Siege für Schalke und Hannover:Besiegt von den alten Bekannten

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Gegen seinen früheren Klub Schalke 04 kassiert Felix Magath mit dem VfL Wolfsburg eine 0:4-Pleite. Die Treffer für die starken Gelsenkirchener erzielen ausgerechnet jene Spieler, die Magath einst ins Ruhrgebiet holte. Hannover 96 besiegt den VfB Stuttgart 4:2, weil die Schwaben sich gleich dreimal bei Eckbällen ungeschickt anstellen.

Es waren lauter Bekannte, die Felix Magath diesen kalten Bundesliga-Sonntag verdarben. Vor knapp einem Jahr hatte sich der strenge Trainer nach einigen Querelen aus Gelsenkirchen verabschiedet - jetzt war er mit seinem VfL Wolfsburg zurückgekehrt: Es wurde ein ärgerlicher Nachmittag. Den hochverdienten 4:0 (2:0)-Erfolg des Ruhrpottklubs, der damit Platz vier festigte und weiter gut in Richtung Champions-League-Plätze unterwegs ist, schossen ausgerechnet Magaths erfolgreiche Transfers Raúl (10.) und Klaas-Jan Huntelaar (15./72.) sowie der von ihm aus der Jugend hochgezogene Joel Matip (49.) heraus.

Bedient mit der 0:4-Pleite: Felix Magath wäre gewiss gerne anders nach Schalke zurückgekehrt. (Foto: dpa)

Huntelaar, der zudem mit einem Handelfmeter an VfL-Keeper Diego Benaglio scheiterte (36.), zog mit seinen Saisontoren 17 und 18 mit Mario Gomez (Bayern München) an der Spitze der Torschützenliste gleich und hat nun stolze 30 Treffer in 33 Pflichtspielen für Schalke auf dem Konto. Magath musste sich Schmähgesänge der Schalker Fans anhören, der aktuelle S04-Coach Huub Stevens wurde dagegen ausgelassen gefeiert. "Für mich waren nur der Sieg wichtig und dass wir ein gutes Spiel gezeigt haben - dass ich mein 400. Tor geschossen habe, war mir gar nicht bewusst", sagte Raúl, der damit ein besonderes Profi-Jubiläum feierte: "Ich hatte in den letzten Wochen einige gesundheitliche Probleme. Nun geht es mir wieder besser, und das hat man gemerkt."

An einem insgesamt gelungenen Nachmittag gab es für Schalke aber auch einen kleinen Grund zur Sorge: Torhüter Lars Unnerstall musste zur Pause mit Verdacht auf Schlüsselbeinbruch aus dem Spiel und wird wohl wochenlang fehlen, für ihn gab Ex-Nationalspieler Timo Hildebrand sein Bundesliga-Debüt für den DFB-Pokalsieger. Unnerstall hatte erst im Oktober den immer noch verletzten Ralf Fährmann nach dessen Kreuzbandriss als Stammtorhüter abgelöst.

Sportliche Sorgen haben dagegen nun die Wolfsburger: Nach nur einem Punkt aus den letzten zehn Spielen in der Fremde scheiterte der Meister von 2009 zum wiederholten Male beim Versuch, den Anschluss an die Europa-League-Plätze zu schaffen. Die Begegnung vor 60.511 Zuschauern begann turbulent und zunächst mit einer Chance für die Niedersachsen, als Petr Jiracek für den freistehenden Yohandry Orozco auflegen wollte, doch Atsuto Uchida den frühen Gegentreffer im letzten Moment verhinderte (3.). In der sechsten Minute traf Youngster Julian Draxler auf der Gegenseite mit einem Volleyschuss nur den Pfosten, bevor Raul nach einer Kopfballvorlage von Joel Matip zum 1:0 traf.

Danach übernahm die Heim-Elf endgültig das Regiment und kam durch Huntelaar nach einer Vorlage von Christian Fuchs zum 2:0. Die Offensivaktionen der Gäste blieben allzu durchsichtig und einfältig. Dagegen sorgte nahezu jeder Angriff der Stevens-Elf für Alarmstimmung beim VfL. Doch bei allen Stärken in der Offensive wackelte die neuformierte Viererkette der Schalker in einigen Situationen bedenklich. So in der 23. Minute, als zunächst Orozco und anschließend Mario Madzukic frei zum Schuss kamen.

Nach einem Handspiel von Felipe Lopes vergab Huntelaar schließlich die große Chance zur Vorentscheidung vom Punkt. Doch er musste sich nicht lange grämen: Für das 3:0 sorgte nur vier Minuten nach dem Wechsel auf spektakuläre Art und Weise dann Matip, als er eine Kopfballablage von Kyriakos Papadopoulos aus drei Metern mit der Hacke ins Tor weiterleitete. Danach war der Widerstand der Gäste gebrochen. Schalke hatte das Team seines Ex-Trainers nun fest im Griff und kam durch Huntelaar sogar noch zum vierten Treffer (72.).

