DFB-Gegner Slowakei:Angst und Schrecken im Ochsenland

EURO 2016 - Group B  Slovakia vs England

Martin Skrtel und seine Slowaken können vor allem eines: Gut in die Zweikämpfe kommen.

(Foto: dpa)

Der Achtelfinal-Gegner der deutschen Mannschaft hat mehr zu bieten als nur Mittelfeldrakete Marek Hamsik: Die slowakische Abwehr ist mit die härteste im ganzen Turnier.

Von Thomas Hummel, Lens

Mario Gomez beteuert seit Wochen, wie froh und glücklich er sei, wieder in der Nationalmannschaft spielen zu dürfen. Nach seiner wundersamen Wiederauferstehung als Torschütze in der Türkei darf er nun wieder für Deutschland stürmen. Wenn er allerdings gewusst hätte, was in Frankreich bei der Europameisterschaft auf ihn zukommt, er wäre vielleicht gar nicht so erfreut gewesen.

Gegen die Nordiren durfte er zum ersten Mal ran, er trug sichtbare Spuren davon. Rote Striemen zierten seinen Arm, weitere Blessuren seien unter seiner Kleidung verborgen, berichtete er. Gomez klang dabei immer noch stolz. Hatte er sich schließlich für sein Team in den Kampf geworfen, gegen "diese Ochsen", wie er die nordirischen Verteidiger nannte. Da wusste er aber noch nicht, dass es als nächstes gegen die Slowaken gehen sollte.

Die slowakischen Verteidiger sind die härtesten

Gegen die hatte Gomez schon im Testspiel in Augsburg wenig Spaß gehabt. Bei den Slowaken heißen die Innenverteidiger Martin Skrtel und Jan Durica. Sie stehen nach der Gruppenphase dieser EM im direkten Duell um den Titel "härtester Verteidiger des Turniers". Wobei sich auch Peter Pekarik in die Wertung geschlichen hat. Der Rechtsverteidiger hatte sich zuletzt gegen England während des Spiels die Nase gebrochen und trotzdem bis zum Ende durchgehalten. Im Achtelfinale am Sonntag in Lille (18 Uhr) will er mit einer Gesichtsmaske spielen. "Vielleicht wird sein Aussehen die Gegner ein bisschen erschrecken", scherzte Teamarzt Jan Batalik.

Im Erschrecken des Gegners ist die Verteidigung der Slowaken gut geübt. Vor allem Kapitän Skrtel pflegt sein Image als Raubein mit Wonne. "Auf dem Platz gibt es keine Freunde. Wenn ich treten muss, dann mache ich das", sagte er einmal. Zu Turnierbeginn schlug er dem Waliser Jonathan Wilson dann mit dem Arm gegen den Kiefer, und bevor Gareth Bale richtig ins Rollen kam, streckte er ihm mit gestreckten Beinen die Fußsohlen entgegen.

Zusammen mit Innenverteidiger-Kollege Jan Durica und Torwart Matus Kozacik bildet er das Fundament der Mannschaft, auf dem Marek Hamsik und Vladimir Weiss vorne auf ihre Chancen warten können. Hinten passiert so gut wie nichts.

So war es vor allem gegen Russland (2:1) und England (0:0). Der Gegner rannte an, gegen Spielende sauste ein Ball nach dem anderen in den slowakischen Strafraum, doch die Abwehr hielt. Insofern können sich die Deutschen ausmalen, wenn Skrtel ankündigt: "Wir haben keine Angst." Und ferner: "Wir werden ihnen einen großen Kampf liefern - daran besteht kein Zweifel."

Kritik an Jürgen Klopp

Dabei hatte der 31-Jährige zuletzt keine guten Erfahrungen gemacht mit Deutschen. Besser gesagt mit Jürgen Klopp. Skrtel spielt seit 2008 beim FC Liverpool, mit seiner beinharten Art zu verteidigen und seinem wilden Aussehen hat er es in der Arbeiterstadt zu einem der Lieblinge der Fans gebracht. Doch unter dem Trainer Klopp hat er seinen Platz in der Startelf verloren.

Jan Kozak fühlte sich nun aufgefordert, seinem Kapitän beizuspringen. "Klopp hätte mit ihm reden müssen", kritisierte der Trainer der slowakischen Nationalmannschaft, "es ist unfair, Martin wegen einer schwachen Leistung auf die Tribüne zu setzen." Der für seine emotionalen Ausbrüche bekannte Kozak, 62, fügte noch leicht herablassend hinzu. "Aber das wird Klopp noch lernen, er ist ja noch jung."

Der Abschied aus Liverpool scheint sicher, Skrtels Berater streut bereits Gerüchte, dass mehrere Klubs, unter anderen der VfL Wolfsburg, an seinem Klienten interessiert seien. Auch Skrtel weiß, dass er auf dem Markt ist, nimmt es aber mit Humor. In einer Art Bewerbungsgespräch zählte er als Schwächen all das auf, was er nicht ist: technisch versiert, offensivstark und torgefährlich. Doch der Rest zählt zu seinen Stärken. Ist das Achtelfinale wie von ihm angekündigt nicht das letzte Spiel der Slowaken bei dieser EM, dann wird auch Skrtel kein Problem haben, einen neuen Arbeitgeber zu finden.

Vielleicht muss Skrtel aber auch in England bleiben. Neben dem Auftritt auf dem Platz interessiert sich die Öffentlichkeit dort auch gerne für die WaGs, die Women and Girlfriends der Fußballer. Skrtels Ehefrau Barbora Lovasova spielt da offenherzig mit, das ehemalige Model bedient die Nachfrage auf Social-Media-Kanälen gerne.

Jan Durica und Peter Pekarik halten auf der WaG-Skala ebenfalls mit, der eine ist mit Miss Slowakei 2006, der andere mit einer Tänzerin liiert. Sie sind auch in der Slowakei so berühmt wie ihre Männer. Was sich allerdings ändern könnte, falls die tatsächlich den Weltmeister aus dem Turnier mauern.

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