Ski alpin:Neureuther verliert Kampf um Slalom-Kristallkugel

Audi FIS World Cup - Men's Giant Slalom

Skifahrer Felix Neureuther: eingefädelt in Kranjska Gora 

(Foto: Getty Images)

Schon im ersten Lauf ist fast alles entschieden: Felix Neureuther verpasst beim Slalom in Kranjska Gora den zweiten Durchgang - dem Österreicher Marcel Hirscher ist die Gesamtführung damit sicher. Auch Maria Höfl-Riesch erlebt einen schwarzen Sonntag, Viktoria Rebensburg gelingt Platz drei.

Im Regen von Kranjska Gora trug Felix Neureuther den Dämpfer beim Kampf um Platz drei im Gesamtweltcup mit Fassung. "Ich kann nicht enttäuscht sein, ein Ausfall passiert eben schnell im Slalom", sagte der 28-Jährige nach dem ersten Einfädler seit über einem Jahr. Einen Tag nach der starken Vorstellung mit Platz vier im Riesenslalom brachte das Torlauf-Aus am Sonntag dem Österreicher Marcel Hirscher vorzeitig den Gewinn der kleinen Kristallkugel - und kostete Neureuther vermutlich die letzte Chance auf die Top-3 der Gesamtwertung des WM-Winters.

Dort war zuletzt Markus Wasmeier 1987 platziert; immerhin wird Neureuther als erster deutscher Alpin-Herr seit 1992 wieder das Klassement in den Top-10 beenden. Zwar hat der WM-Silbermedaillengewinner Neureuther mit 848 Punkten auf Rang vier immer noch die rechnerische Chance, den vor ihm platzierten Amerikaner Ted Ligety (922 Zähler) abzufangen. Doch beim Weltcup-Finale auf der Schweizer Lenzerheide in dieser Woche ist der dreimalige Weltmeister von Schladming insgesamt stärker einzuschätzen als der Partenkirchener Skirennfahrer.

Vor allem weil er im Riesentorlauf, wie er beim Sieg und dem Kugelgewinn vom Samstag in Slowenien abermals unterstrich, einsame Klasse ist. "Der ist für mich der absolute Übermensch im Riesenslalom", lobte auch Neureuther den Kumpel aus den USA. Hinter Ligety belegten Hirscher und Alexis Pinturault (Frankreich) die weiteren Podiumsränge im Riesenslalom. Am Sonntag schied Pinturault dann auf Siegkurs im Torlauf aus. Der Kroate Ivica Kostelic sicherte sich den Tagessieg und rückte im Gesamtklassement bis auf acht Zähler an Neureuther heran.

Kostelic gewann vor Hirscher und dessen Landsmann Mario Matt. In der Gesamtwertung baute Hirscher vier Einzel-Rennen vor Saisonende mit 1375 Zählern seinen Vorsprung auf den Norweger Aksel Lund Svindal (1226 Punkte) weiter aus. Der 24 Jahre alte Österreicher wird wohl wie vor einem Jahr als Nummer 1 die Weltcup-Saison beenden. Bei schwierigen Bedingungen am Sonntag schlug sich Fritz Dopfer als Zehnter achtbar. Zumal der WM-Siebte mit einigen blauen Flecken und einer "krassen" Rückenprellung am Start war. Zugezogen hatte er sich die Verletzung beim Sturz im Riesenslalom am Vortag. Wie vor zwei Wochen in Garmisch-Partenkirchen musste der 25-Jährige ein schmerzhaftes Renn-Aus verkraften.

An einem Tor verschlug es ihm die Brille, das Brillenband störte danach seine Sicht und der Garmischer konnte den Sturz nicht mehr verhindern. "Vom Selbstvertrauen ist es noch lang nicht das, wie es sein sollte. Da muss ich mich durchkämpfen", erklärte Dopfer und muss einen neuerlichen Rückschlag verkraften. Dagegen unterstrich Neureuther bei diesem Rennen weiter seine starke Form. Nur vier Hundertstelsekunden fehlten ihm zum zweiten Podestplatz im Riesenslalom-Weltcup.

"Im Slalom würde ich mich sehr ärgern, aber im Riesenslalom bin ich mit dem Ergebnis zufrieden", sagte Neureuther, der in diesem Winter alleine rund 180 000 Euro an Weltcup-Prämien verdient hat. Da konnte er das erste Slalom-Aus seit dem von Bansko im Februar 2012 auch verschmerzen. "Das ist der erste Ausfall in dieser Saison", betonte er dann auch. Mit hohen Startnummern verkauften sich Dominik Stehle als 35. und Philipp Schmid als 42. im Slalom ebenso ordentlich wie Benedikt Staubitzer am Vortag als 34. im Riesentorlauf.

