Sebastian Zbiks Trainer wirft das Handtuch:Felix Sturm zwingt seinen Gegner zur Aufgabe

Vor dem Kampf teilten beide Boxer verbal heftig aus. Im Ring liefern sich Sebastian Zbik und WBA-Champion Felix Sturm einen fairen und technisch guten Kampf. Der Herausforderer hat nicht die Kondition, um den Weltmeister zu gefährden. Am Ende finden beide die angemessenen Worte. Der Kampf Sturm gegen Zbik in der Einzelrundenkritik.

Jürgen Schmieder, Köln

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Sebastian Zbiks Trainer wirft das Handtuch:Vor dem Kampf

Wiegen Felix Sturm vs. Sebastian Zbik

Quelle: dapd

Vor dem Kampf: Beim Wiegen am Freitag betonen beide Boxer, dass der Kampftitel "Bad Blood" durchaus mit Bedacht gewählt worden ist. Zbik sagt: "Felix ist ein respektloser Mensch mit einem abstoßenden Mundwerk." Sturm kontert: "Er erzählt Schwachsinn und versucht, die Leute mit solchen Geschichten auf seine Seite zu ziehen." Zudem verspricht Sturm einen Niederschlag "im letzten Drittel". Am Morgen des Kampfes wirkt Zbik gelassen, beim Frühstück im Hotel schlendert er locker durch den Raum, als wäre er abends nicht Boxer, sondern nur Zuschauer.

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Sebastian Zbiks Trainer wirft das Handtuch:Um den Ring herum

Felix Sturm v Sebastian Zbik

Quelle: Bongarts/Getty Images

Um den Ring herum: Felix Sturm gehört wie die Gebrüder Klitschko und Marco Huck zu den Boxern, bei deren Kämpfen sich Prominente gerne präsentieren. An diesem Freitagabend sind es vor allem ehemalige Boxerinnen und Boxer sowie jene Promis, die bekannt sind, weil sie an ProSieben-Sat1-Sendungen wie Turmspringen, Almtreiben oder Kinderkriegen teilnehmen. Sturm-Spezl Lukas Podolski, wegen akuter Abstiegsgefahr abwesend, schickt einen Gruß: "Er brennt auf diesen Kampf, ich drücke meinem Freund die Daumen und wünsche einen ganz großen Box-Abend." Vor dem Einmarsch der Protagonisten dürfen Unheilig und Rea Garvey (im Bild) ihre neuen Lieder vorstellen.

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Sebastian Zbiks Trainer wirft das Handtuch:Einmarsch Zbik

Boxen - Sturm - Zbik

Quelle: dpa

Einmarsch Zbik: Zbik marschiert zu "Das Meer" von Unheilig zum Ring. Er wirkt entschlossen, ja fast wütend. Er marschiert wie ein Panther durch den Ring, dann begrüßt er mit einem Küsschen die Verwandtschaft in der ersten Reihe. In der zehn Monate dauernden Kampfpause, in der Zbik in sein Heimatdorf Altentreptow gezogen ist und ein Studium begonnen hat, hat er ordentlich zugelegt. "Ich musste zehn Kilogramm abnehmen", sagt er. Bei einer Größe von 1,82 Metern bringt er 72,5 Kilo auf die Waage. Michael Buffer, bei Boxkämpfen so professionell wie unvermeidlich, proklamiert Zbiks Namen spektakulär und fehlerfrei - das zweite "a" von Sebastian hält Buffer hörenswerte vier Sekunden.

