Serena Williams bei den French Open:Paris muss sich eine neue Liebe suchen

French Open tennis tournament at Roland Garros

Enttäuschung in Paris: Serena Williams.

(Foto: dpa)

Serena Williams hat einen Franzosen als Freund und Trainer, hat Französisch gelernt und eine Wohnung in Paris. Doch mit dem Tennis bei den French Open will es nicht klappen. Die Nummer eins der Welt verliert chancenlos in Runde zwei - und flüchtet in Galgenhumor.

Von Gerald Kleffmann, Paris

Es herrschte gespenstige Stille im Salle d'Interview, die Weltpresse, die das berühmteste Sandplatzturnier im Tennis zwei Wochen lang begleitet, hatte sich schon eingefunden, als sie, die Nummer eins, die Titelverteidigerin, die neue große Freundin der Stadt Paris, den Raum betrat. Serena Williams setzte sich, zupfte ihre lange Wuschelmähne zurecht, die ein einziges Haargummi bändigte, und blickte in die Menge vor ihr. Tränen standen ihr in den Augen.

Das nächste frühe Aus, die nächste herbe Enttäuschung, und alle haben es ja wieder gesehen: Williams wird mehr und mehr zu einem Rätsel in dieser Saison. Und das geplante Schwesterduell in der dritten Runde der French Open, es fällt jetzt auch aus.

2:6, 2:6, so deutlich war sie der freilich formidabel aufspielenden Garbine Muguruza mit den spanisch-venezolanischen Wurzeln unterlegen, die längst das Stadium einer Mitläuferin in der Branche verlassen hat. In Melbourne, bei den Australian Open, hatte die Weltranglisten-35. erstmals das Achtelfinale eines Grand Slam-Turniers erreicht, kurz zuvor hatte sie in Hobart ihren ersten Turniertitel auf der Frauentour (WTA) gewonnen. "Sie hat wirklich gut gespielt, eigentlich habe ich sie noch nie so spielen sehen", sagte Williams staunend, allerdings war sie realistisch zu genug, um auch zu erkennen: "Bei mir hat nichts geklappt."

Reihenweise drosch sie, bei miserabler Beinarbeit, die Bälle auf halber Höhe ins Netz. Fünf Doppelfehler, nur ein Breakball, ein schwacher, meist wirkungsloser Aufschlag - "ich bin in dieser Saison bei beiden Grand Slams nicht über die vierte Runde hinausgekommen. Ich hätte einige Wörter, um meinen Zustand zu beschreiben, aber diese Wörter wären nicht sehr fein", sagte Williams, und ein Hauch eines bitteren Lächelns huschte über ihr Gesicht. Zumal sie hinzufügte: "Ich fühle mich großartig." Galgenhumor auf Williams' Art.

Williams-Schwestern, Li Na - alle raus

Paris wird sich für dieses Mal eine neue Liebesgeschichte suchen müssen, Williams hat ja eine Wohnung in der Stadt, hat so Französisch gelernt, dass sie kurze Dialoge passabel führen kann, was ihr hoch angerechnet wird. Und ihr Trainer Patrick Mouratoglou, der auch ihr Lebenspartner ist, hat zwar griechische Wurzeln, ist aber Franzose. "Ich liebe es hier, aber es gibt ja ein nächstes Jahr", sprach Williams noch, "wenigstens habe ich dann keine Punkte zu verteidigen."

Dann brach sie die Pressekonferenz selbst ab, eine Frage gestattete sie nur noch, sie sei "so frustriert", zu ihrem Übel hatte ja auch noch ihre Schwester Venus Williams verloren, mit 6:2, 3:6, 4:6 gegen die Slowakin Anna Schmiedlova, die nun auf die 20-jährige Muguruza in der dritten Runde trifft. Zwei Mal zuvor schon hatten die Williams-Schwestern am selben Tag bei einem Grand Slam-Turnier verloren, 2011 in Wimbledon und 2008 in Paris. Und noch ein für sie deprimierender Fakt: Nie zuvor waren die Nummer eins und zwei vor der dritten Runde gemeinsam gescheitert. Die Chinesin Li Na musste sich am Dienstag der Französin Kristina Mladenovic geschlagen geben.

Eine Botschaft indes hinterließ Williams noch. "Die ersten Monaten waren wirklich nicht toll", sagte sie, ihre Siege bei den Turnieren in Brisbane, Miami und Rom zählen offenbar nicht viel, wenn man auf den 18. Titel bei einem der vier Grand-Slam-Veranstaltungen in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York City hofft. Nun wolle sie schnellstmöglich in die USA nach Palm Beach Gardens reisen und "fünf Mal härter trainieren, damit ich nur noch gewinne".

Süßester Zynismus, wie ihn die leidenschaftlichen Franzosen zu schätzen wissen dürften. Paris wird ihr bestimmt die Treue halten, sollte die dann 33-Jährige 2015 zurückkommen.

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