Ski Alpin:Speedqueen trifft auf Technikqueen

Alpine Skiing World Cup in Lake Louise

Gewann in Lake Louise ihre Weltcup-Rennen 68 und 69: Lindsey Vonn

(Foto: dpa)
  • Lindsey Vonn und Mikaela Shiffrin treffen beim Super G von Lake Louise erstmals auch in einem schnellen Rennen aufeinander.
  • Es ist der Auftakt zu einem wegweisenden Duell im Kampf um den Gesamtweltcup.

Von René Hofmann

Lindsey Vonn als Siegerin zusammen mit Gesandten der Royal Canadian Mounted Police: Das Motiv gibt es inzwischen mehr als dutzendfach. In der Nacht zum Samstag wurde es erneut arrangiert. Zum 16. Mal feierte die Amerikanerin in Lake Louise in Kanada einen Sieg, insgesamt war es ihr 68. im Ski-Weltcup. Und 24 Stunden später legte sie noch einmal nach: Vonn ließ den 69. Sieg folgen und gewann erneut die Abfahrt.

"Ich hatte keinen perfekten Lauf, und ich bin auch nicht unschlagbar", behauptete Vonn zwar nach der ersten Abfahrt des Wochenendes, aber die Anzeigentafel erzählte eine andere Geschichte. Im Endklassement hielt diese für Vonn einen Vorsprung von 0,58 Sekunden auf die zweitplatzierte Österreicherin Cornelia Hütter fest, die Dritte, die Österreicherin Ramona Siebenhofer, war sogar mehr als eine Sekunde langsamer (1,07 Sek.). Wie sie das hinbekommen habe, wurde Vonn gefragt. Ihre Antwort: Sie habe schlicht "eine direkte Linie" gewählt. Denn sie habe gewusst: "Wenn ich unten schnell bin, kann ich vorne sein."

Ski fahren kann so einfach sein. Sogar im Doppelpack: Am Samstagabend gewann sie 1,05 Sekunden vor Fabienne Suter aus der Schweiz, Dritte wurde die am Vortag zweitplatzierte Österreicherin Cornelia Hütter (1,16). Und wieder sagte sie: "Mein Lauf war sicherlich nicht perfekt."

Lindsey Vonn hat eine bewegte Zeit hinter sich. In 33 Monaten legte sie sich eine beeindruckende Verletzungssammlung zu. Zwei Kreuzbandrisse, einen Innenbandriss, einen gebrochenen Schienbeinkopf, einen Meniskusschaden, einen angebrochenen Knöchel. Sie trennte sich von Golf-Profi Tiger Woods, gründete eine Stiftung, die Mädchen helfen will, diktierte ein Buch mit ihren Ansichten zu den Themen Ernährung und Fitness.

Ihr Start ins Berufsjahr verlief harzig: Den Weltcup-Auftakt in Sölden ließ sie aus, um ihrem lädierten Fuß noch ein wenig Ruhe zu gönnen. Beim Riesenslalom in Aspen Ende November sprang ihr die Bindung auf. Beim Abfahrtstraining in Lake Louise wurde sie auf einer Kuppe ausgehebelt und kam entsprechend mit etlichem Rückstand unten an. In dem Moment, in dem es wirklich ernst wurde aber, da war sie da. Da war sie ganz die Alte. "Die Mädels kommen stark, aber zum Glück habe ich es wieder mal geschafft", sagte Vonn, die seit Oktober 31 Jahre alt ist.

Cornelia Hütter ist acht Jahre jünger. Ramona Siebenhofer, 24, die es in Lake Louise zum ersten Mal aufs Siegertreppchen schaffte, fiel ein: "Ich denke, dass Lindsey auch hier zu schlagen ist. Irgendwann werden wir sie auch hier schlagen."

Vonn vermisst die alten Konkurrentinnen wie Höfl-Riesch

Jung gegen erfahren - das ist das eine große Thema, das Lindsey Vonn durch diesen Winter begleiten wird, sie weiß das selbst. Maria Höfl-Riesch, 31, ist zurückgetreten. Tina Maze, 32, pausiert. Julia Mancuso, 31, ist verletzt. "Es ist irgendwie komisch, dass meine Generation irgendwie verschwunden ist", sagt Vonn, "ich fühle mich wie eine Veteranin. Und ich weiß nicht, ob mir das gefällt."

Jung gegen erfahren - auch der Kampf um den Gesamt-Weltcup wird wahrscheinlich auf diesen Vergleich hinauslaufen. Anna Fenninger, 26, die Gesamtsiegerin der vergangenen zwei Jahre, hat sich das Kreuzband gerissen. Aber eine neue, noch jüngere Rivalin zeichnet sich ab: Vonns Landsfrau und Teamkollegin Mikaela Shiffrin will sich nun auch im Super-G versuchen. Damit steigt die erst 20-Jährige auf in die Riege der ernstzunehmenden Gegnerinnen. "Wenn sie auch in dieser Disziplin schnell sein kann, dann ist sie sicher eine große Konkurrentin im Gesamtweltcup", weiß Vonn.

Die US-Speed-Queen gegen die US-Technik-Queen: Die Konstellation birgt Brisanz. Shiffrins Domäne ist der Slalom. Und wie sehr sie diesen dominiert, hat sie bei den ersten zwei Gelegenheiten demonstriert: Am vergangenen Wochenende in Aspen gewann Shiffrin beide Tänze zwischen den Kippstangen mit überwältigendem Vorsprung.

Deshalb ging es für Vonn an diesem Wochenende in Lake Louise nun darum zu zeigen, dass sie ihre Domäne ebenfalls beherrscht. "Ich liebe es einfach, hier zu fahren. Das ist der perfekte Weg, um in die Saison zu starten. Ich war hier immer gut und will das als Sprungbrett für die restliche Saison nutzen", hatte Vonn zum Start ins Wochenende erklärt. Es ging ihr nicht um einen oder zwei Siege mehr. Es ging ihr darum, eine Botschaft zu setzen vor dem ersten direkten und wegweisenden Duell, das an diesem Sonntag um 19 Uhr deutscher Zeit in Lake Louise gestartet wird: der erste Super-G der Saison. Mit Lindsey Vonn. Und Mikaela Shiffrin.

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