Skandalspiel in Düsseldorf:"Nur auf Bitten der Polizei weitergespielt"

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Der Anwalt von Hertha BSC Berlin, Christoph Schickhardt, spricht nach den Vorkommnissen beim Relegationsspiel bei Fortuna Düsseldorf von Todesangst und einem möglichen Blutbad. Die Düsseldorfer halten das für übertrieben und gehen davon aus, dass ihre Mannschaft künftig in der ersten Bundesliga spielt.

Die Mannschaft von Hertha BSC ist nur auf Bitten der Polizei nach den Tumulten und der Unterbrechung beim Rückspiel der Bundesliga-Relegation bei Fortuna Düsseldorf aufs Spielfeld zurückgekehrt. "Der Schiedsrichter hat die Mannschaft nicht wegen des Fußballs auf den Platz zurückgeführt, sondern nur auf Bitten der Polizei, um eine Eskalation - man hat von einem Blutbad gesprochen - zu verhindern", sagte Klub-Anwalt Christoph Schickhardt am Mittwochmorgen im Morgenmagazin von ARD und ZDF. Hertha habe seinen Beitrag dazu geleistet. "Gestern ging es nur darum, Schlimmeres für den deutschen Fußball zu verhindern."

Stimmen zu Ausschreitungen im Relegationsspiel
:"Das war ein irreguläres Spiel"

Bestürzt reagieren die Verantwortlichen von Fortuna Düsseldorf auf die Fankrawalle während des Relegationsspiels im eigenen Stadion. Gegner Hertha BSC denkt über einen Protest nach - viel Lob bekommt indes Schiedsrichter Wolfgang Stark: Weil er es schaffte, die Situation zu deeskalieren.

Stimmen im Überblick

In der Nachspielzeit hatten am Dienstagabend Tausende Fans das Spielfeld vor dem Abpfiff gestürmt. Schiedsrichter Wolfgang Stark unterbrach die Partie und schickte die Spieler in die Kabinen. Auf dem Platz wurden unter anderem bengalische Feuer gezündet. Nur mit Mühe konnten Ordner und Polizei die Fans zurückdrängen. Nach etwa 20 Minuten wurde die Partie noch einmal für etwa anderthalb Minuten angepfiffen.

Ein Polizeisprecher sagte am Mittwoch in Düsseldorf, dass die Polizei im Stadion eine Fortsetzung der Partie unterstützt habe. Schiedsrichter Wolfgang Stark habe für seine Entscheidung, das für 20 Minuten unterbrochene Bundesliga-Relegationsspiel wieder anzupfeifen, die Einschätzung der Beamten eingeholt, sagte der Sprecher. Die Frage, ob die Sicherheit im Stadion nach der Räumung des Platzes von Hunderten Fans gewährleistet sei, sei vom Polizeiführer bejaht worden.

Über einen Protest der Hertha soll erst am Mittag nach der Rückkehr der Mannschaft und der Vereinsverantwortlichen nach Berlin entschieden werden. Der Klub muss nach Angaben von Schickhardt bis Donnerstag Einspruch gegen die Wertung des Spiels einlegen. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat unterdessen Ermittlungen aufgenommen. Dies bestätigte der DFB am Mittwoch in Frankfurt/Main.

Bleibt es bei dem Ergebnis steigt Hertha BSC nach dem 2:2 gegen Fortuna Düsseldorf aus der Bundesliga ab, Düsseldorf würde nach 15 Jahren in die Bundesliga zurückkehren.

Die Verantwortlichen bei Fortuna Düsseldorf sind davon überzeugt, nicht nachträglich am grünen Tisch den Aufstieg noch abgesprochen zu bekommen oder eventuell ein Wiederholungsspiel bestreiten zu müssen. "Ich gehe fest davon aus, dass wir aufgestiegen sind", sagte Fortuna-Manager Wolf Werner im ARD- Morgenmagazin. "Die Fans sind nach einem geglaubten Abpfiff auf das Spielfeld gelaufen. Das sind unschöne Szenen, die sind unnötig", meinte Werner. Aber der Schiedsrichter habe für die letzten 90 Sekunden die Begegnung wieder angepfiffen. "Der Spielablauf kann nicht in Frage gestellt werden."

Kritik übte Wolf an der Aussage von Schickhardt, dass das Spiel nur auf Anraten der Polizei fortgesetzt worden sei, weil sie ein Blutbad befürchtete. "Ich finde das total überzogen", sagte Werner. "Solche Aussagen fördern garantiert den Fußball nicht, sondern schaden ihm mehr, als dass sie helfen." Den Vorwurf, dass es zu wenig Ordner im Stadion gegeben habe, wies er zurück. "Es war eine Unzahl von Ordner da. Die Massen dieser Form waren nicht zu bändigen gewesen", so Werner. "Ich weise darauf hin, dass es hier nicht um Gewalt gegangen ist, sondern über die Freude, weil die Fans glaubten, das Spiel sei abgepfiffen."

Schickhardt sprach davon, dass die Hertha-Mannschaft sich in Todesangst befunden habe. Die Spieler seien "ungeschützt in einem Mob" auf dem Spielfeld gestanden. Nach dem Spiel war es nach Angaben der Düsseldorfer Polizei in der Stadt friedlich geblieben. Allerdings wurde ein Sonderzug mit 750 Fans von Hertha BSC in Hamm von der Bundespolizei angehalten. Der Zug habe wegen zerschlagener Fensterscheiben für drei Stunden im Bahnhof gestanden, sagte ein Sprecher der Bundespolizei Münster. Einer der elf Waggons musste abgehängt und ersetzt werden.

Etwa 120 Beamte sicherten den Aufenthalt der Fußballfans auf dem Bahnhof in Hamm ab. Außer dem Zünden von bengalischen Feuern bei der Einfahrt des Zuges habe es keine Zwischenfälle gegeben, hieß es weiter.

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