Ski alpin:Raichs Gefühl

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Blickt zufrieden auf 36 Weltcup-Siege und 14 Medaillen bei Olympia und Weltmeisterschaften zurück: Benjamin Raich, seit Donnerstag im Ruhestand. (Foto: Georg Hochmuth/dpa)

Er sei topfit und gesund, sagt Benjamin Raich. Trotzdem - oder gerade deshalb - beendet der österreichische Skirennfahrer seine titelreiche Karriere.

Von Johannes Knuth, Wien/München

Im vergangenen Januar kam sie wieder, die Frage an den Skirennfahrer Benjamin Raich. Warum er sich den Weltcupbetrieb noch antue? Die Erinnerungen an seine Erfolge waren ja schon ein wenig abgekühlt, an 36 Weltcup-Siege, an den Erfolg im Gesamtweltcup 2006, an die Goldmedaillen im Slalom und Riesenslalom bei den Winterspielen in Turin. "Die Frage kommt eher von außen", sagte Raich der Neuen Zürcher Zeitung also, "wenn es nur um Erfolge ginge, wäre es ohnehin schwierig, jemals so gut zu werden. Es muss auch noch eine andere Motivation geben." Nämlich? "Freude", sagte Raich.

Der Skirennfahrer Benjamin Raich, 37, hat oft seinem Gespür vertraut, es gibt ja diese Momente, in denen einem das Gefühl eine Weiche stellt. Der Nachtslalom 1999 in Schladming war so ein Fall. Raich war nach dem ersten Durchgang auf Rang 23 gerutscht, er fand, dass er das Rennen trotzdem noch gewinnen könne. Er gewann, es war der Anfang einer langen Regentschaft über Podien und Meisterschaften. Raich galt lange als kompletter Skifahrer, er führte einen Stil mit sich wie aus dem Lehrbuch. Raich hörte auch auf sein Gespür, als die Erfolge nachließen, bei der WM 2011 hatte er sich das linke Kreuzband gerissen. 2012 gewann er seinen letzten Weltcup, einen Super-G in Crans Montana. Im vergangenen Winter wurde er beim Riesenslalom in Garmisch-Partenkirchen noch einmal Dritter. Er habe auch in diesem Sommer "mit viel Freude" trainiert, sagte Raich am Donnerstag in Wien, er sei "topfit". Aber wenn er an die kommende Saison denke, "dann habe ich gemerkt, dass mir die Bereitschaft abgeht, die richtige Spannung aufzubauen." Raich befand also, am Donnerstag sein Sportlerleben hinter sich zulassen. Er sagte: "Mein Gefühl hat mich selten getäuscht."

Raich reißt eine weitere Lücke in die ausgedünnte Technikabteilung des Österreichischen Skiverbands. Zuletzt hatten Mario Matt, Nicole Hosp, Kathrin Zettel und Andrea Fischbacher die Geschäfte niedergelegt, aber Raich findet, dass er sich nach 19 Jahren im Skibetrieb einen Abschied zu eigenen Konditionen verdient hat. "Ich bin gesund", stellte Raich fest, er hat gespürt: "Das ist etwas ganz Besonderes."

© SZ vom 11.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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