Ski alpin:Ohne Erlaubnis

Der Drohnen-Unfall beim Weltcup-Slalom in Madonna di Campiglio ist teils aufgeklärt. Offenbar hatte die Firma, die die TV-Bilder von der Piste beisteuerte, keine Sondergenehmigung für ihren speziellen Einsatz.

Von Gerald Kleffmann

Nach dem Absturz einer Fernsehkamera-Drohne beim Weltcup-Slalom in Madonna di Campiglio, durch den Marcel Hirscher im zweiten Lauf fast verletzt worden war, gibt es erste Erkenntnisse über den Unfallhergang. Wie die verantwortliche TV-Rechte-Firma Infront Sports & Media mitteilte, sei das Fluggerät mit der Bezeichnung DFC-COPTER XR1 direkt hinter dem österreichischen Profi aufgeschlagen, weil eine Frequenzstörung vorlag. Nach der Schilderung von Infront habe der die Drohne steuernde Pilot die technische Panne erkannt und versucht, das Objekt in sicherer Entfernung zu Menschen zu Boden zu lenken, um es dann zerschellen zu lassen - ehe die Drohne unkontrolliert umherfliege. Demnach habe der Pilot strategisch nicht falsch gehandelt.

Dieser Plan misslang allerdings gründlich, die genauen Gründe soll ein externer Experte herausfinden, den Infront nun mit einer Untersuchung beauftragen will. Damit ist der Fall indes nicht abgeschlossen, denn die Firma, die den Drohnen-Einsatz übernahm, hatte offenbar keine behördliche Genehmigung, um bei der Nacht-Veranstaltung am vergangenen Mittwoch Fernsehbilder über einer großen Menschenansammlung und direkt über den Fahrern aufzunehmen; das Unternehmen Dynamic Flight Camera (DFC) aus Trient konnte jedenfalls keine Sondergenehmigung vorweisen. Dies berichtete Manfred Mussner, der Leiter der Luftfahrtbehörde ENAC in Südtirol dem italienischen Portal stol.it. DFC wurde vorläufig die Lizenz entzogen. Wie knapp der viermalige Gesamtweltcup-Sieger Hirscher einem Unglück entging, verdeutlichte Mussner: "Er hatte Geschwindigkeit. Und die Drohne hatte Geschwindigkeit. Natürlich sind Überlegungen dieser Art nur reine Spekulation. Aber da wären zwei schnelle Objekte aufeinander getroffen. Somit wäre die Verletzungsgefahr sehr hoch gewesen", sagte der Behördenchef.

Bei Ski-Rennen werden vorerst keine Drohnen mehr eingesetzt

Als Konsequenz haben der internationale Ski-Verband FIS und Infront entschieden, Drohnen vorerst nicht mehr zu Übertragungszwecken bei Ski-Rennen einzusetzen - "bis ein vollständig gesicherter Betrieb gewährleistet werden kann", hieß es weiter. Diesen Schritt hatten zahlreiche Kritiker aus der Ski-Branche unmittelbar nach dem Unfall gefordert. Für Christian Neureuther, Vater des besten deutschen Profis Felix und in den Siebzigerjahren selbst sechsmaliger Weltcup-Slalom-Gewinner, ist die Qualität von Drohnen-Aufnahmen ohnehin diskussionswürdig. "Der Ski-Sport braucht bessere Bilder, ich weiß,", sagte der 66-Jährige aus Garmisch-Partenkirchen, "aber die von Drohnen geben meiner Meinung nach noch zu wenig her - und wenn die Sicherheit von Fahrern und Zuschauern gefährdet ist, muss man nicht lange überlegen, um zu entscheiden: Drohnen haben so auf den Pisten bei Rennen nichts zu suchen."

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