Es war einmal ein Spiel, in dem der FC Bayern mit seiner versammelten Spielerprominenz 3:0 und 4:1 führte und die Mittelklasse-Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern trotzdem noch 7:4 gewann. Es war jenes Spiel am 20. Oktober 1973, auf das der junge Klaus Toppmöller schon im Sommer hingefiebert hatte. Die Sportberichterstattung war damals etwas weniger hysterisch als heute, die Fernsehreporter beschrien noch nicht jeden etwas besseren Treffer als "unglaublich".
Aber selbst in der züchtigen Sachlichkeit, mit welcher das ZDF die Partie im Aktuellen Sportstudio aufarbeitete, flackerte seinerzeit ein Ausdruck ungläubigen Staunens. "Wann hat man je ein solches Spiel mit so unterschiedlichen Halbzeiten gesehen?", fragte Moderator Harry Valérien. Und der brave Kaiserslautern-Kapitän Ernst Diehl erklärte als Studiogast auf die Frage, was die Mannschaft nach dem Triumph "gesagt" habe, mit unbewegter Miene: "Wir konnten es kaum fassen."
Es lässt sich drüber streiten, ob das Lauterer Sieben-Vier über den FC Bayern von 1973 wirklich das beste Spiel der Bundesliga-Geschichte war. Es war nämlich nicht nur ein Tor-Festival, sondern auch ein ziemliches Fehlerfestival, vor allem von der Abwehr des FC Bayern. Aber das irrste Spiel war es auf jeden Fall. "Das war ein Spiel, dat kann man nicht erklären", sagt Klaus Toppmöller im Brummton seiner Moselländer Gemütsruhe.
Er ist heute ein ergrautes FCK-Idol, 61, Rekordtorschütze des Vereins mit 108 Treffern, ehemaliger Nationalspieler, ehemaliger Amerika-Legionär, ehemaliger Salmrohrer Zweitliga-König. Als Trainer stand er später mit Bayer Leverkusen im Champions-League-Finale gegen Real Madrid (1:2). Klaus Toppmöller hat viel erlebt im Fußball. Aber diese Lauterer Sternstunde bleibt ein Juwel im Schatz seiner Erinnerungen, und sie mitgeprägt zu haben, damals noch als Mittelfeldspieler, erfüllt ihn mit leisem Stolz. "Ich mein, dat Spiel ist ja heute noch in aller Munde. Wo man sagt, dat war dat tollste Spiel, das je in der Bundesliga gelaufen ist."
Freilich sorgten nicht nur der FC Bayern oder Kaiserslautern für solch sagenumwobene Spiele, in 50 Jahren Bundesliga ereigneten sich auch in anderen Stadien historische Szenen. Hier finden Sie die komplette Rangliste der SZ, Stimmen Sie ab!
Die SZ begleitet das Saisonfinale der 50. Bundesliga-Saison in einem Jubiläums-Projekt. In Folge 1 der Serie "11 mal 11" wurde das kurioseste Tor gekürt. Folge 2 beschäftigte sich mit "Wilden Tieren" - Platz 1: Als der Schalker Friedel Rausch 1969 von einem Dortmunder Hund gebissen wurde. Folge 3 suchte "Vergessene Brasilianer" (Platz 1: Bernardo, FC Bayern), Folge 4 die "Lieblingsfeinde von Uli Hoeneß" - Spitzenreiter: Christoph Daum. Folge 5 die "Hitparade der Bundesliga" erwies den schrägsten musikalischen Ergüssen der Liga eine Hommage (Platz 1: Jean-Marie Pfaff, FC Bayern), ehe es im sechsten Teil um die "härtesten Verteidiger" ging (Platz eins: Karl-Heinz Förster, VfB Stuttgart). In der 7. Folge wurden "Die elf schillerndsten Niederländer" vorgestellt (am schillerndsten: Ente Lippens). Der Erinnerung an elf abgestürzte ehemalige Bundesligisten widmete sich Folge 8 (besonders abgestürzt: Borussia Neunkirchen). Um ästhetisch fragwürdige Trikotdesigns ging es in Folge 9 (Unvergessen: VfL Bochum), in der 10. Folge führte Otto Rehagel die Liste der verrücktesten Trainer an.
Abgerundet wird das Angebot am Saisonende durch ein Bundesliga-Buch (Titel: "15:30"), das die amüsantesten, schönsten und tragischsten Momente aus einem halben Jahrhundert Bundesliga-Fußball präsentiert.