Serie A:Khedira, der Meistermacher

Lesezeit: 2 min

Er schätzt Turin und Turin schätzt ihn: Sami Khedira ist mit Juventus Meister geworden. (Foto: REUTERS)

Sami Khedira hat Titel mit Stuttgart, Real Madrid und jetzt mit Juventus Turin gewonnen. Der deutsche Nationalspieler blüht in Italien wieder auf. Was für ein Glück.

Von Dominik Fürst

Am Montag zogen Tausende junge Leute durch Turin, sie sangen, sie hupten, sie tanzten auf der Piazza San Carlo, einem der zentralen Plätze der Stadt. Juventus ist wieder Meister und seine Anhänger sind der Feierei noch nicht müde, obwohl es der 32. Titel in der Klubgeschichte und der fünfte in Serie ist. Die Alte Dame wirkt frischer denn je. Die Spieler selbst feierten im Juventus Center am heimischen Trainingsgelände. Mitten im Getümmel verspritzte Sami Khedira Champagner aus der Magnumflasche.

Mit 29 Jahren hat es der deutsche Nationalspieler inzwischen zu einer beachtlichen Titelsammlung gebracht. Khedira war: Meister mit dem VfB Stuttgart in der Bundesliga, mit Real Madrid in der Primera Division und jetzt mit Juventus in der Serie A. Er gewann außerdem, damit das niemand vergisst, die Champions League und die Weltmeisterschaft. Khedira, der Meistermacher. Nach mehreren kleinen Rückschlägen ist der Spieler mit dem deutschen und dem tunesischen Pass in der Fußballwelt wieder oben angelangt.

Holpriger Start, grandioses Finish

Der Wechsel nach Italien habe "einen neuen Geist in mir geweckt", sagte Khedira kürzlich. Es scheint, als habe er die Veränderung gebraucht. Real Madrid hatte er ja zum Ende der vergangenen Saison nach fünf Jahren aus freien Stücken verlassen. "Italien ist mir unglaublich wichtig", sagt er jetzt. Er ist dort etabliert. Ins kompakte Gebilde Juventus Turin fügt er sich mit seiner Übersicht auf dem Spielfeld ideal ein, das Team ließ nur 18 Gegentore zu. Die Defensive ist Trumpf und kaum einer versteht so gut wie Khedira, einer Mannschaft Sicherheit im hinteren Abschnitt des Spielfelds zu verleihen.

"Es ist eine Schande, dass der Körper des Deutschen ihm nicht erlaubte, die ganze Saison über auf dem Platz zu stehen", schreibt die italienische Zeitung Gazzetta dello Sport. "Seine Präsenz im Mittelfeld war jedesmal deutlich zu spüren, wenn er das Feld betrat. Er ist fähig, alles zu tun, was von ihm verlangt wird. Khedira ist eine großartige Verpflichtung für Juventus gewesen." Turin schätzt den deutschen Strategen. Und Khedira schätzt Turin.

Fußball
:Der Tottismus ist am Ende

Romulus, Augustus, Totti. In Rom ist der Kapitän des AS ein Monument wie das Kolosseum. Aber weder Trainer noch Klub-Besitzer wollen ihn halten.

Von Birgit Schönau

Es war ja kein leichter Start für beide. Der Traditionsverein hatte gerade das Champions-League-Finale gegen Barcelona verloren. Arturo Vidal wechselte zum FC Bayern, Altmeister Andrea Pirlo nach New York. Khedira kam aus Madrid, sollte die großen Lücken im zentralen Mittelfeld füllen - und verletzte sich erst einmal am Oberschenkel. Das warf ihn und Juve zurück. In der Hinrunde spielte Khedira wenig, Juventus gewann von den zehn ersten Saisonspielen nur drei. Der Aufschwung kam später.

Wenige Spieler haben eine vergleichbare Karriere hingelegt, die konstant auf hohem Niveau und in drei europäischen Spitzenligen stattfand. Zum ersten Mal hatte Khedira am letzten Spieltag der Bundesliga-Saison 2006/07 auf sich aufmerksam gemacht. Da köpfelte der 20-Jährige den 2:1-Siegtreffer für den VfB Stuttgart gegen Energie Cottbus fast von der Strafraumgrenze aus ins lange Eck. Stuttgart wurde völlig überraschend Meister mit einer Mannschaft, die als die "jungen Wilden" in Erinnerung blieb.

Es folgte die WM 2010 in Südafrika mit einem starken Khedira, der Wechsel zu Real Madrid zusammen mit seinem Freund Mesut Özil, die zahlreichen spanischen Titel, schließlich der Champions-League-Triumph 2014 gegen Atlético. Trotz einer Knieverletzung reiste Khedira im selben Jahr mit zur WM in Brasilien, den 1:0-Sieg im Finale von Rio verfolgte er vom Spielfeldrand aus. Die Titelsammlung wuchs weiter.

Und jetzt der Scudetto, die italienische Meisterschaft. Wenn Khedira in dieser Spielzeit auf dem Feld stand, verlor Juventus nur einmal. Und da wurde Khedira beim Stand von 2:0 für Turin ausgewechselt - es war das Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Bayern. Von 20 Ligaspielen mit ihm auf dem Platz gewann Juventus 19 und spielte eines unentschieden.

Mit Juventus hat er nun noch drei Saisonspiele zu bestreiten, dann folgt die Fußball-EM in Frankreich mit der deutschen Nationalmannschaft. Khedira wird auch dort den Anker im Mittelfeld geben. Ob seine Titelsammlung dann noch weiter anwächst, bleibt abzuwarten.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: