Sieben Kurven:Der Formel-1-Beckenbauer verstummt

Niki Lauda hört als TV-Experte auf, Lewis Hamilton schludert und Nico Hülkenberg macht seinem Team ein Millionen-Geschenk. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes.

Von Elmar Brümmer, Abu Dhabi

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Lewis Hamilton

F1 Grand Prix of Abu Dhabi

Quelle: Getty Images

Immer das Gleiche, wenn es gelaufen ist? 2015, als Lewis Hamilton vier Rennen vor Schluss schon Champion war, hat er die letzten drei Rennen nicht mehr gewinnen können. Diesmal hat er die letzten beiden verloren. Man kann nicht behaupten, dass er es in Abu Dhabi nicht probiert hätte, zweimal war er nah dran an seinem Teamkollegen Bottas. Aber jedes Mal kostete ihn ein Ausritt die Überholchance und den zehnten Saisonsieg. "Die Energie ist dann nicht mehr die Gleiche", gibt der vierfache Weltmeister zu, "aber Sorgen macht mir das nicht. Nächstes Jahr werde ich wieder so drauf sein wie zu Beginn der zweiten Saisonhälfte." Der Brite gehört außerdem zu den großen Kritikern der Rennstrecke auf Yas Island, die in der Tat das langweiligste Rennen der Saison bescherte. Trotzdem verabschiedete sich Mercedes in würdiger Überlegenheit - der vierte Doppelerfolg des Jahres war nie in Gefahr.

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Valtteri Bottas

F1 Grand Prix of Abu Dhabi

Quelle: Getty Images

Gerade noch mal die Kurve gekriegt, als das Jahr, das als Nico-Rosberg-Ersatz so gut begonnen hatte, zum Desaster zu werden drohte. Zweite Pole-Position in Folge, und diesmal den dritten Saisonsieg daraus gemacht. Vermutlich ist er innerlich vor Freude fast geplatzt, aber so richtig anzusehen war es ihm nicht: "Wir Finnen sind ja bekannt dafür, dass wir Emotionen nicht so richtig zeigen. Das heißt aber nicht, dass wir keine haben." Im Rennen konnte er als Spitzenreiter üben, mit Druck umzugehen. "Ich habe das Tempo kontrolliert, aber ich wusste, dass ein Fehler dafür sorgen kann, dass Lewis vorbeizieht." Ganz am Ende drehte er auch noch die schnellste Runde des Rennens. Sowas ist gut für die Psyche: "Dieser Sieg war wichtig für mich. Nach dem schwierigen Start in die zweite Saisonhälfte habe ich hart gearbeitet, an jeder Kleinigkeit." Die größte Krise seiner Karriere, die der 28-Jährige selbst eingestanden hatte, ist vorbei.

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Sebastian Vettel

F1 Grand Prix of Abu Dhabi

Quelle: Getty Images

Noch nie hat ein Ferrari den Großen Preis von Abu Dhabi gewinnen können, und dabei bleibt es auch. Sebastian Vettel hatte für das Finale zwar die Parole "voll druff" ausgegeben, aber schon nach ein paar Runden musste der Heppenheimer feststellen, dass sein Auto einfach nicht schnell genug war, um zu den Silberpfeilen aufzuschließen. Am Ende seines dritten Jahres bei der Scuderia befand er: "Es ist gegen den Geist von Ferrari, aufzugeben." Vize-Weltmeister gegen Bottas geworden zu sein, das ist nur ein Trostpreis. Der Rückstand von 20 Sekunden am Ende des Rennens muss aber ihm und den Ingenieuren in Maranello zu denken geben. "Ich sage es ja ungern", sagte Vettel mit einem Grinsen, "aber er war in diesem Jahr der bessere Fahrer." Leichter wird Vettels Job im nächsten Jahr aber vermutlich auch nicht.