Ersatzkeeper Hildebrand verlebte indessen einen weitgehend ruhigen Mittag, er war in der 76. Minute gegen Mandzukic rechtzeitig zur Stelle. Mit einer Glanzparade rettete er dann noch gegen Bastian Polter (86.). Beste Schalker waren Huntelaar und Raul, bei Wolfsburg gefiel allenfalls Benaglio. Felix Magath dürfte unterdessen wenig gefallen haben.

Noveski schließt zu Kaltz auf
:Die Eigentorjäger

In dieser Kategorie will keiner vorne liegen: Der Mainzer Abwehrspieler Nikolce Noveski traf gegen Hoffenheim zum sechsten Mal in seiner Karriere ins eigene Tor - damit erreichte der Abwehrmann die Marke von Manni Kaltz, der in seinem langen Fußballerleben ebenfalls sechsmal Pech hatte. Unter den erfolgreichsten Eigentorschützen ist auch ein Torwart.

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Drei Ecken, drei Tore und ein Geschenk als Zugabe: Hannover 96 hat dank seiner enormen Stärke bei Standards auch den 295. Tag ohne Bundesliga-Heimniederlage überstanden. Der Europa-League-Teilnehmer bezwang drei Tage nach dem Erfolg gegen den FC Brügge den VfB Stuttgart verdient mit 4:2 (2:0). Dank der Tore von Karim Haggui (25.), Mame Diouf (32.), Christian Pander (46.) und Lars Stindl (73.) sowie einem überzeugenden Nationaltorhüter Ron-Robert Zieler schafften die Niedersachsen am Sonntag einen letztendlich souveränen Sieg in ihrem insgesamt 800. Bundesligaspiel.

Christian Pander war mit einem Tor und zwei Vorlagen einer der Protagonisten bei Hannovers Sieg gegen den VfB. (Foto: dpa)

Die beiden Treffer binnen vier Minuten von Martin Harnik (75.) und Shinji Okazaki (79.) kamen für die Stuttgarter viel zu spät. Hannover, seit dem 30. April 2011 zu Hause unbesiegt, hat nun 34 Punkte gesammelt. Und ist damit wieder mit Bayer Leverkusen, dem Rivalen um den sechsten Tabellen-Platz, gleichgezogen. Durch den sicheren Erfolg vergrößerten die Niedersachsen den Abstand auf die abwehrschwachen Schwaben auf acht Punkte. Vor allem, weil das Team von Trainer Bruno Labbadia bei den geschickt hereingespielten Ecken der Gastgeber vor 37 800 Zuschauern in der Hannoveraner Arena orientierungslos wirkte.

"Der ganze Verein wird von einer großen Euphorie getragen", sagte der stark formverbesserte ehemalige Nationalspieler Pander: "Es macht definitiv Spaß, in dieser Mannschaft zu spielen. Seit dem ersten Tag hier fühle ich mich pudelwohl."

Drei Gegentore nach Ecken ärgerten auch VfB-Sportchef Fredi Bobic: "Wir hätten auch fünf Tore schießen können. Aber wenn du nach drei Standards 0:3 zurückliegst, wird es schwer. Wir müssen die Standards in den Griff kriegen, sonst wird es schwer, ein Spiel zu gewinnen." Der überragende Pander war es, der die verdiente Stuttgarter Niederlage mit zwei maßgerecht getretenen Eckbällen einleitete. Am Ende besiegelte er sie mit seinem Treffer 56 Sekunden nach Wieder-Anpfiff. Natürlich erneut nach einer Ecke, die Pinto getreten hatte. Den ersten Treffer hatte Haggui nach einer Pander-Ecke erzielt, indem er aus vier Metern zur Führung einköpfte.

Danach hatte Stuttgart wenigstens ein paar starke Minuten. Doch Zieler reagierte gleich mehrfach glänzend und hielt den Vorsprung fest. Gegen Harnik parierte der Torhüter in der 38. Minute mit einem sensationellen Reflex. Auch gegen den Japaner Shinji Okazaki war er zu Stelle. Sieben Minuten später fiel dann die Vorentscheidung, als Pander die nächste Ecke erneut maßgerecht in den Strafraum brachte. Diesmal war der Senegalese Dioff zur Stelle und bejubelte seinen ersten Treffer für Hannover.

"Das ist eine Stärke von uns", sagte Manager Jörg Schmadtke in der Pause über die Hannoveraner Standards. Einen Kunstfehlschuss leistete sich Hannovers Manuel Schmiedebach kurz vor der Pause. Ganz allein tauchte er nach einem haarsträubenden Fehlpass des Dänen William Kvist vor Sven Ulreich auf. Doch statt sich über sein erstes Bundesligator zu freuen, dürfte er nach seinem Außennetz-Treffer den Titel "Fehlschütze des Monats" bekommen.

Nach dem schnellen 3:0 durch Pander, dem 4:0 nach haarsträubenden Fehlern in der Stuttgarter Abwehr, spielte der VfB urplötzlich Fußball. Nach den beiden Treffern der Schwaben hatte Vedad Ibisevic vier Minuten vor Schluss die Chance zu Anschlusstreffer, doch Zieler zeigte erneut seine Klasse.

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