Sieg dank umstrittenem Elfmeter:Wieder entscheidet der Schiedsrichter

In der Vorwoche verlor Ingolstadt nach unglücklichen Schiedsrichterentscheidungen, beim 2:1 gegen Augsburg profitieren sie von einem diskutablen Pfiff.

Von Kathrin Steinbichler, Ingolstadt

Dass es bei diesem Spiel in Ingolstadt nicht lustig werden würde, wusste Markus Weinzierl vorab. "Wir haben höchsten Respekt, was in Ingolstadt passiert ist", hatte der Augsburger Trainer im Vorfeld der Partie den Gastgeber gelobt, der sich als Aufsteiger mit mutigem Spiel im Mittelfeld der Tabelle hält. Dass das Derby im Ingolstädter Sportpark ihm aber derart die Laune verderben würde, darauf war der Trainer des FC Augsburg nicht vorbereitet. "Das war insgesamt eine katastrophale Leistung", meinte Weinzierl nach der 1:2-Niederlage, "mir fehlt dafür jedes Verständnis, mehr sage ich dazu besser nicht." Als er wieder schwieg, arbeitete die Kiefermuskulatur des 41-Jährigen weiter, er hatte sichtlich damit zu tun, seinen Ärger herunter zu schlucken. Doch es war nicht seine Mannschaft, die Weinzierl meinte. Sondern Schiedsrichter Michael Weiner aus Gießen, der dem Spiel in der 85. Minute eine entscheidende Wendung gegeben hatte.

Wenige Minuten vor dem Abpfiff eines aufreibenden, kampfbetonten Spiels hatte sich der FC Ingolstadt ein weiteres Mal in den Strafraum der Schwaben gespielt, Augsburgs Jan Moravek musste mit Ingolstadts Pascal Groß in den Zweikampf. Wenige Sekunden, nachdem Groß vom Ball getrennt war und auf dem Boden lag, zeigte Weiner auf den Elfmeterpunkt. Eine Fehlentscheidung, wie die Fernsehbilder zeigen sollten - Moravek hatte den Ball gespielt, weshalb sich die gesamte Augsburger Belegschaft noch auf dem Spielfeld ereiferte. Moritz Hartmann aber, Ingolstadts Spezialist aus elf Metern, ließ sich die Chance nicht entgehen und traf sicher zum 2:1 (85.). Nach dem Abpfiff zeigte er dann Verständnis für die Aufregung der Augsburger: "Meine Szene zuvor war auf alle Fälle eher ein Elfmeter als diese."

FC Ingolstadt v FC Augsburg - Bundesliga

Feiert den Ausgleich: Ingolstadts Kapitän Marvin Matip.

(Foto: Adam Pretty/Getty Images)

Augsburg will den Elfmeterpfiff nicht auf sich beruhen lassen

Hartmann hatte sich in der 73. Minute mit Augsburgs Ragnar Klavan ein hartes Laufduell im Strafraum geliefert und war zu Fall gekommen, Schiedsrichter Weiner ließ da noch weiterspielen. Dass der Zweikampf kurz vor dem Spielende zu einem Elfmeter führte, sorgte auf Augsburger Seite für Frust und Unverständnis. "Was ihn bewogen hat, sich so zu entscheiden, ist mir ein Rätsel, unglaublich. Das kann man so nicht hinnehmen", sagte FCA-Manager Stefan Reuter und deutete an, dass der Verein den Elfmeterpfiff nicht auf sich beruhen lassen will. "Es gibt in jedem Fall noch Gesprächsbedarf."

Vergangenes Wochenende waren die Ingolstädter beim 0:2 in Dortmund die Leidtragenden falscher Schiedsrichterentscheidungen gewesen, als sogar drei mindestens strittige Szenen gegen sie gepfiffen wurden. "Uns ist es doch vor einer Woche genauso gegangen", meinte der FCI-Vorsitzende Peter Jackwerth deshalb mit ausgebreiteten Armen, als er in den Katakomben auf die erbosten Gesichter des FCA-Tross' stieß.

Augsburg gab das Spiel aus der Hand

Schema & Statistik

Alle Daten und Fakten zum Spiel stehen hier.

Die Interpretation von der ausgleichenden Gerechtigkeit aber wollte beim FC Augsburg keiner hören. "Es wäre der Hammer, wenn es so ist", meinte Reuter, als er darauf angesprochen wurde, ob der Elfmeterpfiff zugunsten des FCI wohl eine Konzessionsentscheidung aufgrund des Dortmund-Spiels gewesen sei. "Dann müsste es ja an jedem Spieltag in irgendeinem Stadion eine Wiedergutmachung geben, das ist doch Quatsch", sagte Reuter, der seine Forderung nach dem Videobeweis erneuerte. "Wir haben schon bei der Einführung der Torlinientechnik gesagt, dass wir gerne einen Schritt weitergehen würden. Ich bin mir sicher, dass ein vierter Offizieller, ausgestattet mit der entsprechenden Technik und nach Ansicht der Bilder, dem Schiedsrichter seine Meinung über das Headset sagen und so diese Art von Fehlentscheidungen vermeiden könnte."

Noch vor dem entscheidenden Tor aus elf Metern aber lag es am FC Augsburg selbst, dass ihm das Spiel zusehends aus den Händen glitt. Linksverteidiger Konstantinos Stafylidis, der für Philipp Max nach dessen Gehirnerschütterung in die Startelf gerutscht war, brachte die Gäste mit einem sehenswerten Schuss aus etwas mehr als 20 Metern in Führung (14.). Danach übernahm mehr und mehr Ingolstadt das Spiel und kam auch nach einer Ecke durch einen Kopfballtreffer von Kapitän Marvin Matip zum verdienten Ausgleich (59.). "Klar haben wir es uns auch selbst zuzuschreiben, dass das Spiel noch gekippt ist", gestand FCA-Torhüter Marwin Hitz. "Wir haben viel zu viele Standards hergeschenkt." Dass die Entscheidung über Sieger und Verlierer am Ende so umstritten zustande kam, brachte aber auch den sonst so besonnenen Schlussmann in Rage. "Müssen wir jetzt vielleicht auch eine Woche rumjammern?", fragte er mit Verweis auf die Situation der Ingolstädter nach dem Dortmund-Spiel.

Die Lage in der Liga ist für den FCA jedenfalls nicht einfacher geworden. Während sich Ingolstadt mit nun 26 Punkten im Mittelfeld festgesetzt hat, ist Augsburg dem Relegationsplatz wieder näher gerückt. Auch FCI-Trainer Ralph Hasenhüttl zeigte daher durchaus Mitgefühl mit den Gästen: Die Entscheidung durch Elfmeter sei "natürlich bitter für Augsburg, aber ganz notwendig für uns heute" gewesen. Markus Weinzierl hörte es, blickte wortlos nach vorne - und seine Kiefermuskulatur mahlte.

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