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Sebastian Zbiks Trainer wirft das Handtuch:Einmarsch Sturm

Wiegen Felix Sturm vs. Sebastian Zbik

Quelle: dapd

Einmarsch Sturm: Zum fünften Mal veranstaltet Felix Sturm einen Kampfabend selbst, er zeigt beim Einmarsch, dass er nicht nur prima boxen kann, sondern auch etwas vom Showgeschäft versteht: Trommelwirbel.Lasershow. Aus den Boxen dröhnt "Bleed it out" von Linkin Park. Er kommt ohne Mantel, sondern präsentiert sogleich den korrekten Sitz der Oberarm-Muskulatur - wobei erwähnt werden muss, dass bei ihm eigentlich jeder Muskel korrekt sitzt. 72,3 Kilogramm sind ausgewogen auf die 1,81 Meter verteilt Sturm präsentiert aber auch einen blauen Fleck unter dem linken Auge, den er sich beim Training zugezogen hat. Buffer präsentiert den Namen - das "u" von "Sturm" dauert aber nur zwei Sekunden.

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Sebastian Zbiks Trainer wirft das Handtuch:Runden 1 & 2

Boxen: Felix Sturm - Sebastian Zbik

Quelle: dapd

Runde 1: Sturm beginnt aggressiv, doch Zbik kontert sogleich mit einer schönen Kombination und duckt sich dann schön weg. Sturm agiert wie gewohnt aus der Doppeldeckung heraus, er versucht, mit einzelnen Kombinationen zu punkten. Zbik bewegt sich elegant und schnell durch den Ring, er schlägt schnell und variabel. Eine interessante und ausgeglichene Runde - die aber wohl für Titelträger Sturm gewertet wird.

Runde 2: Zbik bewegt sich agil durch den Ring, er duckt sich leicht und sucht mit seinen wachsamen Augen nach einer Chance, Sturm zu treffen. Es gelingt ihm immer wieder mit sauberen und spektakulären Kombinationen und wuchtigen Haken zum Körper. Sturm wirkt nach einem linken Aufwärtshaken von Zbik beeindruckt, es gar den Anschein, als würde er ein wenig wanken. Doch Sturm erholt sich schnell. Beide präsentieren ein herausragendes Tempo, die Runde dürfte Zbik klar gewonnen haben.

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Sebastian Zbiks Trainer wirft das Handtuch:Runden 3 & 4

Boxen - Sturm - Zbik

Quelle: dpa

Runde 3: In der Rundenpause ermahnt Arthur Grogorian seinen Schützling Zbik, nur ja nicht nachzulassen und sich weiter so schnell zu bewegen wie bisher. Sturms Trainer Fritz Szdunek dagegen wirkt nicht zufrieden, er fordert mehr Aktivität und Bewegung. Sturm greift nun technisch sauber mit Aufwärtshaken an, doch Zbik bietet aufgrund seiner Schnelligkeit ein schwer zu treffendes Ziel. Erst gegen Ende der Runde gelingen Sturm wuchtige Treffer mit dem linken Jab. Dennoch dürfte die Runde an Zbik gehen, der weiterhin reaktionsschnell ausweicht und sehenswert kontert.

Runde 4: Das Tempo der beiden ist wahrlich herausragend, mancher Zuschauer dürfte gerade prüfen, ob nicht der Schnellvorlauf eingestellt ist. Zbik präsentiert sich als der variablere Boxer, doch Sturm kommt nun immer wieder mit der linken Führhand zum Kopf seines Gegners durch. Die Runde dürfte Sturm gewonnen haben - auch deshalb, weil Zbik bei seinen Attacken bisweilen die Balance verliert und dann getroffen werden kann.

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Sebastian Zbiks Trainer wirft das Handtuch:Runden 5 und 6

Felix Sturm v Sebastian Zbik

Quelle: Bongarts/Getty Images

Runde 5: Beide Boxer atmen durch die Nase - ein Indiz dafür, dass sie konditionell in blendender Verfassung sind und keiner nachlassen wird. Zbik schlägt schöne und klare Aufwärtshaken, hat aber nicht die Wucht, um Sturm wirklich zu beeindrucken. Der schlägt seltener, landet aber die kräftigeren Treffer. Am Ende der Runde haben beide Athleten leichte Blessuren über den Augen.

