Ski-Weltcup:Ofterschwang sucht den Schnee

Nach der Renn-Absage des Ski-Weltverbands Fis wegen Schneemangels sollen im Allgäu in der Zukunft wieder Weltcups stattfinden. Sonst fehlen dem Ort in ein paar Jahren wohl auch die Touristen.

Von Marius Buhl

Der Bürgermeister von Ofterschwang, Alois Ried, war in Kampflaune, als er Mitte Dezember ans Rednerpult trat, um den Schnee herbeizureden: "Ich höre sie schon wieder, all diejenigen, die jetzt wieder den Wintersport pauschal infrage stellen und wieder damit anfangen, die Frösche auf der Piste zu zählen. Aber ich sage Euch: Der Schnee wird kommen. Und er wird reichlich kommen."

Der Schnee ist dann nicht gekommen. Am Donnerstag besichtigten die Männer des Ski-Weltverbands Fis den Hang am Ofterschwanger Horn und befanden: Die Schneedecke ist zu dünn, eine Präparierung auf Weltcup-Niveau nicht möglich. Nach 1998 und 2001 ist es die dritte Absage des Rennens, das nun in Flachau stattfindet.

"Die Stimmung ist im Keller'', sagt Pressesprecher Thomas Weiss. Einen Tag, bevor die Fis die Absage verkündete, war zwei Orte weiter in Oberstdorf die Tour de Ski zu Gast. Über ein schmales, weißes Band inmitten grün schimmernder Wiesen sprinteten die Langläufer. Hunderte Helfer hatten Schneedepots leergeräumt, den Schnee mit Lastwagen auf die Strecke gekarrt und dort behutsam mit der Schaufel verteilt. Teilweise wurde sogar Schnee von der Skisprung-Schanze gekratzt, die zuvor Austragungsort der Vierschanzen-Tournee war. Um die wiederum auszurichten, hatte man Kunstschnee im Langlaufstadion vorproduziert und auf den Aufsprunghügel geschaufelt. Auch in Ofterschwang hatte man versucht, das Rennen auf künstlichem Schnee durchzuführen. Schon im November, als der Winter für ein paar Tage durchs Allgäu stapfte, wurden Schneedepots angelegt. Doch die Weihnachtssonne schmolz den Vorrat einfach weg. "Man braucht mindestens einen halben Meter Schnee, um ein Ski-Weltcup-Rennen auszurichten'', sagt Weiss. Die scharfen Kanten der Sportler würden bei einer geringeren Schneedecke bis aufs Gras durchschneiden. "Fünf kalte Tage und Nächte hätten wir gebraucht, um den Hang zu präparieren. Diese Frist ist ausgelaufen."

Weit über tausend Stunden seien in Ofterschwang in den Weltcup geflossen, vermutet Stefan Huber von der "Skisport und Veranstaltungs GmbH Oberstdorf". Seine Agentur koordiniert die Arbeit der 550 ehrenamtlichen Helfer. Wenn Huber aufzählt, woran man bei einem Weltcup alles denken muss, redet er fünf Minuten ohne Pause: Fangzäune prüfen, Hotels reservieren, Elektroleitungen legen, Shuttlebusse planen, 15 000 Zuschauer bewirten. Um die Aufgaben zu stemmen, hat er zehn Ressorts gegründet. "Der Aufwand ist immens'', sagt er.

In den vergangenen Jahren lohnte er sich. 2012 und 2013 führte Oberstdorf Weltcups durch, im März. Zwar war damals genug Schnee gefallen, er schmolz den Skifahrern aber unter den Skiern weg. Um die Piste hart zu kriegen, streuten die Veranstalter Salz in den Sulz. Als die Fis den Ofterschwanger Weltcup deswegen in diesem Jahr in den Januar legte, freuten sich die Allgäuer. Vergeblich.

"Wir wollen trotzdem weiter Weltcups in Ofterschwang ausrichten'', sagt Huber. Die Verluste seien durch Ausfallversicherungen gedeckt, die künstliche Beschneiung der Pisten heute überall so üblich. "Das Allgäu braucht diesen Weltcup. Sonst fehlen uns in ein paar Jahren die Touristen", sagt Weiss.

Anmerkung der Redaktion:

Der im Text zitierte Thomas Weiß legt zu dem oben stehenden Artikel Wert auf folgende Feststellung:

"Der o.g. Artikel enthält Zitate von mir, die ich so im Telefonat mit Ihrem Autor nicht gesagt habe. Die SZ zitiert mich mit dem Satz: ,Die Stimmung ist im Keller'. Gesagt habe ich: ,Die Enttäuschung bei den vielen freiwilligen Helfern ist groß, denn der Weltcup in Ofterschwang ist für sie nach wie vor etwas ganz Besonderes.' Die SZ zitiert mich mit den Sätzen: ,Das Allgäu braucht diesen Weltcup. Sonst fehlen uns in ein paar Jahren die Touristen.' Gesagt habe ich: ,Der Wintersport ist für die Tourismus-Region Allgäu natürlich ein sehr wichtiger wirtschaftlicher Faktor.' Weder habe ich einen Ausblick auf die nächsten Jahre gewagt, noch von einem Fehlen von Touristen gesprochen. Auch ist der Eindruck entstanden, dass der direkt an ein Zitat von mir angehängte Satz ,Die scharfen Kanten der Sportler würden bei einer geringeren Schneedecke bis aufs Gras durchschneiden' in indirekter Rede von mir stammt. Das ist nicht der Fall."

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