Ski-WM: Super-Kombination:Beckenbauer zieht den Hut

Die merklich angeschlagene Maria Riesch fährt unter großem Jubel der Zuschauer hinterher und hadert mit ihrer Krankheit. Schnellste ist wieder eine Österreicherin, weil die Schweizerin Lara Gut einen spektakulären Salto hinlegt.

Thomas Hummel

Sie wollte es einfach versuchen. Es sind die Rennen, auf die Maria Riesch jahrelang gewartet hatte, die Weltmeisterschaft an den Berghängen ihrer Kindheit in Garmisch-Partenkirchen. Und nun sollte so ein Grippe-Virus dazwischenkommen? Auf keinen Fall!

Das Fieber hatte nachgelassen schon am Donnerstagabend, also sprang Riesch am Freitag gegen 10:30 Uhr auf die superschwere Kandahar-Abfahrtsstrecke, der ersten Disziplin in der Super-Kombination. Doch selbst zwei Sekunden Rückstand und Platz 15 konnten die 26-Jährige nicht dazu überreden, wenigsten den Slalom auszulassen. "Es ist eine Heim-WM", sagte sie unter dem großen Jubel der Zuschauer, "ist doch klar, dass ich es probiere."

Dabei sah jeder, wie sehr sie das Rennen anstrengte. Nach dem Rennen über die sehr schwere Strecke stürzte die 26-Jährige im Zielraum und lag sekundenlang im Schnee. Ihr Körper bewegte sich schnell auf und ab, sie atmete schwer. So lag sie mehrere Sekunden da, das Gesicht vergraben. Maria Riesch war total kaputt.

"Ich war auf jeden Fall am Limit, vor allem körperlich. Unten ist mir leider ein bissl die Kraft ausgegangen", sagte sie. Was sollte da im Slalom noch möglich sein?

"Meine Chancen sind nicht mehr die Besten, der Rückstand ist groß und vorne sind einige, die schnell fahren können." Elisabeth Görgl, Anja Pärson, Lara Gut, Tina Maze, Julia Mancuso - alle lagen teils weit vor Riesch. Die Weltcup-Zweite im Slalom hätte schon einen Wunderlauf gebraucht, um tatsächlich noch an allen vorbeizuschwingen. Doch solche Wünsche trübten sich schon währen der Fahrt ein: Maria Riesch war einfach nicht fit genug, um bei einer WM mit den Besten mithalten zu können.

Da fehlte die Schnellkraft zwischen den Toren, Riesch fuhr brav die Strecke am Gudiberg hinunter. Doch sie konnte ihre Skikanten nicht so hart aufsetzen, die Richtung nicht so schnell wechseln wie gewohnt. Schon im Ziel leuchtete nicht "Platz 1" auf, Riesch wurde bereits von Marusa Ferk aus Slowenien überholt. Riesch hob enttäuscht die Arme.

Fenninger gewinnt, Gut stürzt spektakulär

Sie blickte auch zögernd in die Runde, wo allerdings niemand enttäuscht zurückblickte. Eher dankbar und anerkennend. Die mehr als 10.000 Zuschauer feierten ihre Maria. "Man kann nur den Hut davor ziehen, dass sie überhaupt gefahren ist. Da gehört viel Courage dazu", sagte stellvertretend Franz Beckenbauer im Zielraum. Dessen Medienberater ist ja der Freund und Berater von Maria Riesch, Marcus Höfl. Riesch kam am Ende auf Platz elf.

Courage zeigte am Freitag auch Anna Fenninger. Nach Platz vier in der Abfahrt gehörte die Speed-Spezialistin nicht unbedingt zu den ersten Favoritinnen vor dem Slalom. Doch die 21-Jährige aus Salzburg fand einen schnellen Weg durch die Stangen, hatte vor allem genug Kraft für die schnellen Wechsel zwischen den Toren und machte keine Fehler. Sie lag im Ziel neun Hundertstel Sekunden vor der Slowenin Tina Maze und 27 Hundertstel vor Anja Pärson aus Schweden. Die nach der Abfahrt führende Elisabeth Görgl fiel auf Platz fünf zurück.

Als Fenningers Sieg feststand, lehnte sie sich an die Schweizerin Lara Gut, Tränen flossen über ihre Wangen. Gut, 19, freute sich sichtlich mit ihrer jungen Kollegin, obwohl die Schweizerin selbst hätte Weltmeisterin werden können. Mit Bestzeit war sie auf der Strecke unterwegs, ehe sie spektakulär stürzte.

In einer vertikalen Tor-Kombination war sie zu schnell, es hob sie aus und machte einen zweifachen Überschlag. Pech hatte auch ihre Schweizer Teamkollegin Dominique Gisin, die nach Platz zwei in der Abfahrt insgesamt Vierte wurde (67 Hundertstel Rückstand).

Wenige Minuten nach dem Rennen sagte Fenninger bei Eurosport mit leicht brüchiger Stimme: "Noch schwebe ich auf Wolke sieben, ich glaub's noch gar nicht. Ich hätte es mir nicht träumen lassen, dass es jetzt wirklich so weit ist." Und die Drittplatzierte Pärson bekannte im ZDF: "Ich wollte eigentlich heute gewinnen. Aber der Slalom war wirklich schwer."

Schließlich äußerte sich auch Maria Riesch noch einmal und haderte erstmals mit ihrer Krankheit. " Es ist natürlich schon ärgerlich. Ich könnte mich unendlich ärgern, zur Heim-WM krank zu werden."

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