Ski alpin:Ski-Talent Willibald überholt Vorbild Shiffrin

Willibald of Germany reacts following the women's Alpine Skiing World Cup slalom race in Flachau

Holte Gold bei der Junioren-WM: die Skifahrerin Elisabeth Willibald

(Foto: REUTERS)

Elisabeth Willibald ist die erste deutsche Junioren-Weltmeisterin seit sechs Jahren. Sie glaubt, dass die große Mikaela Shiffrin Anteil an ihrer Goldmedaille hat.

Von Matthias Schmid

Elisabeth Willibald hat vor ein paar Wochen mit Mikaela Shiffrin in Garmisch-Partenkirchen trainiert. Bei den Trainingsläufen am Gudiberg waren sich die junge deutsche Ski-Rennläuferin aus dem oberbayerischen Jachenau und die beste Slalomfahrerin des Planeten auch persönlich näher gekommen. Willibald hat die zweifache Weltmeisterin und Olympiasiegerin aus den USA bisher hauptsächlich am Fernseher erlebt - nun diese unverhoffte Nähe.

Also fragte Willibald Shiffrin schüchtern aus, wie ein Groupie, das plötzlich im gleichen Aufzug mit seinem Helden steht. Ob sie sich wohlfühle in Bayern? Ob ihr das bayerische Essen schmecke? Solche harmlose Sachen eben. "Es ist schon Wahnsinn, wie gut die ist", stellte Willibald hinterher staunend fest: "Dabei ist sie ja nur ein Jahr älter als ich."

Doch seit ein paar Tagen hat die 19 Jahre alte Deutsche etwas vollbracht, was Shiffrin verwehrt geblieben war: Sie hat bei den Junioren-Weltmeisterschaften den Titel im Slalom gewonnen. Mit 29 Hundertstelsekunden Vorsprung siegte sie in Sotschi vor der Führenden im Slalom-Europacup, der Österreicherin Katharina Gallhuber. "Diesen Sieg kann mir keiner mehr nehmen", frohlockte Willibald. Sie wird Mikaela Shiffrin nun bald wieder sehen können, beim Weltcup-Finale der Saisonbesten in St. Moritz. Mit dem Erfolg am Schwarzen Meer hat sie sich die Zugangsberechtigung für den erlesenen Kreis erworben. Willibald sehnt das Treffen schon herbei. "Es war cool und total inspirierend mit ihr trainieren zu dürfen", sagt Willibald. Sie glaubt, dass auch Shiffrin einen Anteil an ihrem WM-Titel hat.

Der WM-Titel kommt wenig überraschend

Der erste Titel für eine deutsche Ski-Rennläuferin bei einer Junioren-WM seit sechs Jahren kommt dabei keinesfalls überraschend. Willibald hatte in dieser Saison schon bei den Erwachsenen angedeutet, dass sie alle Anlagen mitbringt, um auch im Weltcup eines Tages wie Maria Höfl-Riesch und Viktoria Rebensburg reüssieren zu können. Beim Nachtslalom in Flachau machte Willibald Mitte Januar mit dem 15. Platz das erste Mal auf sich aufmerksam. "Es zeigt, dass wir eine Nachhaltigkeit bei den Alpinen haben", sagt Wolfgang Maier.

Der Alpin-Direktor des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) hatte deshalb auch bewusst entschieden, dass Willibald nicht beim zeitgleich stattfindenden Weltcup im slowakischen Jasna startet, sondern bei der Junioren-WM. "Weil das schon eine Außenwirkung hat, wenn wir da Medaillen gewinnen", wie es Maier formuliert. Neben Willibald durften auch Frederik Norys (Garmisch) im Slalom und Katrin Hirtl-Stanggassinger (Königssee) in der Kombination als Zweite aufs Podium klettern.

Willibald neigt nicht zum Übermut

Aber eine Goldmedaille bei der Junioren-WM weckt natürlich noch viel größere Begehrlichkeiten. Alles ist neu und aufregend für Elisabeth Willibald. Doch die Sportsoldatin scheint der Trubel kaum zu beeindrucken oder gar einzuschüchtern. Schon beim Rennen in Flachau durfte sie sich nach ihrem fulminanten zweiten Lauf erstmals ein kleines bisschen so fühlen wie die Dauersiegerin Shiffrin.

In Abwesenheit der damals am Knie verletzten Amerikanerin stand Willibald für einige Minuten im Zielraum in der sogenannten Leaderbox, also dort, wo die Aufmerksamkeit am größten ist. "Das war mir ein wenig unangenehm, weil so viele Kameras auf mich gerichtet waren", erzählt Willibald: "Man musste richtig aufpassen, dass man nichts Blödes macht." Bis dahin war sie in den zweiten Durchgängen immer nur staunende Zuschauerin gewesen, wenn die Besten in den öffentlichen Blickpunkt rückten. Jetzt gehörte sie plötzlich selbst zu ihnen.

Traum von den großen Medaillen

Sie begegnete dem ganzen Treiben aber so unerschrocken wie sie den Berg hinabrast. Willibald ist niemand, der zum Übermut neigt. Sie schätzt den Sieg bei der Junioren-WM deshalb auch ganz realistisch ein. Sie hat im Training mit Shiffrin schmerzhaft erfahren müssen, dass sie von den Besten im Weltcup noch ein Stück weit entfernt ist, "sehr weit sogar", wie sie selbst einräumt. Aber die jüngsten Erfolge haben ihr Selbstbewusstsein natürlich wachsen lassen.

Elisabeth Willibald hofft, dass sie der Amerikanern künftig nicht nur im Training näher kommen wird, sondern auch auf dem Treppchen. Irgendwann will sie bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen nicht nur mitfahren, sagt sie forsch, "sondern auch eine Medaille mitnehmen."

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