Sieg des TSV 1860 in Fürth:Vor dem Tor gelingt fast alles

SpVgg Greuther Fürth - TSV 1860 München

In Feierstimmung: Christopher Schindler (rechts) und Marius Wolf vom TSV 1860 München.

(Foto: dpa)

Sogar Distanzschüsse rauschen in den Torwinkel: Mit einem 3:0-Sieg schafft der TSV 1860 München nicht nur einen kleinen Befreiungsschlag - sondern zieht auch Greuther Fürth wieder mit runter in den Zweitliga-Abstiegskampf.

Von Markus Schäflein

Sechzigs Mittelfeldspieler Daniel Adlung ist nur ein paar Kilometer vom Ronhof aufgewachsen und hat früher für die Fürther gespielt, was den Torschützen selbstredend nicht davon abhielt, nach dem Sieg in seiner alten Heimat grinsend anzumerken: "Die Fürther liegen uns ja in letzter Zeit." Mal wieder hatte sich die SpVgg Greuther Fürth für den TSV 1860 München als passender Gegner erwiesen. Diesmal endete die Partie 0:3 (0:1) durch Treffer von Krisztian Simon (34.), Korbinian Vollmann (65.) und Adlung (71.); dadurch schafften die Münchner am Freitagabend nicht nur einen kleinen Befreiungsschlag, sondern zogen die erschreckend schwachen Fürther auch wieder mit in die Abstiegszone.

Nur drei Zähler Vorsprung haben die Franken noch auf die Löwen; und am kommenden Spieltag spielt Sechzig gegen Aalen und Fürth in Aue. Aus dem Quartett, das am Tabellenende um den Verbleib in der zweiten Liga kämpft, ist wieder ein Quintett geworden, was auch 1860-Trainer Torsten Fröhling "sehr, sehr glücklich" machte.

Fröhling gelang der zweite Sieg in seinem vierten Spiel mit einer neu zusammengestellten Elf. Auf den verletzungsbedingten Ausfall von Julian Weigl hatte der Trainer mit einer völligen Neubesetzung des zentralen Mittelfelds reagiert. Dominik Stahl spielte dort nach langer Verletzungspause neben dem offensiveren Ilie Sanchez, Kai Bülow rückte für den zuletzt fehlerhaft spielenden Guillermo Vallori in die Innenverteidigung. Und auch die offensiven Flügel besetzte Fröhling neu, Adlung über links und über rechts Winterzugang Simon, mit dem der Trainer unter der Woche ein recht intensives Einzelgespräch geführt hatte, spielten von Beginn an. Jannik Bandowski rückte auf der linken Seite nach hinten, Maximilian Wittek fand sich auf der Bank wieder. Einen etatmäßigen Mittelstürmer hatte Fröhling nicht zur Verfügung, Valdet Rama spielte also zentral vor Vollmann.

Fürth wird "gnadenlos bestraft"

In der Anfangsphase zeigte sich die Defensive der Münchner trotz der Umstellungen recht anfällig, doch die Fürther konnten selbst schwere Unzulänglichkeiten nicht nutzen, um für Torgefahr zu sorgen. Die beste Chance der SpVgg entstand bezeichnenderweise dann direkt durch einen Sechziger: Gary Kagelmacher hätte um ein Haar ein Eigentor fabriziert, doch Torwart Vitus Eicher war zur Stelle (23.). "Wir hätten früher den Abschluss finden müssen", klagte Fürths Trainer Mike Büskens, "wir haben zu oft die Verantwortung weitergeschoben und den vermeintlich besser Postierten gesucht - und wurden dann gnadenlos bestraft."

Die Löwen hatten bis auf ein Schüsschen von Stahl aus der Distanz (12.) lange keine nennenswerte Möglichkeit, doch dann schlugen sie zu: Nach einem feinen Pass von Vollmann schüttelte der schnelle Simon Niko Gießelmann ab, lief alleine aufs Tor zu und traf zum 0:1 (34.). Die umgehende Gelegenheit zum Ausgleich hatte Johannes Wurtz, doch sein Flachschuss ging knapp vorbei. Zur zweiten Chance der Sechziger führte erneut ein Zusammenspiel von Simon und Vollmann, doch Adlung traf den Ball nach der Flanke nicht richtig (39.).

Traumhafter Distanzschuss von Adlung

In der zweiten Hälfte mühte sich Fürth um den Ausgleich und hatte deutlich mehr Ballbesitz, blieb dabei allerdings weiterhin erschreckend ideenlos. In der 65. Minute sorgte Vollmann schon für die Entscheidung, als er sich im Laufduell gegen Benedikt Röcker durchsetzte und flach am heraus eilenden SpVgg-Torwart Wolfgang Hesl vorbei einschob (65.). Erst die Torvorlage, nun der Treffer - Vollmann, der die Hinrunde noch bei der U21 in der Regionalliga verbrachte, durfte sich als Mann des Abends fühlen. "Es freut mich unheimlich für ihn", sagte Kollege Adlung, "er ist immer engagiert, sehr hungrig, sehr lernwillig. Und das ist sein Spiel: wenn er mit Tempo und Anlauf kommen kann." Dass Adlung mit einem traumhaften Distanzschuss in den rechten Torwinkel das 0:3 hinterher schob, passte ins Bild: Sechzig gelang im Abschluss fast alles, das Team schoss selten, aber präzise auf das gegnerische Tor - Fürth dagegen kam kaum zum Abschluss. Florian Trinks setzte einen Freistoß an die Querlatte (75.), mehr gab es von der konfusen SpVgg nicht zu sehen. Kurz vor Schluss kam Stürmer Rodri zu seinem Comeback bei Sechzig nach langer Verletzungspause; er wurde für Rama eingewechselt.

"Es ist uns sehr gut gelungen, Nadelstiche zu setzen, auch wenn im Aufbauspiel zum Beispiel nicht alles funktioniert hat", bilanzierte Adlung, der mit Fröhlings Wirken sehr zufrieden ist: "Der Trainer ist sehr direkt, jeder weiß, woran er ist." Was offenbar auch auf die Stimmungslage durchschlägt. "Wichtig war die Geschlossenheit", sagte Adlung. "Man kann im Erfolg zusammenwachsen. Aber man kann auch zusammenwachsen, wenn man unten steht." Eine Weisheit, die sich nun die Fürther zu Herzen nehmen müssen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: