Skicross:Besser geht nicht

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Heidi Zacher vom SC Lenggries gewinnt in Innichen (Südtirol) beide Weltcuprennen. Ein Novum für die deutsche Skicross-Szene.

Von Ralf Tögel

Heidi Zacher verstand ihr eigenes Wort nicht mehr. Die Kettensägen, kein Witz. Um sie herum standen slowenische Fans und ließen ihre Sägen aufheulen, immerhin die Ketten waren vorsorglich entfernt worden. So feierten die Fans den Doppelsieg von Filip Flisar, der Slowene hatte die beiden Skicross-Weltcuprennen von Innichen in Südtirol gewonnen. Und auch für Heidi Zacher heulten die Sägen auf: Denn die 28-Jährige, die für den SC Lenggries startet, war ebenfalls in beiden Rennen nicht zu schlagen.

Das ist noch keiner deutschen Skicrosserin gelungen, Zacher fährt derzeit auf einem sehr hohe Leistungslevel. Das hat einen einfachen Grund: Sie ist gesund und hat eine komplette Vorbereitung mitgemacht. Wie gut Heidi Zacher in dieser rasanten alpinen Disziplin ist, in der vier Starter gleichzeitig auf einer Strecke mit mächtigen Schanzen, Wellen und Steilkurven bergab rasen, bewies sie schon 2011, als sie Zweite in der Weltcup-Gesamtwertung war. Danach allerdings wurde sie mit unschöner Regelmäßigkeit von teils schweren Verletzungen gebremst, 2012 beendete ein Spiralbruch im Schienbein die Saison, im vergangenen Jahr eine Bauchmuskelverletzung nach einem Sturz im Heimweltcup in Tegernsee. Bei alpinen Speed-Disziplinen ist das Risiko ohnehin hoch, beim Skicross kommt der direkte Kampf gegen drei Kontrahentinnen hinzu. In Innichen stürzte die zweimalige Gesamtweltcupsiegerin Anna Holmlund schwer, die Schwedin liegt nach massiven Gesichts- und Kopfverletzungen im Koma, die Ärzte befürchten bleibende Gehirnschäden.

Auch Heidi Zacher stürzte im ersten Saisonrennen im französischen Val Thorens, sie wurde von einer Kanadierin abgeschossen, wie es in der Fachsprache heißt. Im zweiten Rennen "habe ich einen Fehler gemacht", so Zacher, aber sie wusste um ihre gute Form. Neben der störungsfreien Vorbereitung war ihr in Daniela Maier und Margarethe Aschauer starke Konkurrenz im eigenen Team erwachsen: "Wir haben uns ordentlich gepusht", erzählt sie, Aschauer fehlt allerdings wegen eines Kreuzbandrisses kurz vor Saisonbeginn. Der Saisonstart in Val Thorens/Frankreich war noch durchwachsen, Zacher hatte vor der Saison die Skimarke gewechselt. Aber sie blieb ruhig, auch weil Daniela Maier dort Dritte wurde: "Ich wusste, das kann ich auch." In den folgenden Rennen zeigte sie aufsteigende Tendenz, im österreichischen Montafon stand sie als Dritte schon auf dem Podest - nun der Doppelsieg. Es läuft einfach, derzeit hat sie "richtig Spaß, in diesem Team", sagt sie, "die Stimmung ist einfach super. Kein Wunder, denn mit dem zweiten Platz von Tim Hronek, der Finalteilnahme von Paul Eckert und den Plätzen fünf und sechs von Daniela Maier war es eine historisch erfolgreiche Veranstaltung in Innichen, nie war eine deutsche Mannschaft besser. Zacher katapultierte sich nun mit ihren Siegen auf den zweiten Platz in der Gesamtwertung, damit ist sie auch Zweite in der "Cross Alps Tour". Eine Serie von sechs Rennen mit eigener Wertung, vergleichbar mit der "Tour de Ski" im Langlauf.

Über Weihnachten haben die Skicrosser frei, danach ist Konditionstraining angesagt, erzählt die Lenggrieserin, am 15. Januar ist der nächste Weltcup. Für Heidi Zacher werden es schöne Feiertage: "Ich fühle mich unbeschreiblich gut." Geschenke braucht sie eigentlich gar keine mehr, "das schönste habe ich mir schon selbst gemacht.

© SZ vom 24.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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