Sieg im DFB-Pokal gegen Stuttgart:Bayern gewinnt den Triple-Krimi

Der FC Bayern krönt eine historisch gute Saison und gewinnt zum Abschluss den DFB-Pokal. Nach Toren von Thomas Müller und zweimal Mario Gomez sehen die Münchner früh wie der sichere Sieger aus - doch Stuttgart kommt noch einmal heran. Am Ende steht das erste Triple der Vereinsgeschichte.

Von Dominik Prantl

Zwischen Champions-League-Pott und Meister-Scheibe geht der überdimensionale Kelch, den es für den Gewinn des DFB-Pokal-Wettbewerbs gibt, trotz seines goldenen Antlitzes ja stets etwas unter. Zumindest in der Wertschätzung eines Weltklubs wie dem FC Bayern München. Wobei: Wirklich nebeneinander stand das Dreigestirn des deutschen Fußballs noch nie in einer Klubvitrine. Und deshalb hat dieser goldene Riesenbecher für den FC Bayern dieses Mal eine ganz besondere Bedeutung.

Durch den hart erkämpften 3:2-Sieg gegen den VfB Stuttgart haben die Münchner am Samstagabend nicht nur einfach ein Pokalfinale gewonnen, sondern mit dem Gewinn des Triples ein Ausrufezeichen hinter diese historische Rekordsaison gesetzt. "Jetzt haben wir endlich erreicht, was es im deutschen Fußball noch nie gab", sagte Kapitän Philipp Lahm nach dem Finale: "Es ist unglaublich, was die Mannschaft geleistet hat."

Dabei hatte sich schon vor dem Spiel der ominöse Fußballgott, sofern es ihn denn gibt, als halber Schwabe entpuppt und sich zum Abschluss der Saison ein paar ganz perfide Dinge ausgedacht: Zum einen hatte er Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge nach dem Triumph gegen Dortmund in London auf der Bankettrede die Worte entlockt: "Nächsten Samstag haben wir auch mit 1,8 Promille eine Chance."

Anschließend hatte er unter der Woche dank seiner Handlanger vom brasilianischen Fußballverband die Bayern-Akteure Luis Gustavo und Dante nach Südamerika pfeifen lassen. Dort saßen sie nun weit entfernt von Berlin und wahrscheinlich auch weit entfernt von den 1,8 Promille im Blut. Dafür übermittelte Dante per Videobotschaft eine besondere Nähe: "Ich bin mit meinem Herzen bei euch."

Aber auch Jupp Heynckes hatte sich etwas einfallen lassen: Der schwäbische Deutsch-Spanier Mario Gomez (kickte unter anderem mal beim VfB) durfte für den schwäbischen Kroaten Mario Mandzukic (kickte unter anderem mal beim TSF Ditzingen) ran, weil Gomez gegen seine Ex-Kollegen immer besonders zielsicher sei, so Heynckes.

Viele waren angesichts der turmhohen Favoritenrolle des Meisters ohnehin der Meinung, dass Heynckes auch seinen Schäferhundrüden Cando oder die als Pokalträgerin engagierte Kickboxweltmeisterin Christine Theiss fürs Sturmzentrum hätte nominieren können. Labbadia konterte, indem er den 20-jährigen Antonio Rüdiger auf der rechten Abwehrseite gegen Franck Ribéry ins Rennen schickte.

Stuttgart tat sich selbst, dem Bundespräsidenten Joachim Gauck und allen Freunden dieses Spiels jedoch den großen Gefallen, über weite Strecken keineswegs wie ein Sparringspartner aufzutreten. Stattdessen lieferte der Außenseiter einen engagierten Schlagabtausch mit teilweise geradezu kloppesker Chuzpe und Aggressivität.

Nach der Pause geht es schnell

Den besseren Start erwischten noch die Bayern. Robbens ersten Versuch, eine missglückte Kreuzung zwischen Torschuss und Querpass, vereitelte nach exakt 120 Sekunden Stuttgarts Torhüter Sven Ulreich. Dann durfte sich Stuttgart eine halbe Stunde lang berechtigte Hoffnungen machen, dem Triple-Aspiranten die rot-weiße Sause zu vermiesen.

Da war beispielsweise Alexandru Maxim, der eine Flanke von Ibrahima Traoré am Elfmeterpunkt direkt abnahm und knapp am linken Pfosten vorbei zirkelte (9.) Da war Vedad Ibisevic, der per Kopfball an Manuel Neuer ebenso scheiterte wie Georg Niedermeier im Nachstochern. Wie schon zuletzt gegen Dortmund schlampten die Bayern im ersten Spieldrittel, in den Zweikämpfen, bei ihren Pässen, vor dem Tor. Gomez stolperte Robbens Hereingabe am Tor vorbei (13.), David Alaba scheiterte aussichtsreich an Ulreich (27.).

Nur: Die Münchner schienen noch im zweiten Gang dahinzuzuckeln, während Stuttgart mit der Drehzahl bereits den Motor überhitzte. Als Philipp Lahm per Sprint mal kurz einen Gang hoch schaltete und Traoré im Zweikampf den Ellbogen ausfuhr, entschied Schiedsrichter Manuel Gräfe auf Elfmeter. Das war zwar etwas kleinlich, aber insofern in Ordnung, weil er kurz zuvor das strafstoßwürdige Einsteigen Serdar Tascis gegen Robben nicht geahndet hatte. Müller trat an, ließ Ulreich in die eine Ecke hechten und schob locker in die andere (37.). Neben dem 1:0 bedeutete das auch die Frage: Wie würde Stuttgart nach der Pause reagieren?

Statt eine Antwort abzuwarten, machte der FC Bayern ernst. Wieder war es Lahm, der schneller dachte und rannte als die Gegner. Seine Hereingabe erreichte den frei stehenden Gomez, der den Ball kurz vor dem Seitenwechsel nach feiner Drehung noch übers Ziel geschaufelt hatte. Jetzt konnte er gar nicht anders, als zum 2:0 einzuschieben (48.). Spätestens beim 3:0 war es dann doch von Vorteil, einen wie Gomez statt Schäferhund Cando aufbieten zu können. Dieses Mal kam der Querpass von Müller, Gomez, 3:0 (61.). Dann bereiteten sich die Bayern auf die Feierlichkeiten vor. Und zwar alle.

Die Fans feierten die Architekten des Triples mit Sprechgesängen. Erst Jupp Heynckes, den Trainer, dann Uli Hoeneß, den wegen Steuerhinterziehung ausgerechnet im Zeichen des Triples so arg gebeutelten Patriarch des Klubs. Die Bayern-Spieler feierten insgeheim schon den Sieg und stellten dabei den Betrieb ein. Martin Harnik traf erst per feinem Kopfball zum 1:3 (71.) und lieferte sogar noch das 2:3 (80.) nach einer gegnerischen Abwehrleistung, die diesen Namen nicht verdiente. Noch mehr zum Feiern gab's dann nicht mehr für Stuttgart - auch wenn Sportdirektor Bobic nach dem Schlusspfiff sagte: "Man kann sehr stolz sein auf die Leistung der Jungs, was sie abgeliefert haben, das war erste Sahne, sensationell."

Was bleiben wird von dieser Saison sind historische Triple-Bayern. Ausrufezeichen!

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