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Nico Hülkenberg

F1 Grand Prix of Abu Dhabi

Quelle: Getty Images

Mit einem Sieg wurde es nichts für den Werksrennstall von Renault, und der Konzernangestellte Nico Hülkenberg hat immer noch nicht den ersehnten Sprung aufs Podium geschafft. Aber der sechste Platz, den der Emmericher in Abu Dhabi herausfahren konnte, reichte zumindest, das Team auf Rang sechs in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft und damit an Toro Rosso vorbeizumanövrieren. Der Platztausch ist ungefähr acht Millionen Dollar wert, die es jetzt mehr aus dem Prämientopf gibt. Wie nervös die Truppe war, zeigte der verpatzte Boxenstopp beim deutschen Rennfahrer. "Das ist unsere größte Baustelle", gesteht Sportchef Cyril Abiteboul. Der unfreiwillige Beweis für die Theorie: Hülkenbergs Kollege Carlos Sainz musste aus dem Rennen genommen werden, weil ein Vorderrad nicht richtig angezogen worden war. Hülkenberg hakt sein erstes Jahr in Frankreich als zufriedenstellend ab: "Wir haben an diesem Wochenende alle Ziele erreicht."

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Niki Lauda

Niki Lauda

Quelle: dpa

Vielleicht lag es am Einfluss von Nico Rosberg, der als RTL-Kommentator nochmal an den Ort seines größten Triumphs zurückkehrte. Die Sendezeit war schon fast vorbei, da zog der Mann, der seit zwei Jahrzehnten vor dem Mikrofon den Beckenbauer des Motorsports gibt, das Kapperl - zum letzten Mal in dieser Mission, denn der Österreicher erklärte dem verdutzten Moderator Florian König und dem Publikum, dass er nicht mehr ans Mikrofon zurückkehren werde. Der 68-Jährige bleibt allerdings Mitbesitzer und Aufsichtsrat des Mercedes-Teams. Ob RTL überhaupt noch Rennen überträgt im kommenden Jahr, ist offen - der Vertrag ist ausgelaufen, und es gibt Bestrebungen der Formel-1-Besitzer von Liberty Media, das Gros der Grand Prix ins Bezahlfernsehen umzuleiten. Falls es weitergeht, könnte Frühpensionär Rosberg ein Ersatzkandidat für die Rolle des Experten sein.

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Pascal Wehrlein

F1 Grand Prix of Abu Dhabi - Previews

Quelle: Getty Images

Nach zwei Jahren, jeweils beim Schlusslicht-Rennstall, ist die Formel-1-Karriere des Worndorfers schon wieder zu Ende, jedenfalls vorerst. Die Auftritte des 23-Jährigen nach seiner Verletzungspause am Anfang waren ordentlich, auch mit Platz 14 in Abu Dhabi. Wehrlein hat die einzigen Punkte für den Schweizer Sauber-Rennstall geholt, aber ihm fehlt ein potenter Fürsprecher, sagen wir besser: Geldgeber, im Rücken. Vielleicht geht er wieder für ein letztes Jahr in die DTM zurück, von wo er 2015 als Champion von Mercedes zu Ausbildungszwecken in die Formel 1 befördert wurde. Er wird bei Sauber wohl durch den Monegassen Charles Leclerc ersetzt, der als Mitglied der Ferrari-Junioren-Akademie gefördert wird. Und der freie Platz beim Mercedes-Kundenteam Williams wird wohl an den Polen Robert Kubica gehen, falls dieser bei den Testfahrten in dieser Woche überzeugen kann.

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Sean Bratches

F1 Grand Prix of Abu Dhabi

Quelle: Getty Images

Der Brite ist derjenige von den drei Formel-1-Geschäftsführern, den man selten sieht. Ein Marketingmann, der zuletzt den Sportsender ESPN beworben hat. Das Beste hat er sich für den Schluss aufgehoben - nach der Siegerehrung veröffentlichte er das neue Logo der Formel 1. Das sei nötig geworden, da die alte, schräge Eins nicht mehr zu den modernen digitalen Plattformen passe. Deshalb habe man das Logo vereinfacht. Das F is ebenso stilisiert wie die 1, aber der Designer hat eine hübsche Erklärung vorbereitet: Zwei rote Linien, die die Zielkurve einer Rennstrecke symbolisieren, treffen dabei auf eine diagonale rote Ziellinie. Dazu sollen Aufbruchstimmung und frische Energie demonstriert werden. Sebastian Vettel und Lewis Hamilton konnten sich auf den ersten Blick nicht mit dem Markenzeichen anfreunden, "Mercedes und Ferrari ändern ihr Wappen ja auch nie."

© SZ.de/sonn
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