Serena Williams:Mehr Siege als Federer

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Die Amerikanerin schafft ihren 308. Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier - und belebt mit ihrem nächsten Rekord eine beliebte Diskussion.

Von  Jürgen Schmieder, New York

Linguisten und Liebhaber korrekter Grammatik mögen bitte nachsichtig sein mit dem folgenden Satz, es ist jedoch wichtig, dass er genau so geschrieben steht. Sehr wichtig. Hier ist er: Serena Williams ist einer der besten Sportler der Geschichte. Natürlich müsste da korrekterweise stehen, dass Serena Williams eine der besten Sportlerinnen der Geschichte ist. Das jedoch wäre inhaltlich ungenau, weil der Leser vermuten könnte, dass nur die Frauen gemeint sind und es da vielleicht noch ein paar Männer gegeben haben könnte, die noch besser gewesen seien. Deshalb, damit zumindest inhaltlich keine Zweifel aufkommen: Serena Williams ist einer der besten Sportler der Geschichte.

Die Amerikaner tun sich ein bisschen leichter, weil sie einfach behaupten können: Greatest Athlete Ever. Ein Sportartikelhersteller hat das gerade getan, in einem brillanten Werbespot. Es werden Worte eingeblendet, die Williams' Leben und Laufbahn beschreiben: Ihr Geburtsort Compton. Ihre Probleme mit dem Tennis-Establishment. Ihr Aufstieg zur weltbesten Spielerin. Verletzung. Comeback. Rekorde. Am Ende steht da zuerst: "Greatest Female Athlete Ever" - dann verschwindet das Female. Greatest Athlete Ever.

Williams hat diesen Zusatz "Female" schon immer verabscheut, weil er ihr chauvinistisch erschien und so ernüchternd wie der Hinweis, dass jemand für sein Alter sehr attraktiv sei. Es ist ohnehin unmöglich, den besten Athleten der Geschichte zu bestimmen, allein der Vergleich der Disziplinen ähnelt dem zwischen Äpfeln und Orangen und vielen anderen Früchten, durch verschiedene Generationen kommt noch eine weitere Debatten-Dimension dazu. Aber wenn es ohnehin unmöglich ist, warum sollen dann keine Frauen in diese Diskussionen aufgenommen werden?

Der Werbespot ist die Fortsetzung der wunderbaren Antwort, die Williams einem Journalisten in Wimbledon gegeben hat. Der wollte von ihr wissen, ob sie sich denn in der Liste der besten weiblichen Sportler der Geschichte sehen würde. "Ich bevorzuge die Bezeichnung ,bester Sportler der Geschichte'", sagte sie. Mehr sagte sie nicht. Mehr musste sie auch nicht sagen.

Serena Williams hat am Montag, nach der dramatischen Niederlage ihrer Schwester Venus, die beim 6:4, 4:6, 6:7 (3) einen Matchball gegen Karolina Pliskova (Tschechien) vergab, mit 6:2, 6:3 gegen Jaroslawa Schwedowa (Kasachstan) gewonnen. Das war ihr 308. Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier - einer mehr als Roger Federer. Sie kann bei diesen US Open ihr 23. Grand-Slam-Titel gewinnen und hätte dann einen mehr als Steffi Graf. (Und nur noch einen weniger als die Australierin Margaret Court, die mit dem Titelsammeln schon vor dem Beginn der Profi-Ära begann.)

Linguisten mögen nun bitte einen Satz für Serena Williams erfinden, der sowohl inhaltlich als auch grammatikalisch korrekt ist. Bis dahin bleibt nur die Anlehnung an den Spot: Serena Williams - one of the best athletes ever.

© SZ vom 07.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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