeinsam ihre Halbfinal- und Finalrunden austragen. Tisch an Tisch, in der selben Arena.

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