Sicherheitsgipfel in Berlin:"Es geht hier um verbale Abrüstung"

250 Fan-Vertreter von 49 Klubs aus den ersten vier Ligen: In auffallend ruhigem Ton verläuft der Gipfel zum Thema "Gewalt im Fußball" in Berlin. Fans und Verbandsvertreter bemühen sich um eine sachliche Diskussion - mitten hinein platzt jedoch die Nachricht vom drohenden Pokalausschluss für Dynamo Dresden.

Die Anhänger und Fußball-Verbände schlossen beim Fan-Gipfel in Berlin einen vorübergehenden "Waffenstillstand" mit einer "verbalen Abrüstung", doch mitten in die Annäherung der zerstrittenen Parteien platzte die Nachricht vom drohenden Pokalausschluss von Dynamo Dresden.

Nach den erneuten Ausschreitungen Dresdner Randalierer vor dem DFB-Pokalspiel bei Hannover 96 (3:4 i.E.) leitete der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Ermittlungen ein. Die Vorfälle in Hannover konterkarierten die Bemühungen der Anhänger, beim Fan-Gipfel in Berlin mit den eingeladenen Funktionären in den offenen Dialog zu treten.

Dennoch konnte der Streit der letzten Wochen dank einer sachlichen Diskussion zumindest vorübergehend beigelegt werden. "Wir wollten die Beschimpfungen hinter uns lassen. Das ist ganz gut gelungen", sagte Sprecher Christian Arbeit von Gipfel-Gastgeber Union Berlin. "Heute ist kein Feiertag in Berlin, doch vielleicht wird es ja noch einer. Es geht hier um verbale Abrüstung", meinte der designierte DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig und erhielt für seine Worte sogar Applaus.

250 Fan-Vertreter von 49 Klubs aus den ersten vier Fußball-Ligen diskutierten mehrere Stunden das Brennpunkt-Thema im VIP-Zelt des Fußball-Zweitligisten. Kernpunkt der Debatte war wieder das Konzeptpapier "Sicheres Stadionerlebnis" der DFL. Mehrere Klubs wie Union Berlin, FC St, Pauli, VfL Wolfsburg oder der VfB Stuttgart hatten den ersten DFL-Entwurf für mehr Sicherheit abgelehnt und die Debatte wieder angeheizt. Zum 12. Dezember will die DFL das Papier auf seiner Mitgliederversammlung beschließen - sonst droht ihr die Politik das Heft des Handelns aus der Hand zu nehmen.

Zeitgleich zum Fan-Gipfel wurde beim turnusmäßigen Treffen zwischen DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, Ligapräsident Reinhard Rauball sowie dem Bundesvorsitzenden Bernhard Witthaut von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) auch in Frankfurt/Main über die Sicherheit-Problematik diskutiert. Witthaut zeigte sich enttäuscht, dass kein Polizei-Vertreter beim Fan-Gipfel eingeladen wurde. "Das ist traurig", sagte der GdP-Chef.

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