Ski-Weltcup:Super Woche für DSV-Damen

Hilde Gerg hat die "tollen Tage" der deutschen Ski-Rennläuferinnen im italienischen Cortina d'Ampezzo mit ihrem zweiten Saisonsieg gekrönt. Am Sonntag belegte sie Rang vier - und musste damit Renate Götschl den Vortritt im Gesamt-Weltcup lassen. Martina Ertl fuhr im Super-G Platz zwei heraus.

Nur sieben Tage nach ihrem Triumph beim Super-G im schweizerischen Veysonnaz gewann die Lenggrieserin im Olympiaort von 1956 erstmals seit ihrem Kreuzbandriss vor 13 Monaten wieder eine Abfahrt.

Am Sonntag verpasste sie als Vierte zwar knapp das Podest, freute sich nach zwei dritten Plätzen in den beiden Super-G aber dennoch über "eine super Woche" in den Dolomiten. Auch der deutsche Alpinchef Walter Vogel zeigte sich beeindruckt von der 28-Jährigen: "Da fällt mir kaum noch was ein, außer: die Hilde ist phantastisch." Ihre Führung im Abfahrts-Weltcup musste Gerg einen Tag nach ihrem überlegenen Sieg in 1:17,57 Minuten vor Renate Götschl aus Österreich (0,30 Sekunden zurück) und Carole Montillet aus Frankreich (0,39) aber abgeben.

Auf der erneut um 400 Meter verkürzten "Olimpia delle Tofane" belegte sie bei leichtem Schneetreiben hinter Montillet (1:16,27), Götschl (0,23 zurück) und Lindsey Kildow (USA/0,24) Rang vier (0,54). "Ich glaube, damit kann ich zufrieden sein. Es war ein tolles Wochenende. Schade nur, dass ich die Weltcup-Führung verloren habe", sagte Gerg. Die Überraschung des Tages lieferte Petra Haltmayr, die mit Startnummer 1 auf den siebten Platz fuhr und damit ihr bestes Weltcup-Resultat seit fast zwei Jahren schaffte.

Kleiner Lichtblick bei den Herren

Einen kleinen Lichtblick gab es auch für die krisengeplagten deutschen Männer. Der 19-jährige Felix Neureuther (Partenkirchen) belegte beim Slalom im Schneegestöber von Wengen den guten 18. Platz und schaffte damit das zweitbeste Weltcup-Resultat seiner Karriere nach seinem 8. Platz Mitte Dezember in Madonna di Campiglio. "Ich bin fast stehen geblieben, ein saublöder Fehler", sagte der WM-15. über seinen Patzer im 2. Lauf.

Cheftrainer Werner Margreiter war nach zwei Ausfällen seines Youngsters dennoch erleichtert: "Endlich hat Felix wieder gezeigt, was er kann." Alois Vogl (Lohberg) und Andreas Ertl (Lenggries) hingegen riskierten auf der ruppigen Neuschneepiste zu wenig und verpassten als 34. bzw. 44. das Finale deutlich.

Der große Sieger von Wengen war nach der Absage der beiden Abfahrten der Österreicher Benjamin Raich. Der 25-jährige fuhr beim Slalom am Sonntag in 1:40,50 Minuten zu seinem zweiten Saisonsieg und distanzierte seinen Landsmann Rainer Schönfelder (1:40,97) und den Kroaten Ivica Kostelic (1:41,54) deutlich. Mit dem 12. Weltcupsieg seiner Karriere übernahm der "Blitz von Pitz" zudem die Führung im Gesamt-Weltcup. Mit 680 Punkten liegt Raich deutlich vor dem Norweger Lasse Kjus (595) und seinem Landsmann Hermann Maier (555).

Die deutschen Frauen verpassten im vierten Rennen innerhalb fünf Tagen zwar erstmals das "Stockerl" in Cortina, dennoch war Alpinchef Vogel begeistert: "Das waren tolle Tage. Das Team hat sich hier in Cortina super verkauft." Die Bilanz war in der Tat höchst beeindruckend: ein Sieg, je zwei zweite (Maria Riesch, Martina Ertl) und dritte Plätze, die Ränge drei, fünf und zehn im Gesamtweltcup und die Führung durch Hilde Gerg in der Super-G-Wertung.

Nur Team Austria ist noch erfolgreicher als die DSV-Damen - "aber die haben halt auch mehr Masse als wir", erklärt Cheftrainer Wolfgang Maier. Seine Elite-Einheit muss sich freilich nach 20 von 35 Saison-Rennen nicht verstecken: drei Siege plus zwölf Podest-Plätze, dazu ein Trio unter den Top 10 im Gesamtweltcup.

Das hat es seit den Zeiten mit Katja Seizinger nicht gegeben. Deshalb nimmt der Cheftrainer auch die "große Kristallkugel" nicht ins Visier, obwohl Hilde Gerg (760 Punkte) nur Götschl (869) und Anja Pärson (Schweden/798) vor sich hat. "Unrealistisch", sagt Maier - noch zu viele Technik-Wettbewerbe. Realistisch sind dagegen zwei "kleine" Kugeln für die "wilde Hilde": Im Abfahrts-Weltcup liegt sie 5 Punkte hinter Götschl, in der Super-G-Wertung 9 Punkte vor der Österreicherin. Drei Rennen pro Disziplin stehen noch aus.

"Vielleicht ist ja in beiden Disziplinen das Glück mal auf meiner Seite", sagt Hilde Gerg, die zumindest eine Kugel gewinnen möchte und die Konstanz dafür allemal mitbringt. Seit der Rückkehr von der Kreuzbandopreation Mitte März fuhr sie in elf Saisonrennen zu zwei Siegen sowie jeweils drei zweiten und dritten Plätzen und war nie schlechter als Fünfte - ergibt auch zusammen knapp 200.000 Euro Preisgeld und Prämien. "Irrsinnig konstant", sei sie, sagt Hilde Gerg, und "oft verwundert über mich selbst."

Für Top-Platzierungen sorgten auch die anderen DSV-Damen, auch wenn ihnen die Konstanz von Hilde Gerg fehlt. Martina Ertl (27. und 2. in den Super-G-Rennen, 8. und 24. in den Abfahrten) und die junge Maria Riesch (2./7., 11./17.) festigten allerdings ihre Ränge fünf und zehn im Gesamtweltcup.

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