Serie A:Glückskeks teilt aus

Serie A - Inter Milan vs AC Milan

Stolz aufs eigene Hemd: Inter-Stürmer Mauro Icardi feiert seinen dritten Treffer gegen Milan.

(Foto: Alessandro Garofalo/Reuters)

Mauro Icardi von Inter Mailand hat den Lokalrivalen AC Milan quasi im Alleingang erledigt, nach einer Stadtmeisterschaft, wie sie die norditalienische Metropole lange nicht erlebt hat. Fünf Toren fielen und bis zur letzten Minute herrschte Spannung.

Von Birgit Schönau

Mit drei Toren im Derby ist man der König von Mailand. Zwei Treffer im Spiel, ein Elfmeter kurz vor Schluss, damit hat Mauro Icardi den Lokalrivalen AC Milan quasi im Alleingang erledigt, nach einer Stadtmeisterschaft, wie sie die norditalienische Metropole lange nicht erlebt hatte. Das Meazza-Stadion mit seinen fast 80 000 Plätzen ausverkauft, fünf Tore (für Milan trafen Suso und Giacomo Bonaventura), eine weitgehend faire, durchgehend umkämpfte, bis zur letzten Minute spannende Partie.

Sicher, der Unterschied zwischen dem mit vielen Spielern für insgesamt 230 Millionen Euro verstärkten AC Mailand und Inter wurde auch an diesem Abend wieder offensichtlich. Milan, trainiert von Vincenzo Montella, tastet sich noch durch die Selbstfindungsphase, im Hintergrund ein neuer chinesischer Besitzer, der nach Recherchen der italienischen Tageszeitung La Repubblica in seiner Heimat völlig unbekannt ist. Natürlich nährt das die Zweifel: Hat dieser Li Yonghong, immerhin Nachfolger eines gewissen Silvio Berlusconi, eigentlich genug Geld? Oder wird Milan bei nächster Gelegenheit schon wieder weitergereicht?

Hinter Inter jedenfalls steht die Suning-Gruppe, und das scheint eine Garantie zu sein. Präsident Zhang Jindong befindet sich auf Platz 15 der reichsten Chinesen und ist ein guter Bekannter von Staatschef Xi Jinping. Angeblich ist Xi sogar Inter-Fan, seit er 1978 einen Gastauftritt der Italiener in Peking gesehen hat. Insofern käme der 3:2-Sieg im chinesischen Derby von Mailand also gerade recht zur Eröffnung des Parteikongresses am kommenden Mittwoch - mit dem Argentinier Icardi als Glückskeks.

"Heute Nacht schlafe ich mit dem Ball", versicherte der. Neun Tore in acht Spielen sind nicht nur für Icardi selbst vielversprechend. Der 24-Jährige weiß, dass er nur so jene Fans zurückerobern kann, die er noch vor Jahresfrist mit despektierlichen Sätzen in seiner Autobiografie verprellt hatte. Damals hatte sich Maurito mit den Inter-Ultras angelegt: "Ich bin bereit, es mit jedem von denen aufzunehmen. Vielleicht wissen die nicht, dass ich in einem südamerikanischen Viertel mit der höchsten Rate an Mordopfern aufgewachsen bin." Die Fans forderten daraufhin lautstark seinen Kopf. Am Ende musste sich Icardi entschuldigen. Und blieb. Allzu wertvoll sind seine Tore für den Klub.

"Kritik prallt an mir ab. Ich spreche auf dem Platz und antworte mit Toren", sagte er jetzt, gewohnt markig. Tätowiert bis zum Anschlag, ist der Argentinier nicht gerade ein Sympathieträger. Bei vielen Fans war er schon unten durch, als er seinem früheren Kollegen Maxi Lopez die Frau ausspannte. Inzwischen hat Icardi mit Wanda drei Kinder, seine Ehefrau teilt in den sozialen Netzwerken ebenso gern aus wie ihr Mann auf dem Platz. Maurito mag nicht zum Idol taugen, von einem Vorbild, wie es sein Landsmann Javier Zanetti jahrelang war, ganz zu schweigen. Aber man muss die Tore feiern, wie sie fallen. Inter steht auf Platz zwei, zwei Punkte hinter Napoli. Kommenden Samstag treffen die beiden aufeinander, zum Spitzenduell. Und Milan? Platz 10.

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