Ski-WM: Riesenslalom der Frauen:Ein ganz seltener Fahrfehler

Nicht der Tag der Deutschen: Kathrin Hölzl gibt verletzt auf, Viktoria Rebensburg verliert zu viel Zeit und Maria Riesch rutscht am Innenski aus. So gewinnt eine Slowenin ihren ersten großen Titel.

Carsten Eberts

Die Chancen schwinden langsam. Ja, es steht zu befürchten, dass die deutschen Skifahrer die Heim-WM in Garmisch-Partenkirchen ohne eigene Goldmedaille beenden werden. Gewiss, Felix Neureuther ist im Slalom am Sonntag bei optimalem Verlauf alles zuzutrauen. Gleiches gilt für Maria Riesch bereits am Samstag, die in dieser Disziplin immerhin Weltcup-Dritte ist.

Die vielleicht größte Chance auf WM-Gold ließen die deutschen Ski-Frauen jedoch aus: Im Riesenslalom, der deutschen Domäne überhaupt, reichte es lediglich zu einem fünften Platz von Viktoria Rebensburg. Kathrin Hölzl musste verletzt auf den zweiten Lauf verzichtet, Maria Riesch schied als Vierte des ersten Durchgangs nach einem ihrer seltenen Fahrfehler aus.

Schon nach dem ersten Lauf deutete sich an, dass die Slowenin Tina Maze an diesem Tag nicht zu bezwingen sein würde. Da hatte sie komfortable 34 Hundertstel Sekunden Vorsprung auf die zweitplatzierte Italienerin Federica Brignone, im zweiten Lauf rettete sie neun Hundertstel davon ins Ziel. "Wir sind eine kleine Nation, das erste Gold bedeutet sehr viel", jubelte Maze im Ziel: "Auch für mein ganzes Team ist das sehr schön. Diesmal waren die Hundertstel auf meiner Seite."

Nach dem Nebel-Chaos vom Morgen, als der Start mehrfach um insgesamt zwei Stunden verschoben wurde, musste alles etwas schneller gehen: das Mittagessen, die Regeneration, das Setzen des neuen Kurses. Der zweite Lauf begann deshalb erst um kurz nach 15 Uhr - gerade noch rechtzeitig, bevor sich die Dunkelheit wieder begann, sich über die Kandahar-Piste zu legen

Es zeichnete sich ab, dass an diesem Tag wohl die kompletteste Fahrerin Weltmeisterin werden würde - denn die Anforderungen für den zweiten Lauf hatten sich komplett verändert: War der erste Lauf noch sehr schnell und direkt gesteckt, schien der zweite Durchgang deutlich kurviger, technisch anspruchsvoller und näher dran an einem üblichen Riesenslalom.

Dies gelang zuallererst der Französin Tessa Worley. Als enttäuschte 19. des ersten Durchgangs setzte sie sich die Mitfavoritin an die Spitze, überstand zunächst die Angriffe der Österreicherin Marlies Schild, der Amerikanerin Julia Mancuso und auch der starken Schwedin Anna Pärson. Wie weit würde es die Französin noch nach vorne tragen?

Dann wurde es wahrlich kurios: Eine Fahrerin nach der anderen kam hinter Worley ins Ziel, sogar Elisabeth Görgl als Dritte aus dem ersten Durchgang verlor zu viel Zeit. Erst die Italienerin Brignone übertraf Worleys Fabelzeit, Tina Maze im Anschluss ebenfalls. Die Überraschung des Tages war Worley dennoch gelungen: Von Platz 19 auf Bronze, solch Sprünge sind gerade bei einer WM selten.

Fahrfehler in der "Hölle"

Die Deutschen zeigten sich nach dem Rennen hochenttäuscht. Maria Riesch hatte im zweiten Durchgang einiges riskiert. Sie startete mit Elan, möglicherweise mit zu viel, denn sie leistete sich in der "Hölle" einen Fahrfehler am Innenski. Sie rutschte weg, verpasste das nächste Tor, schied trotz eines zwischenzeitlichen Vorsprungs von rund einer Sekunde aus.

Riesch fuhr nicht einmal ins Ziel, wollte sich zunächst keiner Kamera stellen, ließ sich auf halber Strecke von Alpindirektor Wolfgang Maier trösten. Erst später sagte sie: "Bevor ich Vierte oder Fünfte werde, attackiere ich halt. Ich habe auch gemerkt, dass eine Medaille möglich ist, da ist klar, dass man sehr traurig und enttäuscht ist."

Viktoria Rebensburg zuckte im Ziel mit den Schultern. "Was soll ich machen", zeigte sie an, als könne sie selbst nicht glauben, wo sie so viel Zeit eingebüßt hatte. Sie begann den zweiten Lauf fulminant, hatte zwischenzeitlich fast eine Sekunde Vorsprung, im Ziel dann einen deutlichen Rückstand. "Ich habe versucht alles zu geben, im unteren Teil aber zu viel Zeit verloren", sagte Rebensburg. Das fatale an ihrer Situation ist, dass sie nun - am Ende der WM - endlich wieder gesund scheint. Im Riesenslalom-Weltcup hat sie noch die Chance auf den Gesamtsieg, dieser wird ihr nächstes Ziel sein.

Da war der Tag für Kathrin Hölzl längst vorbei. Nach dem ersten Lauf schossen ihr im Zielraum fast die Tränen in die Augen, man wusste nicht genau, ob aus Enttäuschung oder wegen der Schmerzen. "Ich hab mich da heute runter gequält. Ich hab so extreme Schmerzen, dass ich nicht einmal auf einem Bein stehen kann. Wie soll man da schnell Skifahren?"

Kurz darauf erklärte sie die WM aus ihrer Sicht für beendet - und auch gleich die ganze Saison. "Ich muss jetzt erst mal wieder gesund werden", sagte Hölzl. Dann ging sie davon - mit schmerzverzerrtem Gesicht und ziemlich traurig.

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