Felix Neureuther überlegt kurz. Wann er zuletzt eine vollwertige Vorbereitung wie in diesem Sommer mitgemacht hat, als er kaum Lernstoff verpasste? "Weiß ich gar nicht", sagt Neureuther, aber das sei auch nicht so wichtig. Wichtiger sei, dass sein Plan langsam gedeihe. Dass er vor zwei Jahren, als ihm die Slalom- Gesamtwertung entglitten war und er mit tauben Beinen durch den Zielraum lief, alle Systeme herunterfuhr, den maladen Rücken heilen ließ. Und dass der 32-Jährige sich jetzt, nach einem "Übergangsjahr", auf eine letzte Wanderung macht.
Sie soll ihn auf das Niveau führen, auf das er vor zwei, drei Jahren schon mal geklettert war. Neureuther stecken 13 Saisons in den Knochen, bei den Winterspielen 2018 will er abtreten, die Abschlussprüfung ablegen. Er hat seine Erfahrungen gemacht, 2003 etwa, als er sich bei seiner ersten WM in St. Moritz frech vorstellte: "Bei uns im Hotel gibt's Super-Hasen." Er ist durch Täler geschritten, hat sein Talent in zwölf Weltcupsiege überführt, in WM-Silber und Bronze im Slalom. Er ist nicht mehr der Sohn von Christian Neureuther und Rosi Mittermaier, beide sind längst die Eltern von Felix.
"Es naht das Ende", sagt Neureuther, "da genießt man alles noch einmal mehr." Zum Beispiel, dass er nach dem ersten Schwung nicht mehr das Gefühl habe, "dass dir einer mit dem Messer in den Rücken sticht". Manchmal muss man eben einen Schritt zurücktreten, um zwei nach vorne zu kommen. (Foto: Michael Tinnefeld/people-image)