Skandale in der Formel 1:Sex, Lügen und Spionage

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Der Eklat um Flavio Briatore, Renault und einen inszenierten Unfall zeigt nur eines: In der Königsklasse des Motorsports geht es nur noch am Rande um Sport. Eine Chronologie

Der Tag danach: Flavio Briatore und Pat Symonds mussten Renault verlassen, die Formel-1-Welt ist in hellem Aufruhr. Das einzige Lebenszeichen von Briatore ist eine Art weiteres Schuldeingeständnis in der britischen Tageszeitung Daily Mirror: "Ich versuche damit, das Team zu retten. Das ist meine Pflicht. Deshalb habe ich aufgehört."

Inszeniert? Diese Unfall von Nelsinho Piquet am 28.9.2008 kostete Teamchef Flavio Briatore jetzt den Job. Auch Chefingenieur Pat Symonds musste gehen. (Foto: Foto: pixathlon)

Die Kritik am Ex-Teamboss der Franzosen wird dadurch nicht geringer. "Es gibt nur einen Zwischenfall, der diesem nahe kommt", sagte Niki Lauda der Daily Mail und meinte Michael Schumachers Parkmanöver in der Rascasse beim Formel-1-Rennen von Monaco. "Aber selbst das ist nicht wirklich vergleichbar. Ja, der McLaren-Spionageskandal war extrem ernst, aber Mechaniker haben schon immer technische Daten untereinander besprochen. Das hier ist jedoch neu. Es ist der größte Schaden, der je angerichtet wurde. Die FIA muss Renault hart bestrafen, um die Glaubwürdigkeit des Sports aufrecht zu erhalten."

Dennoch: Die Betrugsaffäre um Renault ist nur der jüngste Höhepunkte in einer Reihe von Skandalen in der Formel 1. "Irgendwas passiert immer. Es wird nie friedlich sein", sagte Rechte-Mitinhaber Bernie Ecclestone am Donnerstag. In den vergangenen zwei Jahren aber wurde die "Königsklasse" des Motorsports immer mehr zum Schauplatz von Grabenkämpfen und Kriminalstücken. Eine kleine Chronologie der Ereignisse seit 2007:

Crashgate: Der Brasilianer Nelson Piquet Jr. gibt nach seiner Entlassung bei Renault im Juli 2009 zu, ein Jahr zuvor beim Rennen in Singapur auf Anweisung der Teamführung absichtlich einen Unfall verursacht zu haben. Sein damaliger Teamgefährte Fernando Alonso profitierte am meisten von diesem Crash und gewann nach der Safety-Car-Phase das Rennen. Teamchef Flavio Briatore und Chefingenieur Pat Symonds müssen nun wegen ihrer Verwicklung in die Affäre gehen - aller Lauterkeits-Beteuerungen zum Trotz.

Spionage-Skandal: Weil Mitglieder des McLaren-Mercedes-Team 2007 mit umfangreichem Datenmaterial des Erzrivalen Ferrari erwischt werden, verurteilt der Internationale Automobilverband FIA das Team zur Rekordstrafe von 100 Millionen Dollar. Zudem wird der Rennstall nachträglich aus der Konstrukteurswertung gestrichen. Auch Renault gelangt in den Besitz der Ferrari-Unterlagen, kommt aber - noch - straffrei davon.

Sex-Skandal: Ein britisches Boulevardblatt berichtet Ende März 2008 über eine eigenwillige Sexparty von Automobil-Weltverbandschef Max Mosley mit fünf Prostituierten. Dennoch kann sich der Brite im Amt halten und gewinnt einen Prozess gegen die Zeitung. Mosley versichert, jemand aus der Formel 1 stecke hinter den Enthüllungen.

Lügen-Affäre: McLaren-Mercedes-Pilot Lewis Hamilton wird nach dem Saisonauftakt 2009 der Falschaussage vor den Sport-Kommissaren überführt. Dem Briten wird daraufhin sein dritter Platz in Melbourne aberkannt. Sein Team kassiert eine Sperre von drei Rennen, die aber für ein Jahr zur Bewährung ausgesetzt wird.

Machtkampf: Der Dachverband FIA und die Top-Rennställe ringen 2009 monatelang um die Zukunft der Formel 1. Die Rennserie steht kurz vor der Spaltung, ehe ein Kompromiss und ein neuer Grundlagenvertrag den Hauskrach beenden.

Hitler-Lob: Per Zeitungsinterview löst Formel-1-Chef Bernie Ecclestone vor dem Deutschland-Grand-Prix 2009 mit Lob für die Politik von NS-Diktator Adolf Hitler Empörung aus. Ecclestone entschuldigt sich kurz darauf und behauptet, er sei falsch verstanden worden.

Selbst wenn die FIA den Rennstall Renault und seinen einstigen Teamchef Flavio Briatore drakonisch bestrafen sollte: Der Eindruck, dass es in der Königsdisziplin des Motorsports nur noch nebenbei um Sport geht, wird nicht mehr so schnell aus der Welt zu schaffen sein. Erfolg muss her - mit allen Mitteln

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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