Erfolg für Rebensburg

Viktoria Rebensburg zeigte beide Fäuste, dann schnallte sie ihre Skier ab und riss sie jubelnd in die Luft. Es war die Pose einer Siegerin - doch zum angestrebten Hattrick reichte es für die Olympiasiegerin am Ofterschwanger Horn dann doch nicht. Nach den beiden Triumphen im Allgäu vor einem Jahr musste sich die 23-Jährige im Riesenslalom diesmal mit Platz drei begnügen. Schwer geschlagen reiste Maria Höfl-Riesch nach Hause: Dem enttäuschenden 16. Rang im "Riesen" folgte ein Einfädler im Slalom. Für die Kombinations-Weltmeisterin war es bereits das vierte Aus nacheinander in einem Slalom, eine solche Serie gab es für die 28 Jahre alte Höfl-Riesch auf diesem Niveau noch nie.

"Selbstvertrauen und Zuversicht haben etwas gelitten, speziell in letzter Zeit. Das war schon ein Zeichen von Unsicherheit", sagte Höfl-Riesch über den Patzer im Mittelteil. Noch bei der zweiten Zwischenzeit war sie 0,10 Sekunden schneller als die später drittplatzierte Mikaela Shiffrin (USA). Nach dem Aus stand sie noch lange am Hang, Techniktrainer Christian Schwaiger leistete erste Aufbauarbeit, die Fans applaudierten ihr. Für Höfl-Riesch war es auch ein Rückschlag im Kampf um Rang zwei im Gesamtweltcup. In dem ist Anna Fenninger aus Österreich, die den Riesenslalom im Allgäu vor der späteren Slalom-Siegerin Tina Maze (Slowenien) und Rebensburg gewann, ihr bis auf 81 Punkte "auf den Pelz gerückt", wie Höfl-Riesch sagte: "Ich bin schon die ganze Saison über Zweite, deshalb möchte ich das auch ganz am Ende sein. Ich muss mich nochmal zusammenreißen."

Die wechselhafte Saison mit drei WM-Medaillen, einem Sieg und je zwei zweiten und dritten Plätzen im Weltcup bei sechs Ausfällen gibt ihr aber sehr zu denken. Sie wolle im Sommer "viel trainieren und körperlich etwas optimieren, um voll dabei zu sein". Die Fitness der alles überragenden Maze hat sie beeindruckt - und sie will sich "an der Besten orientieren". Das gilt auch für Rebensburg, der Maze im "Riesen" davongefahren ist.

In Ofterschwang lag Rebensburg 0,96 Sekunden hinter Fenninger, die Disziplinbeste Maze war 0,52 Sekunden schneller. Dennoch war Rebensburg "echt froh" über Rang drei, ihre fünfte "Stockerl"-Fahrt in diesem Winter. Die vergangenen Wochen seien "nicht ganz einfach gewesen". Bei der WM belegte die Mitfavoritin von Rückenschmerzen geplagt nur Platz elf. Dann, in Garmisch-Partenkirchen, fuhr sie zwar drei Mal in die Top 10, aber sie wollte mehr. "Ich habe einfach nicht so fahren können, wie ich es gewollt hätte", sagte sie rückblickend. Der dritte Platz im Allgäu fühlte sich deshalb wie ein kleiner Sieg an. "Ich bin extrem froh und erleichtert", sagte sie und zeigte es auch. Aber, ergänzte Rebensburg, "wenn ich ehrlich bin, bin ich froh, wenn es nächste Woche vorbei ist. Die Saison war lang und lehrreich."

Maze fiel nach ihrem Slalom-Triumph, ihrem zehnten Saisonsieg, entkräftet in den Schnee. Kurz darauf raffte sie sich aber noch zu einem Flick-Flack auf - aus gutem Grund: Mit jetzt 22 Podestplätzen in einer Saison stellte sie den Rekord von Hermann Maier vom Winter 1999/2000 ein. "Hermann ist ein Großer. Dass ich es geschafft habe, dafür habe ich keine Worte", sagte Maze. In der Slalom-Wertung liegt Maze vor dem letzten Rennen sieben Punkte vor Shiffrin, der totale Triumph in allen fünf Disziplinen ist weiterhin möglich.

"Ich bin schon ein bisschen müde, aber ich kämpfe weiter", sagte sie. Veronique Hronek (Unterwössen) überzeugte indes als Zehnte mit ihrem besten Riesenslalom-Ergebnis. "Ich habe voll angegast und bin super glücklich. So kann's weitergehen", sagte die 21-Jährige. Im Slalom waren Lena Dürr aus Germering und Andrea Filser (Wildsteig) auf den Plätzen 22 und 23 die einzigen Deutschen in den Punkten.

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