Ski-WM:Ein Fehler wie ein Bremsklotz

Ski alpin Weltmeisterschaft

Viktoria Rebensburg: Knapp an der Medaille vorbei

(Foto: dpa)
  • Viktoria Rebensburg verpasst eine Medaille im Super-G der Ski-WM.
  • Dabei liegt sie gut im Rennen, doch dann unterläuft ihr ein Fehler.
  • "Das tut weh", sagt Rebensburg, ist von ihrer Leistungaber auch derart angetan, dass sie sagt: "Vierte werde ich die nächsten Wochen sicher nicht mehr werden."

Von Johannes Knuth, St. Moritz

Viktoria Rebensburg hat die Einladung natürlich noch wahrgenommen, doch, das schon. Bei einer Weltmeisterschaft nehmen am Abend, nach dem Rennen, ja nicht nur die besten Drei ihre Medaillen entgegen, auch die Viert- bis Sechstplatzierten werden mit warmen Worten und Applaus bedacht. Das ist schön für die Medaillengewinner und nicht so schön für die übrigen Teilnehmer der Ehrung, weil ihnen noch einmal vor Augen geführt wird, wie knapp sie die Hauptpreise verfehlt haben. Vor zwei Jahren in Vail war Rebensburg nach dem ersten Rennen ebenfalls zur Siegerehrung vorgeladen worden, damals hatte sie sich als Fünfte damit getröstet, dass zwischen ihr und dem Podest noch eine Konkurrentin stand, als Frustpuffer. Jetzt nahm Rebensburg diesen verflixten vierten Platz ein, den ihr das Rennen am Mittag eingebrockt hatte.

Der Super-G der Frauen war aus Sicht des Deutschen Skiverbands der Auftakt, den sie vor der WM in St. Moritz leise be- und gefürchtet hatten: Rebensburg, ihre einzige Führungskraft in der Weltspitze, fand sich in der Nachbarschaft der Besten ein - aber eben nicht mittendrin. Lumpige 17 Hundertstelsekunden betrug die Lücke zur drittplatzierten Lara Gut. "Klar, bei einer WM geht's um Medaillen, das habe ich knapp verpasst", sagte Rebensburg. Eine Plakette hätte ihr für die nächsten Tage auch ein angenehmeres Arbeitsumfeld verschafft, so blieb das erste Etappenziel des Verbands, eine Medaille bei den Frauen, fürs Erste unerfüllt. "Das tut weh", sagte Rebensburg, wobei sie von ihrer Leistung zumindest derart angetan war, dass sie auch sagte: "Vierte werde ich die nächsten Wochen sicher nicht mehr werden." Kira Weidle, die zweite deutsche Starterin, kam bei ihrem WM-Debüt auf Rang 31.

Das Rennen hatte gut begonnen, aus Rebensburgs Sicht. Die Favoriten waren bereits aus dem Rennen gepurzelt oder hatten in ihre Fahrten zu viele Fehler eingebaut, um die Führende Nicole Schmidhofer zu gefährden: Weirather, Gut, Vonn, Stuhec. Die Engiadina-Piste lag jetzt vor Rebensburg wie eine Wiese, auf der die schönsten Medaillenträume erblühen können, und so warf sich die 27-Jährige dann auch in ihre Fahrt. Schnell in der steilen, geraden Auftaktpassage. Technisch sauber im tückischen Mittelteil, der Vonn abgeworfen hatte. Rebensburg führte erst klar, dann knapp, vor der Anfahrt zum vorletzten Sprung rutschte sie knapp hinter Schmidhofer, aber es konnte jetzt nicht mehr viel schiefgehen. Oder doch?

Die Skier rüttelten unruhig übers Eis

Rebensburg leitete den ersten Schwung nach der Landung zu früh ein, sie näherte sich dem Tor früher und direkter als geplant, das trieb sie prompt von der Linie weg. Oder in Rebensburgs Worten: "Wenn man mit dem Timing zu früh dran ist, wird man automatisch zu spät." Der Fehler begleitete sie bis zum nächsten Tor, Rebensburgs Skier rüttelten unruhig übers Eis, das kostete viel Tempo - ausgerechnet vor der letzten, geraden Zielpassage, zehn Stundenkilometer trennten sie dort von Schmidhofer. "Wenn man vorne mitfahren will, muss man riskieren, das habe ich gemacht", sagte Rebensburg. Vor zwei Jahren, bei der WM in Vail, hatte sie dieses Risiko noch gescheut, auch bei den jüngsten Weltcups in Cortina und Garmisch. "Das Letzte rauszuquetschen, das habe ich getan. Von daher kann ich mir keinen Vorwurf machen", sagte sie. Und jetzt?

Zwei Chancen im Einzel bleiben Rebensburg noch, eine in der Abfahrt am Samstag, eine im Riesenslalom in der nächsten Woche. Sie hat die Gedanken an die Verletzung vom Herbst abgeschüttelt, die Forschungsarbeiten beim Material seien auch merklich vorangeschritten, sagte sie, beim Zusammenspiel von Schuh, Bindung, Platte und Ski. "Ich fühle mich wieder richtig wohl", sagte Rebensburg, vor allem im Riesenslalom, wo sie zuletzt vor einem Jahr beim Weltcupfinale gewonnen hatte - in St. Moritz. Und vielleicht wohnt diesem vierten Platz vom Dienstag am Ende auch etwas Gutes inne, als "gute Motivation für die nächsten Rennen, um bei der Siegerehrung ein bisschen weiter nach rechts zu rücken", sagte Rebensburg. Dort, wo die Allerbesten stehen.

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