50 Jahre Bundesliga:Mit Fuchs und Geißbocksiegel

Tschik Cajkovski

Begeisterter Beobachter: Trainer Tschik Cajkovski beim Training des 1. FC Köln Anfang der Siebziger. 

(Foto: imago sportfotodienst)

Was ist modern? Der Trainer Christoph Daum machte den Fußball zur Pseudowissenschaft, Anti-Esoteriker wie Rehhagel und Cajkovski schufen ihre Energiefelder lieber in der Teamkabine. Oder beim Nacktbaden in der Türkei. 11 mal 11 - die Serie zu 50 Jahren Bundesliga. Diesmal: Die legendärsten Trainer.

Von Philipp Selldorf

Tschik Cajkovski, Christoph Daum, Otto Rehhagel oder Hennes Weisweiler - diese Namen sind mit der Bundesliga so eng verknüpft wie das Tornetz mit der Querlatte. Als Trainer standen sie im deutschen Fußball für verschiedene Epochen, die teilweise weit in der Vergangenheit liegen und dennoch bis in die Konzepttrainer-Moderne nachhallen. Cajkovski beispielsweise dürfte allen Rheinländern unvergessen bleiben, er war bereits Kölner Ehrenbürger, ehe er sich zum zweiten Mal als Trainer in der Domstadt versuchte.

Seinen Einstand feierte er nicht etwa auf dem Trainingsgelände, sondern kurzerhand am Münchner Flughafen, wo die Mannschaft eine Zwischenlandung auf dem Weg zu einem Uefa-Cup-Spiel in der Türkei einlegte. Cajkovski machte sich bei den Kölner Fußballern gleich unvergesslich. Als der Bus auf der Tour nach Eskisehir an einem See vorbeikam, befahl der neue Trainer dem Fahrer, er möge sofort anhalten. Er stand auf und hielt eine Rede an die Mannschaft: "Meine Herren", sagte er, "jetzt können sie mit mir schwimmen gehen." Dann ist er, pudelnackt, wie Zeugen versichern, in den See gestiegen.

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Und Daum? Und Rehhagel? Kaum ein Bundesliga-Beobachter dürfte in den vergangenen 20 Jahren das Geschehen im deutschen Fußball verfolgt haben, ohne diese beiden schillernden Altmeister bestaunt zu haben. Daum war der unter Strom stehende Zampano, den eine groteske Drogen-Affäre fast seine Karriere gekostet hätte, Rehhagel glänzte als schrulliger Diktator in Bremen, München und Kaiserslaurtern - ehe er sich sogar noch einmal die arme Hertha antat.

Die Geschichten solcher Trainer-Kauze sind so unvergesslich, dass ein Blick in die Historie wie ein Märchen-Abend aus dem Trainerleben anmutet. Doch ganz märchenhaft ging es nicht immer zu - schließlich tummeln sich unter den legendärsten Coaches auch Schreier, Schweiger und einige andere schräge Typen.

Die SZ begleitet das Saisonfinale der 50. Bundesliga-Saison in einem Jubiläums-Projekt. In Folge 1 der Serie "11 mal 11" wurde das kurioseste Tor gekürt. Folge 2 beschäftigte sich mit "Wilden Tieren" - Platz 1: Als der Schalker Friedel Rausch 1969 von einem Dortmunder Hund gebissen wurde. Folge 3 suchte "Vergessene Brasilianer" (Platz 1: Bernardo, FC Bayern), Folge 4 die "Lieblingsfeinde von Uli Hoeneß" - Spitzenreiter: Christoph Daum. Folge 5 die "Hitparade der Bundesliga" erwies den schrägsten musikalischen Ergüssen der Liga eine Hommage (Platz 1: Jean-Marie Pfaff, FC Bayern), ehe es im sechsten Teil um die "härtesten Verteidiger" ging (Platz eins: Karl-Heinz Förster, VfB Stuttgart). In der 7. Folge wurden "Die elf schillerndsten Niederländer" vorgestellt (am schillerndsten: Ente Lippens). Der Erinnerung an elf abgestürzte ehemalige Bundesligisten widmete sich Folge 8 (besonders abgestürzt: Borussia Neunkirchen). Um ästhetisch fragwürdige Trikotdesigns ging es in Folge 9 (Unvergessen: VfL Bochum).

Abgerundet wird das Angebot am Saisonende durch ein Bundesliga-Buch (Titel: "15:30"), das die amüsantesten, schönsten und tragischsten Momente aus einem halben Jahrhundert Bundesliga-Fußball präsentiert.

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