Runde 6: Nun ändert Sturm die Taktik, er versucht immer öfter, in den Infight zu kommen und Zbik dann zu treffen - was ihm häufig gelingt. Er muss jedoch überrascht feststellen, dass Zbik die Treffer wegsteckt und einfach weiter Kombinationen schlägt. Dennoch: Die Runde hat Sturm gewonnen, er findet nun Zugang zum Kampf, der nach sechs Runden wohl ausgeglichen sein dürfte.

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Sebastian Zbiks Trainer wirft das Handtuch:Runden 7 & 8

Felix Sturm v Sebastian Zbik

Quelle: Bongarts/Getty Images

Runde 7: Bei seiner einzigen Niederlage als Preisboxer gegen Julio Cesar Chavez junior gönnte sich Zbik in den mittleren Runden kleine Pausen - die letztlich dazu führten, dass er am Ende verlor. Auch an diesem Abend überlässt er seinem Gegner im Mitteldrittel die Kontrolle über den Kampf. Sturm scheint die kleine Schwäche von Zbik zu bemerken und landet wuchtige Treffer. Das linke Auge Zbiks ist nun arg geschwollen und muss in der Pause behandelt werden. Zbik wirkt ein wenig müde.

Runde 8: Nun wird Zbik wieder aktiver und schlägt sehenswerte Kombinationen. Doch die Treffer zeigen kaum Wirkung, sie sind nicht wuchtig genug. Zudem scheint sich Sturm auf seinen Gegner eingestellt zu haben. Er schützt sich permanent mit der Doppeldeckung, die er nur öffnet, um seine Führhand zum Kopf von Zbik zu schlagen - diese Schläge zeigen bei Zbik nun doch Wirkung. Eine ausgeglichene Runde, wie auch der gesamte Kampf überaus ausgeglichen und spannend ist.

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Sebastian Zbiks Trainer wirft das Handtuch:Runde 9

Boxen: Felix Sturm - Sebastian Zbik

Quelle: dapd

Runde 9: In den letzten vier Runden wird auch die Ausdauer beider Boxer eine gewichtige Rolle spielen. Die Aktionen von Sturm wirken nun überlegter, klarer und schneller, Zbik hat die Souveränität der ersten Runden verloren - womöglich ist er auch ein wenig müde nach den überaus temporeichen ersten Runden. Kein Boxer lässt sich zu wilden Schlägen hinreißen, beide agieren überaus sauber und technisch formidabel. Am Ende der Runde verliert Zbik die Balance, die Beine werden nun langsamer, sein Oberkörper auch.

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Sebastian Zbiks Trainer wirft das Handtuch:Runde 10:

Boxen: Felix Sturm - Sebastian Zbik

Quelle: dapd

Runde 10: Vor der Runde ist der Kampf vorbei - Sebastian Zbik gibt auf! Er wandert durch den Ring und schüttelt den Kopf. Sturm geht zu Zbik und gibt ihm die Hand, Zbik gratuliert. Eine feine Geste nach all den bösen Worten vor dem Kampf. In den Runden zuvor hat Sturm den Kampf dominiert, doch das Ende des Kampfes kommt nun doch ein wenig überraschend. Es ist die gemeinsame Entscheidung von Zbik und seinem Trainer Arthur Grigorian, den Kampf nicht fortzuführen.

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Sebastian Zbiks Trainer wirft das Handtuch:Nach dem Kampf

Felix Sturm v Sebastian Zbik

Quelle: Bongarts/Getty Images

Nach dem Kampf: Michael Buffer verkündet das Urteil: Zbik sei es nicht möglich gewesen, den Kampf fortzusetzen - Felix Sturm gewinnt den Kampf durch technischen K.o. vor der zehnten Runde. "Es war Werbung für den Boxsport, Sebastian ist ein toller Boxer", sagt Sturm nach dem Kampf, "er hat sich gut bewegt, war gut eingestellt und boxte sehr variabel - es war ein toller Kampf." Sebastian Zbik sagt: "Ich habe in den ersten Runden gut mithalten können, doch ich muss zugeben, dass Felix am Ende klar gewonnen hat. Keiner ist enttäuschter als ich."

© Süddeutsche.de/mane
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