Ski alpin:Neureuther ist ein anderer Mensch

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Will eine Olympiamedaille: Felix Neureuther (Foto: Getty Images)

Felix Neureuther hat wenig geschlafen, Viktoria Rebensburg viel getüftelt: In welcher Form die beiden besten deutschen Skifahrer in die Saison starten.

Von Johannes Knuth, Sölden

Felix Neureuthers neues Modell für den Winter ist bloß einen halben Meter lang, service- und pflegeintensiv, garantiert dafür Gefühle, die keine Medaille verschafft. Neureuther ist seit zwei Wochen Vater einer Tochter - und laut diversen Zeugenberichten "ein anderer Mensch". Fast alles dreht sich im Hochleistungsalltag um den Sportler, wie er noch besser werden kann. Als Vater, das weiß jetzt auch Neureuther, lernt man, wie unbedeutend diese Welt sein kann.

Wobei sein Leben als Skirennfahrer auch ordentlich läuft. Der 33-Jährige hat im Sommer ein Kinderbuch geschrieben ("mit vielen Bildern, dann verstehen es auch die Österreicher"), ansonsten ausdauernd trainiert. "Die Umstellung vor zwei Jahren hat sich echt bezahlt gemacht hat", sagt Neureuther, als er den maladen Rücken schonte. Für Sölden ist er gerüstet (bis aufs Schlafdefizit), die Spiele in Südkorea im Februar werden wohl seine letzten, auch wenn er sich den Start offenhält, wegen der Sicherheitslage. "Ich glaube nach wie vor, dass es in mir steckt, Rennen zu gewinnen", erklärt er.

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Beweisen muss er niemandem mehr etwas, nach drei WM-Einzelmedaillen und zwölf Weltcupsiegen. Derzeit gehe er davon aus, seine Karriere nach den Spielen in Südkorea zu verlängern, die mal als Endpunkt ausgemacht waren. Und ja, er habe aus Olympia in Sotschi gelernt, als er bei der Anfahrt zum Flughafen verunfallte. Vielleicht, sagt Sportdirektor Wolfgang Maier, werde er Neureuther diesmal "von sechs Zylindern vier ausbauen".

Es gab einen Moment in der vergangenen Saison, sagt Viktoria Rebensburg, da wusste sie genau, was sie wollte. Beziehungsweise: Was sie nie wieder erleben mochte. Diesen Moment im Zielraum von St. Moritz nämlich, als Rebensburg ihr Aus im WM-Riesenslalom moderierte, mit zittriger Stimme. Ihr Winter war auch sonst zäh gewesen, sie hatte sich verletzt, dann Kritik aus der eigenen Belegschaft auf sich gezogen, weil sie sich verhalten in den Rennbetrieb zurückgetastet hatte.

"Da kann ich nicht auf dem Niveau stehen bleiben und sagen, da war nur die Verletzung schuld", erinnert sich Sportdirektor Wolfgang Maier, "dafür ist die Konkurrenz einfach zu heftig." Allerdings habe Rebensburg diesen Impuls "sehr wohl angenommen". Im April traf sie sich mit ihren Betreuern, entwarf einen neuen Plan.

Sie trainiert schon noch im deutschen Verband, auch, um das Niveau für den Nachwuchs vorzugeben, hospitiert aber auch vermehrt bei der internationalen Konkurrenz. Um schon im Training gefordert zu sein, nicht erst im Rennen. Sie hat größere Umfänge trainiert, an den Sprüngen gearbeitet, für Abfahrt und Super-G, viel mit ihrem neuen Servicemann getüftelt, der Rebensburgs Skier im vergangenen Winter nicht immer so abstimmte, wie sie es zuvor gewohnt war.

Die letzte Saison "hat uns alle zusammengeschweißt", sagt die 28-Jährige. Jetzt will sie sich wieder in der Spitze einnisten, auch bei den Winterspielen, wo einst ihr Aufstieg begann: mit dem Olympiasieg 2010 im Riesenslalom.

© SZ vom 28.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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